Keine Flaggen am Welt-Roma-Tag

Erinnerung
Stadt Gmünd hält einen Vorschlag von Roland Kießling für nicht angemessen und hat andere Pläne am 8. April.
Schwäbisch Gmünd. Roland Kießling (86) hat sich in einem Brief direkt an den Gmünder Oberbürgermeister Richard Arnold und Landrat Dr. Joachim Bläse gewandt. Der Theologe aus Lorch schlägt vor, am Welt-Roma-Tag am 8. April entsprechende Roma-Flaggen an den Rathäusern zu hissen. Alle Berliner Teilort-Rathäuser hätten am 8. April 2024 die Roma-Fahne gehisst. Kießling bittet nun den Gmünder OB, „dem Berliner Zeichen der Solidarität mit dieser jahrhundertelang benachteiligten Volksgruppe zu folgen“ und ebenso an den Rathäusern an diese Ereignisse zu erinnern. Denn: Er selbst habe durch seine Mitarbeit in der Lernwerkstatt und im Gmünder Arbeitskreis Asyl „Einblick in die bejammernswerten Schicksalsläufe mehrerer Roma-Großfamilien gewonnen“. Nun habe er sich die Frage gestellt, weshalb „der fortschrittliche Ostalbkreis nicht auch bereits auf diesen Gedanken gekommen war“.
söl-Fraktion findet’s gut
Unterstützung bekommt der Theologe von der söl-Fraktion. „Wir würden es begrüßen, wenn Sie die Idee von Herrn Kießling aufgreifen und realisieren lassen“, schreibt Stadtrat Andreas Benk an den Oberbürgermeister. Zumal Roma heute noch Diffamierung, Diskriminierung und sozialer, ökonomischer und politischer Marginalisierung ausgesetzt und in vielen Staaten eine von der Mehrheitsbevölkerung nicht erwünschte Minderheit seien. „Auch in Schwäbisch Gmünd leben Roma, einige davon sind uns bekannt“, so Benk.
So reagiert die Stadt Gmünd Gmünds Pressesprecher Markus Herrmann stellt klar, dass es für die Stadt nicht damit getan sei, „den Tag mit einer Flagge abzuhaken. Das ist nicht angemessen.“ Stattdessen sei das ein Thema für die eigene Zeit- und Heimatgeschichte. „Unser Stadtarchivar und andere Experten werden sich damit auseinandersetzen. Wir werden an die für uns relevanten Orte gehen und an den Gedenkstätten einen Kranz niederlegen“, sagt Herrmann. Er erinnert daran, dass beispielsweise „Gotteszell eine Durchgangsstation gewesen ist“. Die historische Aufarbeitung sei aber schwierig, weil „viele Sinti und Roma bei uns nicht gemeldet waren, und wir keine Akten haben“.
Dennoch: „Wir wollen nicht nur eine Flagge aufhängen, und kaum jemand weiß, worum es geht.“
Copyright Gmünder Tagespost, 21.03.2025