Zurück in die 70er

Kürzlich hatte Oberbürgermeister Arnold einen Wahlkampfauftritt. Dazu lud er zwei Gäste ein, einer davon war Boris Palmer, der Oberbürgermeister von Tübingen. Während sich der Schwäbisch Gmünder Gemeinderat nach vielen Jahren der Diskussion mehrheitlich gegen die Umsetzung einer Planung für Gmünds erste Fahrradstraße entschieden hat, hat Tübingen in dieser Woche die vierte beheizte Fahrradbrücke eingeweiht und damit den ganzjährigen Radverkehr entscheidend vorangebracht. Nun ist Schwäbisch Gmünd nicht Tübingen und genau aus diesem Grund hat sich der Gemeinderat für seine ursprüngliche Entscheidung für eine Fahrradstraße viel Zeit genommen und diese an die Gmünder Realität angepasst. Wichtig war dabei, dass man einen guten Kompromiss findet, der natürlich etwas Mut erfordert. Dass am Ende dieses langen Prozesses nun der Mut fehlt die ursprüngliche Entscheidung zu bestätigen, ist ein Armutszeugnis und wird der Entwicklung der letzten Jahre in der Stadt nicht gerecht. Gmünd hat durch die Gartenschau von 2014 einen wichtigen Schritt nach vorne gemacht. So wurde durch viele städtebauliche Maßnahmen der Verkehr neu geordnet. Leider wurde das Fahrrad dabei innerstädtisch oft vergessen, während außerhalb Gmünds viel für das touristische Radeln getan wurde. Dabei hatte der Gemeinderat mit diversen Grundsatzbeschlüssen eigentlich festgelegt, dass sich im Sektor Verkehr nachhaltig etwas verbessern müsse. Davon scheint inzwischen bei einem Teil des Gemeinderates heute keine Rede mehr zu sein.
Die Konsequenz ist, dass Gmünd im Verkehrssektor die Klimaziele nicht nur weit verfehlen wird, sondern dass auch die Umsetzung der zukunftsweisenden Idee einer offenen Stadt mit einem hohen Anteil an Fußverkehr und Radverkehr krachend scheitern wird.
Der amtierende OB Arnold hat aus Sicht der söl-Fraktion mit seinen regelmäßigen Querschüssen gegen Radfahrende in der Stadt möglicherweise den Boden dafür genährt. Die Ablehnung der ersten Fahrradstraße in Schwäbisch Gmünd durch die CDU- und die Bürgerliste-Fraktion sowie die FDP zusammen mit der AFD bedeutet jedenfalls einen Rückfall der städtischen Verkehrspolitik in die 70er Jahre. Das Bild einer offenen und modernen Stadt Schwäbisch Gmünd kann so nicht aufrechterhalten werden. Es ist Zeit für einen Wechsel an der Spitze der Stadt.