Stadtsportlehrer: Erhalten oder einsparen?

Aus der heutigen Rems Zeitung: Bildung: Die Zukunft der Stadtsportlehrer in Gmünd steht auf der Kippe. Finanzielle Zwänge gefährden nach Abschied von Lutz Dombrowski in den Ruhestand die Neubesetzung der frei gewordenen Stelle. Könnte eine Umstrukturierung den entscheidenden Kompromiss darstellen?
SCHWÄBISCH GMÜND. Wie viele Stadtsportlehrer braucht Schwäbisch Gmünd? Drei? Zwei? Oder gar keinen? Nachdem die Stelle des scheidenden Stadtsportlehrers Leichtathletik, Lutz Dombrowski, nicht nachbesetzt werden konnte, herrscht unter den Fraktionen des Gemeinderats Uneinigkeit, ob dies in Zukunft überhaupt noch einmal versucht werden sollte. Manche fordern gar, das ganze Konzept Stadtsportlehrer auf den Prüfstand zu stellen. Die RZ hat nachgefragt.
Mehrere Fraktionen können sich nacheigener Aussage vorstellen, eine der drei Stadtsportlehrer-Stellen in Zukunft einzusparen. Am deutlichsten treten die Grünen für diese Verfahrensweise ein: Trotz der bedeutenden Rolle der Stadtsportlehrer im Sportangebot sei es „geboten, in der jetzigen Haushaltssituation die Stellenbesetzung auszusetzen“, sagt Fraktionsvorsitzender Gabriel Baum. Die Notwendigkeit des Sparens für den kommenden Doppelhaushalt sei seit der Ausschreibung der Stelle im vergangenen November noch einmal klarer zutage getreten.
Ähnlich sieht es die SPD: „Die frei werdende Stelle nicht zu besetzen, ist für uns durchaus eine Option“, äußert sich Fraktionsschefin Sigrid Heusel. Auch wenn die Stadtsportlehrer in den Vereinen und Schulen eine hervorragende Arbeit leisteten, handele es sich um eine Freiwilligkeitsleistung der Stadt.
Die Fraktion der Bürgerliste weist darauf hin, dass die Stadt Gmünd im Ergebnishaushalt rund zwölf Millionen Euro einsparen müsse, weshalb auch die Sportförderung in Höhe von etwa 680 000 Euro pro Jahr von Sparmaßnahmen „nicht verschont bleiben“ könne.
Dagegen spricht sich die CDU-Fraktion „grundsätzlich dafür aus, die Stelle perspektivisch wieder zu besetzen“. Der Stadtsportlehrer Leichtathletik sei ein wichtiger Bestandteil der sportlichen Bildungslandschaft in der „Eine Nachbesetzung wäre wünschenswert, aber der Ball liegt bei den Vereinen.“ Stadt. „Eine ersatzlose Streichung würde unweigerlich zu Einbußen in der Qualität und des schulischen Sportangebots führen“, zeigt sich Stadtrat Hannes Barth überzeugt.
Diese Gefahr sehen auch die Mitglieder der söl-Fraktion, deren Vorsitzender Sebastian Fritz erklärt: „Bei allen Sparbemühungen sind wir der Auffassung, dass immer genau abgewogen werden muss, und an der Stelle kommen wir zu der Bewertung, dass da an der falschen Stelle gespart würde.“
Peter Vatheuer von der Gruppierung der FDP/FW nennt einen möglichen Wegfall der Stadtsportlehrer-Stelle „grundsätzlich bedauerlich“, fördere der Sport doch Teamgeist, Gesundheit, Integration, Fairness und Respekt.
Keine Antwort erhielt die RZ innerhalb der gesetzten Frist von der Fraktion der AfD und der Gruppierung der „Die Partei“.
Nun ist eine neuerliche Ausschreibung der Stelle nach Auskunft von Sportamtsleiter Klaus Arnholdt derzeit zwar ohnehin nicht in Sicht. Die verbleibenden Stadtsportlehrer für Turnen und Ballsport, Helge Liebrich und Andreas Haas, werden die schulische Sportförderung sowie die Grundlagenausbildung in der Kindersportschule (KiSS) und im Gmünder Kinder-
Sport-Spaß im neuen Schuljahr auf absehbare Zeit zu zweit stemmen müssen, unterstützt von Übungsleiter Yusif Jafarov, dessen Stelle zu diesem Zweck aufgestockt wurde.
Die Fraktionen haben dennoch Vorschläge, wie bei den Gmünder Stadtsportlehrern auch für die Zukunft Klarheit geschaffen werden kann.
„Dazu wäre es sinnvoll, den bisherigen Einsatz der Stadtsportlehrer kritisch zu analysieren: Wo haben sich die Erwartungen erfüllt, wo nicht?“, regt Gabriel Baum (Grüne) an. Auch Alternativen wie die Aufwandsentlohnung von Vereinstrainerinnen und -trainern für deren Einsatz in den Schulen oder der sportlichen Grundbildung, wie es sie in Aalen gebe, müssten geprüft werden.
Laut Sigrid Heusel (SPD) „kann und sollte“ die Stelle „eingespart, aber nicht gänzlich gestrichen werden“. Sie sagt: „Vielleicht wäre es möglich, die Bereiche Turnen, Leichtathletik und Ballsport auf zwei Stellen zu verteilen.“
Eine solche Umstrukturierung ist für die Gmünder CDU derzeit keine Option. „Wir sind der Auffassung, dass Kürzungen in diesem Bereich nur das letzte Mittel sein dürfen, wenn alle anderen Einsparmöglichkeiten geprüft und ausgeschöpft wurden“, bekräftigt Hannes Barth.
Die Bürgerliste um Fraktionschef Ullrich Dombrowski sieht es als „Aufgabe aller Beteiligten“, also von Verwaltung, Stadtverband Sport und den einzelnen Vereinen, an, „hier eine für alle Seiten angemessene Lösung zu finden“.
Auf die „herausragende Bilanz“ der LG Staufen mit zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei den jüngsten Deutschen Meisterschaften, die alle aus der eigenen Nachwuchsarbeit und den KiSS-Angeboten stammen, weist Sebastian Fritz (söl) hin, der betont: „Um dieses Niveau halten zu können, braucht es die Hauptamtlichkeit.“
Peter Vatheuer (FDP/FW) spricht sich dafür aus, die Verabschiedung von Lutz Dombrowski in den Ruhestand zum Anlass zu nehmen, den „Gmünder Sonderweg“ der drei Stadtsportlehrer neu zu bewerten- „gerade auch vor dem Hintergrund der finanziellen Situation der Stadt“.
Zwar war die Stellenausschreibung am Mittwoch noch auf der Website des Württembergischen Leichtathletik-Verbands (WLV) zu finden. Im Moment laufe allerdings kein Verfahren zur Neubesetzung, erklärte Klaus Arnholdt vom städtischen Amt für Bildung und Sport auf RZ-Anfrage- die Informationen des Verbands seien hier nicht aktuell.
Eine Nachbesetzung wäre wünschenswert, aber der Ball liegt bei den Vereinen“, nimmt Arnholdt Stellung und gibt zu bedenken, dass die Stadtsportlehrer beim Stadtverband Sport angestellt sind. Die Stadt Gmünd zahlt einen Zuschuss zur Finanzierung von deren Lohnkosten; Arnholdt zufolge liegt dieser zurzeit bei 165 000 Euro jährlich. Auch die Vereine, die von der Unterstützung der Stadtsportlehrer profitieren, müssen einen finanziellen Anteil leisten, was im Umkehrschluss bedeute: „Der Mehrwert muss von den Vereinen gesehen werden“, so Arnholdt.
Als „Träger“ des Stadtsportlehrers Leichtathletik ist bislang die LG Staufen in Erscheinung getreten, der Lutz Dombrowski weiterhin als Trainer erhalten bleiben will. Aktuell, weiß Arnholdt, sei die LG jedoch dabei, sich im Rahmen eines internen Prozesses neu aufzustellen, was zur Folge habe, dass die Zukunft der Stadtsportlehrer-Stelle auch von diesem Ende her keineswegs in Stein gemeißelt sei.
Gmünder Weg der Sportbildung
Mit dem Konzept der Stadtsportlehrer verfügt Gmünd seit den 1980er Jahren über ein Alleinstellungsmerkmal. Beinahe von Anfang an dabei gewesen ist Olympiasieger Lutz Dombrowski, der von November 1992 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand am 1. September dieses Jahres fast 33 Jahre lang als Stadtsportlehrer Leichtathletik in Gmünd gewirkt haben wird. Helge Liebrich ist seit Februar 2020 als Stadtsportlehrer Turnen,Andreas Haas seit August 2023 als Stadtsportlehrer Ballsport im Einsatz.
Copyright Rems Zeitung, 29.09.2025