Engagement, Musik und Gemeinschaft: 25 Jahre Jugendkulturinitiative in Gmünd

Jubiläum der JKI: Zwei junge Frauen erzählen, warum sie sich dort engagieren. Und welche Highlights und Herausforderungen es gibt.
Schwäbisch Gmünd. Mitgestalten, sich einbringen und die Dinge selbst in die Hand nehmen: Mit der Gründung der Jugendkulturinitiative (JKI) in Gmünd vor 25 Jahren wurde ein Raum für junge Menschen geschaffen, der genau das ermöglicht. Das Jugendzentrum Esperanza wurde ein Jahr später zu einem alternativen Treffpunkt, der bald auch überregional bekannt wurde. Zwei junge Frauen erzählen, warum sie sich dort engagieren.
Als in Gmünd nichts los war
Eine der beiden ist Jule Hinderlich, 26 Jahre alt und schon seit 13 Jahren dabei. Bei der Gründung war sie ein Jahr alt. Was die Beweggründe waren, die JKI zu gründen, weiß sie trotzdem – nicht zuletzt, weil einige Gründungsmitglieder immer noch im Umfeld mit dabei sind.
Um die Jahrtausendwende sei für Jugendliche, die mit „Mainstream-Freizeitangeboten“ nicht viel anfangen konnten, in Gmünd einfach nichts los gewesen. „Da haben sie nicht viel gemeckert, sondern selbst angefangen etwas zu tun“.
Das Esperanza macht sich einen Namen
Durch gute Kontakte und viel Engagement erlangte das „Espe“ über die Jahre einen ganz besonderen Ruf, der es in ganz Deutschland – und auch international bekannt machte. Punk, Ska, Reggae, Hip-Hop: Unzählige Konzerte habe es über die Jahre gegeben, auch von Bands, die normalerweise eher in größeren Städten spielen. „Wir hatten oft Bands hier, die auf ihrer Tour Termine in Berlin, Hamburg oder Frankfurt gespielt haben – und eben bei uns in Schwäbisch Gmünd“, sagt Hinderlich stolz. „Das ist für so ein kleines Städtle schon besonders.“
Es habe unzählige besondere Auftritte gegeben. Der in Mutlangen geborene Rapper Cro (vor seinem großen Durchbruch), die bekannte Deutschpunkband Feine Sahne Fischfilet und die legendären US-Rapper von Dead Prez waren beispielsweise auf der kleinen Bühne zu Gast. „Es waren aber auch schon Bands aus Ländern wie Südkorea oder Indonesien hier“, berichtet Hinderlich.
Um die Kosten für Konzerte möglichst gering zu halten, werde selbst angepackt: „Wir machen hier alles selbst“, betont Hinderlich. Selbst bei der Renovierung oder beim Catering. „Für die Bands machen wir fast immer Spätzle. Und übernachten können sie auch mal bei uns zu Hause auf dem Sofa.“
Größte Krise in der Corona-Zeit
Schlimm sei es in der Corona-Zeit gewesen: „Keine Veranstaltungen, kein Austausch – es ist so viel weggefallen in der Zeit“, erinnert sich Hinderlich. Junge Menschen mussten zu Hause sitzen und konnten einfach nicht raus. Zum Glück seien direkt danach viele neue junge Gesichter bei der JKI aufgetaucht, die nach Zeiten der Entbehrung endlich wieder raus konnten.
Eine davon ist Antonia Ershov. Die 20-Jährige hat nach Corona vieles nachzuholen: „Es war schrecklich. Nicht raus zu können, keine Freundinnen und Freunde treffen, keine Möglichkeit sich einzubringen und etwas aktiv mitzugestalten – das war schon hart“, sagt sie. Jetzt wolle sie vieles nachholen. Sie erzählt beispielsweise von einem neu eingeführten Awareness-Team, das bei Events schaut, dass es allen gut geht und sie „sicher feiern, tanzen und Spaß haben können“. An der JKI schätzt sie, dass alle dort willkommen sind – auch unabhängig vom Geldbeutel: „Es gibt bei uns keine Mitgliedsbeiträge. Wir wollen wirklich, dass sich jede und jeder bei uns einbringen kann“, sagt Ershov.
Positiver Blick in die Zukunft
Beide sehen optimistisch in die Zukunft: Es soll weiterhin viele Konzerte geben – aber auch Infocafés zu gesellschaftlichen Themen. „Wir wollen Menschen einladen, die mit uns über relevante gesellschaftliche Themen, wie etwa Feminismus oder Demokratieförderung, diskutieren“, sagt Hinderlich. „Wir haben auf jeden Fall noch viel vor und freuen uns auf die nächsten 25 Jahre“.
Jugendkulturinitiative Schwäbisch Gmünd (JKI)
Öffnungszeiten & regelmäßige Angebote:
Montags, 19 Uhr – Öffentliche Sitzung der JKI
1. Donnerstag, 19 Uhr – Info-Café
3. Donnerstag, 19 Uhr – Internationale Jam-Session
1. & 3. Donnerstag, 18 Uhr – Foodsharing
2. & 4. Donnerstag, 15–17 Uhr – Eltern-Kind-Treff „Oststadtpiraten“
Vielfältige Veranstaltungen und Konzerte, vor allem an den Wochenenden. Aktuelle Infos gibt es hier
Copyright Gmünder Tagespost, 27.09.2025