Der „Fahrrad-Highway“ ist weitgehend fertig
Rems Zeitung Schwäbisch Gmünd:
Mobilität: Lange musste man auf eine vernünftige Radwegverbindung zwischen der Gmünder Innenstadt und der Gemeinde Mutlangen sowie dem Stadtteil Wetzgau-Rehnenhof warten. Ofiziell eingeweiht ist das interkommunale Projekt noch nicht, wird aber schon befahren.
SCHWÄBISCH GMÜND/MUTLANGEN. Zwar ist das Thema „Radwege“ durch den Klimawandel in den Fokus gerückt – die Forderung nach einer vernünftigen Verbindung
für Radfahrer zwischen der Gmünder Innenstadt und der Gemeinde Mutlangen
beziehungsweise dem Stadtteil WetzgauRehnenhof reicht jedoch schon Jahrzehnte zurück. Denn speziell aus diesen Orten ist es nur ein „Katzensprung“ ins Zentrum – wo jedes Auto, das dort nicht fährt und keinen Parkplatz braucht, Entlastung bringt. Das Problem dabei war immer der Höhenunterschied – und den konnte auch der interkommunal und mit umfangreichen öffentlichen Zuschüssen des Bundes realisierte neue Radweg durchs „Bauernhölzle“ nicht wegzaubern. Der neue „Fahrrad-Highway“zwischen der Becherlehenstraße in Gmünd und der Gmünder Straße
in Mutlangen wurde nämlich auf der bestehenden Trasse eines Waldwegs geführt und ist nach wie vor relativ steil. Flacher und bequemer wird es erst zwischen der Gmünder Straße und dem Tanzsportzentrum Disam, wo der Radweg in einer großen Schleife um den Park des Stauferklinikums als Tangente am Hang entlang verläuft.
Die ofizielle Einweihung steht noch aus (laut Gmünder Stadtverwaltung wohl im Oktober), aber seit der Asphaltbelag aufund die Linien angebracht wurden, nutzen bereits Radfahrer diesen Weg. Zu ihnen gehört der Gmünder Stadtrat Sebastian Fritz, der berulich zwischen Wetzgau und
Hussenhofen pendelt und auch sonst fast nur mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs ist. Schon x-mal habe er den neuen Weg rauf und runter ausprobiert und sei froh, dass dort deutliche Markierungen angebracht wurden. „Die eigentlich gewünschte Beleuchtung wurde zwar nicht realisiert, aber die weißen Linien sorgen wenigstens dafür, dass der Verlauf des Wegs auch bei Dunkelheit besser zu erkennen ist!“ Selbst hat die Mutlanger Bürgermeisterin Stephanie Eßwein die fast fertige Verbindung noch nicht getestet. Kinder, die im Rahmen des Ferienprogramm dort waren, seien
allerdings voll begeistert gewesen. Weil er wegen eines Unfalls noch nicht ganz fit ist, muss Jürgen Stemke derzeit auf echte sportliche Herausforderungen mit dem Rad verzichten. Den Weg in seiner
neuen Form hat er sich als Fußgänger aber schon genau angeschaut und spricht von einer „deutlichen Verbesserung“. Stemke ist von Beruf Ingenieur und fungiert als Rad- und Fußwegkoordinator der Stadt.
„Die Querung der Gmünder Straße ist wohl die schönste und beste, die wir hier weit und breit haben“, adressiert er ein Lob an die Planer. Und trotz der Steigung ist Stemke überzeugt, dass diese Strecke sehr gut angenommen wird. „Sportliche Leute schaffen das ja sogar mit ganz normalen
Rädern ohne Schieben.“ Mit dem E-Bike gehe es sogar recht bequem, sagt er.
Das gilt für die Strecke bergauf. Abwärts sehen manche private Nutzer, die den neuen Weg schon ausprobiert haben, allerdings gewisse Risiken. „Man bekommt dort schon ein lottes Tempo drauf“, beschreibt ein Bürger aus Mutlangen die potenzielle Unfallgefahr in den engen Kurven. Weil es
sich um einen gemeinsamen Fuß- und Radweg handelt, könnte es auch ähnliche Nutzerkonlikte geben wie man sie von der Klepperle-Trasse zwischen Gmünd und Göppingen kennt. Eine Einschätzung, die laut Sebastian Fritz nicht einfach von der Hand zu weisen ist. Wenn Verkehrsteilnehmer mit sehr unterschiedlicher Geschwindigkeit auf der gleichen Fläche unterwegs
sind, führt dies erfahrungsgemäß eher zu Kollisionen, als wenn jeder seinen eigenen Bereich hat. Darauf hat der Gmünder Agenda-Arbeitskreis Mobilität immer wieder aufmerksam gemacht. Fritz, der im Gmünder Gemeinderat zu den stärksten Protagonisten des Radverkehrs zählt und auch bei „Critical-Mass“-Demos an vorderster Front mitmischt, appelliert in diesem Zusammenhang an die Vernunft und die gegenseitige Rücksichtnahme. Dies gelte letztlich auch für die Becherlehenstraße, wo Anwohner schon länger monieren, dass sie wegen zu schnell fahrender Radler nur noch mit Mühe aus ihren Grundstücken ausfahren können.
Mit Spannung wird von den künftigen Nutzerinnen und Nutzern der kommende Winter erwartet. Rainer Aichele – ehemaliger Stadtrat und „Urgestein“ des Allgemein Deutschen Fahrradclubs (ADFC) – hatte schon vor Baubeginn daran erinnert, dass die Zuschussgeber aus Berlin eine
ganzjährige Nutzung erwarten und die Fördermittel an diese Bedingung knüpfen. Ein verlässlicher Winterdienst gilt aufgrund der Steigung als Herausforderung.
Was noch fehlt, so die Rad-Protagonisten aus Gmünd, ist eine richtig gute Weiterführung des Wegs in beiden Richtungen. Soll heißen vom Parkhaus des Klinikums bis zum Rehnenhof und vom „Wilden Mann“ (Einmündung in die B 298 bei der Moschee) in Richtung Bahnhof.
Copyright Rems Zeitung, 14.09.2023