Der Rat der Experten: die Autos aus der Stadt drängen
Gmünd, der Verkehr und ganz viele Zahlen: Das Auto dominiert, die Planer empfehlen „Push-Faktoren“ und haben zehn Jahre Stillstand registriert.
Schwäbisch Gmünd
Das wichtigste Verkehrsmittel der Gmünder ist das Auto: Rund die Hälfte aller Wege in der Stadt werden mit dem Pkw zurückgelegt. Auf dem Weg zur Arbeit nutzen sogar zwei Drittel der Einwohner das Auto. Eine Studie zum Mobilitätsverhalten in Gmünd hat das ergeben – und vieles mehr. Eine weitere Studie gibt’s zudem zur E-Mobilität – 2023 soll noch ein Verkehrskonzept erstellt werden. Einige Ergebnisse in Schlaglichtern:
Wie oft Gmünder unterwegs sind: 2722 Bürger hat das Büro PB Consult 2021 im Auftrag der Stadt befragt. 7771 zurückgelegte Wege sind dabei erfasst worden. Die Gmünder sind in der Mehrzahl mobil: An einem durchschnittlichen Tag verlassen 84 Prozent der Bevölkerung das Haus. Im Mittel sind sie 63 Minuten unterwegs und legen dabei im Schnitt 23 Kilometern zurück.
Das Auto dominiert: 49 Prozent der Gmünder fahren mit dem Pkw, 13 Prozent sind Mitfahrer. Noch mehr dominiert das Auto, wenn man nur nach dem Weg zur Arbeit fragt: Da sitzen die Gmünder in über zwei Drittel aller Fälle am Steuer eines Pkw.
Rund ein Fünftel der Strecken wird zu Fuß absolviert. „Der Anteil des Fußverkehrs in der Kernstadt ist relativ hoch, was positiv zu bewerten ist“, meint Franziska Groß vom Büro PB consult. Der Anteil an Fahrradfahrten liegt in Gmünd bei 9 Prozent aller Verkehrsbewegungen, das ist deutlich weniger als etwa in Stuttgart (26 Prozent). Der Öffentliche Nahverkehr liegt nur bei 6 Prozent. Viel Luft nach oben gibt es aus Sicht der Planer bei Car- oder Bike-Sharing-Angeboten. Nur zwei Prozent der Kernstadt-Bewohner haben eine Carsharing-Mitgliedschaft.
Ziehen und drücken: „Ziel der Stadt Gmünd muss es sein, die Wege, die mit dem motorisierten Individualverkehr zurückgelegt werden, auf den Umweltverbund zu verlagern.“ So ist ein Fazit der Planer. Weil der „MIV“ den höchsten Flächenverbrauch aller Verkehrsträger und „ein hohes Maß an Emissionen“ habe. Dies gelinge durch so genannte „Push- und Pull-Maßnahmen“.
Pull heißt ziehen: Die Verkehrsmittel Rad, Fuß und ÖPNV sollen attraktiver gemacht, also anziehender werden. Push heißt drücken: Autos und Co. sollen also aus der Stadt gedrängt werden durch Einschränkungen: indem Straßenraum neu verteilt wird, Parken teurer und Parkplätze knapper werden, auch Zufahrtsbeschränkungen und Geschwindigkeitsreduzierungen empfehlen die Planer. Franziska Groß: „Ohne die Push-Faktoren, die den Autofahrern wehtun, wird es nicht gehen.“
Zehn Jahre nichts geändert: Fortschritte im Hinblick auf ökologisch verträglichere Verkehrsmittel hat es in Gmünd im letzten Jahrzehnt nicht gegeben, das zeigen Zahlen von 2010 und 2020 im Vergleich. Die Anteile von Radverkehr und Öffentlichen sind mit neun und sechs Prozent exakt gleichgeblieben, nach wie vor werden rund 60 Prozent der Fahrten Motorfahrzeugen absolviert, ein „sehr hoher Anteil im Stadtgebiet“, so die Fachleute. Stark belastet wird dadurch das Stadtzentrum: Dort schätzen die Planer den Anteil motorisierter Fahrzeuge am Durchgangsverkehr als „sehr hoch“ ein.
Copyright Gmünder Tagespost, 21.07.2022