„Freier sind Täter“: Käuflicher Sex Thema im Rathaus
Schwäbisch Gmünd. Wer in Schweden zu einer Prostituierten geht und für sexuelle Handlungen bezahlt, wird bestraft. So sollte es auch in Deutschland gehandhabt werden, sagen Dr. Constance Schwarzkopf-Streit (FWF) und Brigitte Abele (Bürgerliste). Denn „Freier sind Täter“, da sie in Kauf nehmen würden, dass durch ihr Handeln Menschen, die sich prostituieren, psychisch „kaputt gehen“. Daher sei Deutschland gut beraten, auch hierzulande das schwedische Modell einzuführen.
Auslöser für Schwarzkopf-Streits und Abeles Aussagen war der Sachstandsbericht zum Thema Prostitution in Schwäbisch Gmünd, den Elke Heer, Beauftragte für Chancengleichheit bei der Stadt, am Mittwochabend im Gemeinderat vortrug. Demnach seien derzeit in Schwäbisch Gmünd drei Wohnungen angemietet, als Prostitutionsort angemeldet und an Prostituierte untervermietet. Das „Gewerbe“ dort sei ordnungsgemäß angemeldet worden und erfülle die Auflagen des Prostituiertenschutzgesetzes. Dieses bundesweit geltende Gesetz jedoch, fügte Heer hinzu, sei für sie persönlich nicht mit den in Deutschland geltenden Definitionen der Menschenwürde und der Gleichberechtigung vereinbar. Ebenso wenig mit der Gmünder Charta der Gemeinsamkeiten. Daher bedürfe es Veränderungen und Verbesserungen. Dies sei allerdings Aufgabe des Bundes, da Schwäbisch Gmünd als Kommune beim Thema Prostitution „nur punktuell eingreifen“ könne.
„Was können wir tun?“, wollte Peter Vatheuer (FDP/FW) wissen. Eine Antwort erhielt er von Gmünds Erstem Bürgermeister Dr. Joachim Bläse: „Präventive Maßnahmen ergreifen.“ An den Schulen zum Beispiel. Damit die Jugend früh lerne, dass Menschen „nicht als Objekt behandelt oder gesehen“ werden sollten. Ein Ansatz, den Daniela Dinser (CDU) und Dr. Andreas Benk (Linke) in ihren jeweiligen Wortmeldungen begrüßten. Allerdings, betonte Karl-Andreas Tickert (Bündnis 90/Die Grünen), seien nicht nur Schulen gefordert, sondern auch Eltern. Denn diese wüssten oft nicht, „was ihre Kinder eigentlich alles auf ihren Handys haben“.
Einig waren sich Gmünds Stadträte darin, dass ein gesetzliches Verbot der Prostitution kontraproduktiv wäre, da sich das „Gewerbe“ dann anonym im Untergrund abspiele. Dies gelte es zu verhindern. Tim-Luka Schwab (SPD) schlug daher vor, eine Resolution zu verabschieden, um die Bundesregierung in Berlin dazu zu bewegen, das Prostituiertenschutzgesetz zu ändern.
© Gmünder Tagespost 29.01.2020 19:52