„Fridays for Future“ in Gmünd: „Klima ist im Rathaus nicht wichtig“
Deutliche Kritik an Stadtverwaltung und Politik bei der Demonstration von „Fridays for future“ auf dem Marktplatz.
Schwäbisch Gmünd. Um die Umwelt zu retten, müssten rasch deutliche Maßnahmen ergriffen werden. Auf diese Mahnung vieler Wissenschaftler wiesen die Redner bei der Demonstration der Organisation „Fridays for future“ (FFF) zum Weltklima-Streik am Freitag auf dem Marktplatz hin.
Schätzungsweise 130 Menschen waren bei der Demonstration dabei. Als die Klima-Demonstrationen vor dreieinhalb Jahren in Gmünd begannen, waren die Teilnehmerzahlen höher, erinnerte BUND-Regionalgeschäftsführer Andreas Mooslehner. Nun versuche eine neue Generation engagierter junger Leute den Kampf um mehr Klimaschutz weiterzutragen. Dabei beginne dieser Kampf gerade in den Städten und Gemeinden.
Ziemlich weit hinten
Mooslehner erinnerte daran, dass der Gmünder Gemeinderat 2019 die Ausrufung des Klimanotstands abgelehnt habe. Der heutige Erste Bürgermeister Christian Baron habe damals als CDU-Stadtrat von einem „Notstandstheater“ gesprochen. Und auch heute sei „die Stadtspitze nicht überzeugt, dass die Hütte brennt“. Mooslehner: „Gmünd macht weiter wie bisher und ein bisschen Klimaschutz nebenbei.“ So sei die Stadt zwar Mitglied des Klimabündnisses geworden, stehe jedoch bei der Zahl der Maßnahmen weit hinten in der Liste der Mitglieder.
Dabei unterstrich Marco Ponzer von der FFF-Regionalgruppe Ostalb, dass die Zeit knapp wird. Viele Wissenschaftler seien überzeugt, dass beim Klima bereits einige Kipppunkte erreicht sind – Punkte, ab denen unumkehrbare Entwicklungen möglich seien wie der Anstieg des Meeresspiegels um mehrere Meter oder drastische Temperaturveränderungen. Den Klimaschutz auf „irgendwann“ zu verschieben, sei ein Weg in die Katastrophe. Ponzer forderte die Politik zum entschlossenen, raschen Handeln auf, zum Beispiel durch ein Sondervermögen für den Klimaschutz. Bisher jedoch habe man den Eindruck, „der Politik ist es nicht wirklich ernst“ mit dem Klimaschutz.
Madlen Kurt, ebenfalls Mitglied der FFF-Regionalgruppe, warnte davor, die Krisen gegeneinander auszuspielen. In viel mehr Maßnahmen, forderte sie, müssten Sozial- und Klimapolitik verwoben werden – gerade in der derzeitigen Phase der hohen Inflation und enormen Preissteigerungen. Ein Beispiel sei das Neun-Euro-Ticket gewesen, ein enormer Erfolg in diesem Sommer. Warum, fragte sie, habe die Politik nicht unmittelbar ein Nachfolge-Angebot nachgeschoben. Stattdessen müssten viele private Haushalte jeden Euro umdrehen, während Ölkonzerne satte Gewinne scheffelten.
Die Zuhörerschaft bei der Freitags-Demo war, auch vom Alter her, bunt gemischt. Gruppen wie zum Beispiel „Omas for future“ machten mit Transparenten wie „Handeln! Aus Liebe zu unseren Enkeln“ auf sich aufmerksam. Nach der Kundgebung auf dem Marktplatz zogen die Demo-Teilnehmer zum Bahnhof.
Copyright Gmünder Tagespost, 24.09.2022