Grünkraft soll Gmünder Westen stärken
Aus der heutigen (Copyright Rems Zeitung, 22.03.2024) Rems Zeitung:
Stadtplanung: Noch ist es Zukunftsmusik, doch im Bauausschuss der Stadt hat Planer Tom Macht gezeigt, wie aus den Plänen für den
westlichen Stadteingang Realität werden könnte. Somit entstand ein erster Eindruck wie ein Rahmenplan aussehen könnte.
SCHWÄBISCH GMÜND. Eines vorweg: Noch sind die Pläne für den westlichen Stadtzugang reine Zukunftsmusik. All die bunten Kästchen, Beispielbilder und Zeitpläne, die den Mitgliedern des Bauaussschusses zeigen sollten, wie sich die Stadt Richtung Lorch präsentieren könnte, haben noch keinen keinen endgültigen Charakter. Basis ist ein Wettbewerb, den ein junges Planerteam um Tom Macht aus Dresden 2021 gewonnen hatte. Diese ließen nun in einen Rahmenplan ein. „Viriditas ante portas“ nennt sich das Konzept: „Grünkraft vor den Toren.“ Und das mit dem Grün nimmt der Entwurf ernst, obwohl mit der Bahnlinie und der Lorcher Straße zwei viel genutzte Verkehrsachsen das Gebiet, das zwischen dem Hang des Nepperberges, der Rems im Süden und der Innenstadt mit dem Bahnhof und dem Remspark im Osten liegt, trennen. Im Westen schließt sich das
Gewerbegebiet Lorcher Straße an. Zudem liegt in dem Bereich die Decke des Einhorntunnels, die nicht bebaut werden darf. In fünf Einzelquartiere hat Macht das Gebiet aufgeteilt. Der Grüne Wall zur Stadt hin könnte mit begrünten Fassaden punkten, Streuobstwiesen und Urban Farming, dazu ein Mitmachpark. Außerdem wären hier sportliche Aktivitäten möglich. Der Verkehr soll in Quartiersgaragen aufgefangen werden, in die auch Fahrradstellplätze, Leihstationen oder auch Werkstätten integriert werden. Das Ganze aus Kostengründen oberirdisch. Denn, wie Baubürgermeister Julius Mihm später anmerkte: „Wenn wir bezahlbaren Wohnraum schaffen wollen, dann geht das nur ohne Tiefgaragen, aber wir können ja nicht auf das Auto verzichten.“ Auch wenn Macht von Blockbebauung spricht, meint er damit nicht seelenlose Bauten, sondern eine kleinteilige Bebauung, die eine gestalterische Vielfalt bei Fassaden und Materialien ermöglichen soll.
Im so genannten Bifora-Quartier gibt es bereits viele Brachflächen. Das Bifora-Gebäude soll erhalten bleiben, die Bifora-Hallen könnten erweitert werden und so eine neue Verwendung finden. Ohnehin will Macht keinen Totalabriss der Gebäude, sondern retten, was sinnvoll zu retten ist. Zumal die Entwicklung über viele Jahre gehen wird, immer in enger Abstimmung mit den Grundstückseigentümern und den
Nutzern. Auch hier könnet Wohnraum entstehen, die Gebäude sollen klare Kante zu den Verkehrsflächen zeigen, aber zum Grün hin geöffnet werden. Der Mühlbach könnte hier wieder reaktiviert werden. Im Gleispark an der Nepperbergstraße wäre der Platz für ein großes Gewerbegebäude, im Bereich Stuttgarter Straße könnte das Zapp mit Gewerbegebäuden erweitert werden, ein Werkhof, in dem sich beispielsweise verschiedene Handwerksbetriebe ansiedeln könnten, wäre hier ebenfalls denkbar. Bliebe das Westquartier, das Platz für eine Erweiterung des Bus-Depots bietet.
Doch auch Gewerbe- und Wohngebäude sind nach Worten Machts hier denkbar. Er präsentierte auch zusätzliche Nutzungsideen, beispielsweise könnten auf den Dächern Gewächshäuser stehen oder, wie in manchen Städten bereits üblich, Kinderspielplätze. Herzstück ist aber eine grüne Verbindung vom Nepperberg über die Bahn, die Rems hinüber zum Siechenberg. So soll die trennende Wirkung von Bahn, Straße und
Fluss gemindert werden. Diese Verbindung nannte Mihm und einige Räte besonders zentral für das Konzept. Nun sind Konzepte das Eine, die Umsetzung das Andere. Auch hier gab Macht bereits einen Ausblick. So wäre es möglich, im Bifora-Quartier zu beginnen und schrittweise die Brachflächen zu bebauen. Gleichzeitig könnten auch die vorhandenen Nutzer ihre Planungen vorantreiben und möglicherweise auch schrittweise ihr
Gebäude umbauen. 13,2 Hektar ist das Gebiet groß, das es zu überplanen gilt. Dort könnten 440 Wohnungen zwischen 40 und 150 Quadratmeter für ungefähr 920 Menschen entstehen. Insgesamt wären dies 48.000 Quadratmeter neue Wohnfläche. 37.000 Quadratmeter neue Gewerbeflächen wären ein weiteres Ergebnis. Trotz der dann verdichteten Bebauung könnten drei Hektar Fläche entsiegelt werden, zudem gibt 3,45 Hektar Grünflächen, davon 4.800 Quadratmeter Spiel- und Sportlächen. „Der Weg ist lang, aber es ist ein robustes Konzept für die nächsten Jahrzehnte“, schloss Macht seinen Vortrag. Zumindest die ersten Reaktionen der Ausschussmitglieder signalisieren, dass sie bereit sind, diesen Weg mitzugehen. Martin Bläse (CDU) zeigte sich regelrecht euphorisch: „Wir könnten uns bis 24 Uhr darüber unterhalten. Da sind viele gute Ideen drin.“ Karl Miller (Grüne) lobte
Macht, weil ihm anzumerken sei, mit welcher Begeisterung er diesen Entwurf lebe.
Andreas Benk (s.ö.l.) lobte das Umdenken in Sachen Nachhaltigkeit, das dieser Entwurf habe. Auch wenn er durchaus bemängelte, dass der Entwurf nicht mehr so klar sei, wenn es beispielsweise darum geht, das Quartier autofrei zu halten.
Auch von Mihm gab es Lob für den Entwurf. Er hob die kleinteilige Bebauung hervor, dazu könnte auch die vorhandene Bebauung integriert werden. Insgesamt sei somit an dieser Stelle eine unterschiedliche und größere Eigentümerschaft möglich. Allerdings steht über dem prächtigen Plan ein wichtiger zentraler Satz: Es ist ein Rahmenplan und dieser wird nie 1:1 ungesetzt.
Copyright Rems Zeitung, 22.03.2024