Heißer als Detmold, cooler als Heilbronn
Aus der heutigen Rems Zeitung: Umwelt: Mehr Stadtgrün, weniger Flächenversiegelung – das fordern mehrere Gmünder Gemeinderatsfraktionen. Der Hitzecheck der
Deutschen Umwelthilfe zeigt allerdings: So schlecht schneidet Schwäbisch Gmünd in diesen Aspekten gar nicht ab.
SCHWÄBISCH GMÜND. Die vergangenen Tage haben es mal wieder gezeigt: Hohe Temperaturen plus Sonnenschein plus viel Stein und Beton ergibt unangenehm heißes Klima auf dem Gmünder Marktplatz. Doch es muss Städte geben, in denen es schlimmer ist. Das legt zumindest der Hitze-Check der Deutschen Umwelthilfe (DUH) nahe, der nun veröffentlicht wurde.
190 deutsche Städte mit mehr als 50.000 Einwohnerinnen und Einwohnern wurden dafür von der DUH untersucht, Grundlage sind die neuen Daten der Potsdamer Luftbild Umwelt Planung GmbH im Auftrag der DUH. Dabei spielten folgende Kriterien eine Rolle: Wie viel Prozent der Stadtfläche
sind versiegelt? Im deutschen Durchschnitt sind es 45 Prozent der Fläche, diese Zahl diente als Bewertungsgrundlage. Wie viele Kubikmeter Grün (Bäume, Büsche oder Blühstreifen) gibt es pro Quadratmeter Fläche? Ein durchschnittlich hoher Laubbaum etwa hat ein Grünvolumen von etwa 3400 Kubikmetern. In den beiden Kategorien wurden dann jeweils an jede Stadt rote, gelbe und grüne Karten vergeben. Rot bedeutet: Versiegelung von mehr als 50 Prozent der Fläche oder Grünvolumen von weniger als zwei Kubikmetern pro Quadratmeter. Gelb bedeutet: Versiegelung von 45 bis 50 Prozent der Fläche oder Grünvolumen von zwei bis vier Kubikmetern pro Quadratmeter. Grün bedeutet: Versiegelung von weniger als 45 Prozent der Fläche oder Grünvolumen von mehr als vier Kubikmetern pro Quadratmeter.
Bei der Gesamtauswertung wurde dann die Flächenversiegelung etwas stärker gewichtet. Insgesamt erhielten 24 Städte eine rote Karte, 82 eine gelbe Karte und 84 eine grüne Karte. Unter den 84 Städten mit grüner Karte ist auch Schwäbisch Gmünd. Mit 44,85 Prozent Versiegelung und 4,36
Kubikmetern Grün pro Quadratmeter Fläche bekommt die Stauferstadt in beiden Kategorien eine grüne Karte. In puncto Versiegelung liegt sie also ziemlich genau im Bundesdurchschnitt. Zum Vergleich: Aalen holt mit 48,63 Prozent Versiegelung und 3,63 Kubikmetern Grün pro Quadratmeter Fläche zwei gelbe Karten. Am schlechtesten schneiden Ludwigshafen am Rhein, Heilbronn und Regensburg ab, die besten Werte erreichen Potsdam, Ratingen und Detmold. In letzterem sind 35,51 Prozent der Fläche versiegelt, zugleich gibt es 4,10 Kubikmeter Grün pro Quadratmeter Fläche.
Die Bundesgeschäftsführung der DUH bezeichnet den „anhaltenden Trend zu mehr Beton und weniger Grün“ als „alarmierend“. „Statt zu lebenswerten Orten der Erholung entwickeln sich unsere Städte in Hitze-Höllen.“
Nun waren die Themen Stadtgrün und Flächenversiegelung in den vergangenen Jahren immer wieder heiß diskutierte Themen im Gmünder Gemeinderat. Besonders die Grünen und die söl-Fraktion wiesen wiederholt darauf hin, dass sich viele Teile der Innenstadt – beispielsweise der Marktplatz, Münsterplatz oder die Bocksgasse – im Sommer zu Hitze-Inseln entwickeln.
Wer diese Orte im Hochsommer erlebt hat, wird ihnen wohl recht geben. Woher dann also die vergleichsweise guten Werte beim Hitze-Check? Zum einen wurde natürlich nicht nur
die Gmünder Innenstadt bewertet, sondern die gesamte Stadt einschließlich der Teilorte. „Im Falle der Versiegelung untersuchen wir die Siedlungs- und Verkehrsflächen, die Ortslagen inklusive Stadtparks und Industrie und Gewerbeflächen drum herum“, erläutert Sascha Gey von der Luftbild Umwelt Planung GmbH. „Für das Grünvolumen betrachten wir das direkte Wohnumfeld mit circa einem Kilometer Umkreis.“
Das erklärt laut Grünen-Stadtrat Gabriel Baum auch, warum Schwäbisch Gmünd – trotz aller Diskussion um Hitze-Inseln – so gut abschneidet. „Gmünd ist flächenmäßig recht groß, zwischen den Teilorten findet sich viel Grün.“ Hinzu komme die Lage in einem Tal: Die Hänge sind nicht oder kaum bebaut, stattdessen findet sich dort oft Wald. „Insgesamt ergibt das eine ordentliche Menge an Grün.“ Auch das Remsufer oder der Stadtgarten trügen dazu bei.
Sebastian Fritz von der söl nennt noch das Taubental als wichtigen Faktor, den es auch zu schützen gelte. „Gleiches gilt für die Schapplachhalde. Da besteht die Sorge, dass, wenn einmal gebaut wird, man es nicht mehr stoppen kann.“ Die Hitze-Inseln in der Innenstadt seien trotzdem nach wie vor ein Thema, betont Baum. Genau um die gehe es seiner Fraktion auch. „Wir sollten definitiv wertschätzen, was wir schon haben. Aber nur, weil Gmünd im Hitze-Check so gut abschneidet, sollte man sich nicht darauf ausruhen. Insbesondere, da sich der Klimawandel in den kommenden Jahren noch verschärfen wird.“
Copyright Rems Zeitung, 31.07.2024