Die Kinderbetreuung ist zu teuer in Gmünd!“ So lautet der Betreff des Briefes, mit dem sich Dr. Elena Hoffman aus Schwäbisch Gmünd an Oberbürgermeister Richard Arnold gewandt hat. Als Mutter von drei Kindern klagt sie auch im Namen der Elternbeiräte der Kinderinsel auf dem Rehnenhof und weiterer Eltern, die ihre Kinder in anderen Gmünder Betreuungseinrichtungen haben: „Die Kitagebühren wurden in Schwäbisch Gmünd in den letzten Jahren massiv erhöht.“ Dies betreffe vor allem den Krippenbereich, wo Eltern aktuell monatlich bei einem Kind 658 Euro für 10,5 Stunden Betreuung pro Tag bezahlen – ohne Essen. Im Kindergartenjahr 2014/2015 seien es knapp 200 Euro weniger gewesen.
Gmünd erhebe somit deutlich höhere Krippengebühren als andere Kommunen. „Selbst in der Stadt Stuttgart sind die Gebühren viel günstiger“, kritisiert Nico Barthel, stellvertretender Elternbeiratsvorsitzender des Kindergartens Pfiffikus in Großdeinbach. Sein zweijähriger Sohn geht dort in die Kindertagesstätte. Seine Tochter soll die Einrichtung ab Herbst besuchen, weil seine Frau wieder arbeiten gehen wird. Aktuell zahlt die Familie 279 Euro monatlich für sechs Stunden Betreuung pro Tag, für beide Kinder sind es dann 558 Euro. In Stuttgart würde Familie Barthel aktuell 154 Euro bezahlen, mit beiden Kindern in Betreuung 308 Euro.
Selbst in der Stadt Stuttgart sind die Gebühren viel günstiger.
Auch in vergleichbar großen Städten zahlen die Eltern deutlich weniger Gebühren für einen Kita-Platz, hat Elena Hoffman recherchiert: Ausgehend von einem Kind in der Familie und einer Betreuung von 10,5 Stunden pro Tag verlangt die Stadt Schwäbisch Gmünd 658 Euro. Das bezahlt auch, wer sein Kind zehn Stunden in der Betreuung hat, denn in städtischen Kindertagesstätten können nur neun oder 10,5 Stunden gebucht werden, erklärt Klaus Arnholdt, Leiter des Amts für Bildung und Sport. Aalen verlangt für täglich zehn Stunden Betreuung monatlich 492 Euro, Schorndorf 558 Euro, Göppingen 204 Euro und Mutlangen 451 Euro. Künzelsau etwa erhebt seit Januar 2019 gar keine Betreuungsgebühren mehr für den Kita-Besuch – wie es auch in anderen Bundesländern bereits Praxis ist. „Leider ist Baden-Württemberg eines der letzten Bundesländer, das Kitagebühren noch nicht abgeschafft hat und auch keine Pläne in diese Richtung hat“, schreibt Elena Hoffman in ihrem Brief an den Oberbürgermeister.
Als Finanz- und Sozialbürgermeister hat ihr Dr. Joachim Bläse geantwortet. „Die Stadt Schwäbisch Gmünd orientiert sich bei der Höhe der Elternbeiträge an einem vom Städtetag Baden-Württemberg erarbeiteten Richtwert“, schreibt er. Laut diesem sollen die Kommunen die Gebühren so festlegen, dass diese 20 Prozent der Kosten decken. In Gmünd seien dies jedoch nur knapp 14 Prozent, wie Klaus Arnholdt erklärt. 18,2 Millionen Euro habe die Betreuung von Kindern unter und über drei Jahren in städtischen und kirchlichen Einrichtungen im Jahr 2018 gekostet. 1,07 Millionen Euro wurden dabei über Elternbeiträge finanziert, 8,08 Millionen Euro kamen vom Land, rund 400 000 Euro über einen Kostenausgleich, etwa wenn Eltern aus anderen Kommunen ihre Kinder in Gmünder Einrichtungen geben. Weniger Gebühren zu erheben, das lasse die Finanzlage der Stadt nicht zu, macht Joachim Bläse deutlich. Das Land oder der Bund müssten die Kosten dafür übernehmen. Auch Elena Hoffman meint, „ich finde es unmöglich, wie die Kommunen von Bund und Land im Stich gelassen werden“.
Ich verstehe die Eltern vollkommen.
Doch sie findet es unfair, dass die Städte dies so unterschiedlich handhaben. Wie schaffen es andere Städte, deutlich weniger Gebühren zu erheben? Diese stünden dank höherer Gewerbesteuereinnahmen finanziell besser da, sagt Joachim Bläse, der allerdings auch betont: „Ich verstehe die Eltern vollkommen.“ Auf der Suche nach einer Lösung seien die Elternbeiträge auch im Städtetag immer wieder Thema.
Die Finanzierung der Betreuungsangebote in Kindertagesstätten erläutert die Stadtverwaltung in der Sitzung des Verwaltungsausschusses an diesem Mittwoch, 15. Januar, ab 16 Uhr im Rathaus. Bürger sind willkommen. Elena Hoffman hofft, damit in den Dialog einzutreten, um gemeinsam Lösungen zu finden. Möglicherweise auch durch nach Einkommen gestaffelten Gebühren.