Millionen-Kompromiss: Akzeptiert der TSB?
Sportzentrum im Laichle: 8,2 Millionen Euro sind für den Verkauf des Vereinsgeländes in der Buchstraße gelossen. Mit einer Million soll die Abwicklung nun pauschal abgegolten werden. Was der Vereinsvorstand davon hält und was der damalige Architekt Christof Preiß dazu sagt.
SCHWÄBISCH GMÜND. Angeblich belaufen sich die Forderungen auf 3,6 Millionen Euro brutto. 375 000 Euro sollen bereits überwiesen worden sein. Wie kommt die Stadt jetzt auf eine Million? Das sei bei einem Vergleich so, antwortet Bürgermeister Christian Baron auf Nachfrage der Rems-Zeitung. Man müsse etwas setzen, die Summe habe keine Berechnungsgrundlage. Die Situation sei festgefahren, man wolle wieder eine Dynamik hineinbekommen. Die hat hinter den Kulissen wohl vor allem einer reingebracht – OB Richard Arnold. Er soll die zwei Rechnungssteller nach Informationen der Rems-Zeitung geradezu „genötigt“ haben, auf den Großteil ihrer Forderungen zu verzichten.
Die Rechnungen seien überhöht, die Zwei müssten mehr nachlassen. Der eine, Anwalt Werner Deininger, fordert 500 000 Euro für Verhandlungen mit fünf potenziellen Investoren. Der andere, Architekt Christof Preiß, fordert den großen Rest – als Erfolgshonorar für die Vorarbeiten beim Verkauf des TSB-Geländes in der Buchstraße. Beide sollen dem Millionen-Kompromiss zugestimmt haben. Deininger ist derzeit im Urlaub und war am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Preiß will die Sache vom Tisch haben, wie er auf Nachfrage der Rems-Zeitung sagt. „Mir ist meine Gesundheit wichtiger als das Geld.“ Der Architekt formuliert vier Botschaften. Erstens: Er würde sich gerne mit dem TSB-Vorstand treffen, um den Streit aus
der Welt zu schaffen. Zweitens: Er sei auf Erfolgshonorarbasis tätig gewesen und hätte, wenn es mit dem Verkauf nicht geklappt hätte, umsonst gearbeitet. Drittens: Er habe in den elf Jahren, in denen er „hart“ für den Verein gearbeitet habe, keine Abschlagsrechnung schreiben dürfen, „sonst wäre der TSB pleite gewesen“.
Viertens: Es sei immer alles mit dem damaligen Vorstand abgestimmt gewesen – auch sein Honorar. Er könne alles belegen.
Der aktuelle Vorstand sieht das anders. Er stellt zum Beispiel in Frage, ob Preiß überhaupt einen Auftrag hatte. Wenn er alles schriftlich habe, hätte er die Belege doch gleich vorlegen können. Und: Mit der
„Riesenrechnung“ habe niemand gerechnet. Preiß denkt, „dass ich alles richtig gemacht habe“. Sprich: Indem das Gelände durch seine Arbeit baureif wurde, hat der Verein überhaupt erst einen so hohen Erlös
erzielen können. Weil aus Sicht des TSB-Vorstands eine außergerichtliche Einigung gescheitert ist, hat er
Anfang August per Pressemitteilung angekündigt, dass nun die Gerichte klären sollen, wie viel von den 8,2 Millionen aus dem Verkauf des Buchstraßengeländes übrig bleiben. Damit will der Verein bekanntlich das Sportzentrum im Laichle finanzieren.
Aus Sicht der Stadt ist mit dem Kompromissvorschlag die Voraussetzung dafür geschaffen. Baron erläutert: Stimmt der TSB dem Vergleich zu, hat er Rechtssicherheit und verfügt über „erhebliche Mittel“,
um das Sportzentrum zu bauen – und den Fußballplatz gleich mit. Diesen Fußballplatz wollte eigentlich
die Stadt bauen, was öffentlich zugesagt wurde. Das sei unstrittig, sagt Baron. Aber dann kam Corona – und die Stadt geriet nach seinen Worten in derartige finanzielle
Zwänge, dass die Zusage zurückgenommen werden musste. Außerdem habe der Verein durch den Verkauf des Grundstücks in der Buchstraße ja viel mehr erlöst als gedacht. Der Bürgermeister betont: Stadt und Verein hätten dasselbe Ziel. Jetzt liege eine Lösung auf dem Tisch. Das sei ein großer Fortschritt.
Ernst Heidler vom TSB-Vorstand wertet den Kompromissvorschlag zumindest schon mal als „super Erfolg für uns“. Aber: Noch sei vieles unklar. Etwa, wer wie viel Geld genau bekomme und für welche Leistung und warum aus vier Millionen plötzlich eine geworden sei. „Wir können gar nichts entscheiden, wenn es um so viel Geld geht. Wir müssen unsere Mitglieder befragen.“ Das soll Mitte Oktober bei der Hauptversammlung geschehen. Dann werden, wie Heidler sagt, auch die zwei Anwälte da sein, die den TSB vor Gericht vertreten. Und dann sollen Zahlen genannt werden. Eine saubere Aufarbeitung sei auch im Interesse der Öffentlichkeit, sagt Heidler und kritisiert die Stadt für ihre Informationspolitik. Dass der Kanal für das Sportzentrum jetzt gebaut werde, habe der Verein erst vor 14 Tagen erfahren. Was aber
sei mit dem Strom- und Wasseranschluss? Überhaupt nicht gefallen hat dem Vereinsvorstand auch, dass die Stadt zwar Werner Deininger und Christof Preiß zu Gesprächen geladen hat, aber den TSB nicht. „Wir gehören ja auch dazu“, sagt Heidler. Neuer Ärger könnte wegen der Million drohen. Für Preiß handelt es sich um Nettokosten. Es kämen also noch Steuern obendrauf. Immerhin ist das Geld inkludiert, das der Verein bereits überwiesen hat, wie Bürgermeister Baron erläutert. Somit müsste der TSB noch rund 625 000 Euro begleichen – ohne Steuern.
Zwei Gerichte befassen sich mit dem Fall. Anwalt Deiniger ist dem Verein zuvorgekommen, wie Ernst Heidler sagt. Das TSB-Vorstandsmitglied bestätigt, dass eine umfangreiche Klageschrift eingegangen
ist. Im Oktober soll in einer ersten mündlichen Verhandlung geklärt werden, ob Deiningers 500 000-Euro-Forderung gerechtfertigt ist. In einer negativen Feststellungsklage will der Verein seinerseits klären lasen, ob die Ansprüche des Architekten Preiß gegenüber dem TSB gerechtfertigt sind oder nicht. Spätestens dann müsse Preiß belegbare Rechnungen vorlegen, sagt Heidler.
Preiß bestätigt, dass er sich im Oktober gegenüber dem Gericht äußern muss. Er könne alles minutiös belegen, sagt er. Aber er will sich lieber vorher mit dem TSB-Vorstand an einen Tisch setzen, um die Kuh
vom Eis zu bringen, wie er betont.
Stadtspitze soll Zusagen einhalten
Der Ortsverband der Linken hat sich in Sachen TSB-Sportplatz zu Wort gemeldet. Es sei inakzeptabel, dass OB Richard Arnold und Bürgermeister Christian Baron die öffentlich getätigten Zusagen zum Sportplatzbau zurücknähmen. Aus Sicht des Ortsverbands sind diverse Interessenlagen vermischt, die
in die größte Fraktion des Gmünder Gemeinderats hineinreichen. Damit gemeint sind die CDU und Stadtrat Preiß. Auch wegen der „politischen Verflechtungen“ erwartet der Ortsverband eine Unterstützung des Vereins durch die Stadtspitze.
Copyright Rems Zeitung, 15.09.2022 Alexander Gässler