Mit hunderten Wohnungen gegen steigende Mieten
Die meisten Fraktionen befürworten den Wohnungsbau. Kritik an leer stehendem Wohnraum und zunehmendem Wohnraum pro Person.
Schwäbisch Gmünd
Wohnungen schießen in Gmünd wie Pilze aus dem Boden. Brücke, Römerkastell, Fehrle-Areal – drei Baustellen in der Weststadt. Knapp 270 Wohnungen. Hunderte Wohnungen auf dem Hardt. Und etwa 300 Wohnungen in der Buchstraße. Dazu kleinere Baugebiete in Stadtteilen. Braucht Gmünd diesen ganzen Wohnraum? Die GT hat dazu Stadträte befragt.
„Aktuell scheint es, dass viel Wohnraum auf einmal entsteht, das ist allerdings auch gut so“, sagt CDU-Fraktionssprecher Alfred Baumhauer. Die Stadt zeichne sich durch ihre verschiedenen Stadtteile, die Teilorte und vor allem durch die unterschiedlichen Menschen dort aus. Daher brauche sie auch in allen Quartieren und Stadtteilen stets neuen Wohnraum. Die Nachfrage nach Wohnungen sei groß, und es mangele vor allem an bezahlbarem Wohnraum. Außerdem würden Investoren und Bauträger momentan zurückhaltender. „Wir müssen also froh sein, dass derzeit so viel Wohnraum geschaffen wird“, sagt Baumhauer.
Gmünds Wohnungsbestand habe in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugenommen, seit 2005 um etwa 1650 Wohnungen, sagt Grünen-Sprecher Gabriel Baum. Die Einwohnerzahl dagegen liege heute auf dem Niveau von 2005. Dies bedeutet: Theoretisch sei mehr Wohnraum pro Person in Gmünd vorhanden als Mitte der 2000er Jahre. Viele Wohnungen jedoch kämen nicht auf den Markt. „Die Stadt sollte daher ihre Anstrengungen verstärken, die Eigentümer der Wohnungen zu überzeugen, dass sie ihre Wohnungen auf den Markt bringen“, sagt Baum. Was Baum begrüßt: Dass die aktuellen Projekte im „bestehenden Siedlungsbereich verwirklicht werden und keine landwirtschaftliche Fläche in Anspruch genommen wird“.
„Die innerstädtischen Nachverdichtungsprojekte auf dem Hardt, in der Oststadt und in der Weststadt schaffen viel Wohnraum in der Stadt, den wir dringend benötigen“, sagt SPD-Sprecherin Sigrid Heusel. Denn „wir spüren als Teil der Metropolregion Stuttgart den Druck der Urbanisierung“. Weil es in Deutschland zudem immer weniger Sozialwohnungen gebe, brauche es gerade in den Städten dringend mehr bezahlbaren Wohnraum. Die SPD hat zwei Entwicklungen kritisch im Blick: Zum einen verbrauchen die Menschen pro Kopf immer mehr Wohnfläche. Zum anderen „müssen wir die Verdrängung einkommensschwacher Haushalte aus ihren Wohnvierteln verhindern, denn wir wollen eine gesunde soziale Durchmischung, keine Verdrängung“.
Die Nachfrage nach Wohnraum sei anhaltend groß, sagt Linke-Sprecher Sebastian Fritz. Allerdings werde sich zeigen, ob dies angesichts steigender Preise und Inflation auch so bleiben werde. „Neben der Schaffung von Wohnraum und einer klimaneutralen Bauweise ist es unserer Fraktion wichtig, dass auch bezahlbarer Wohnraum entsteht.“ Dieser werde angesichts der Preisexplosionen auf dem Energiemarkt im nächsten Jahr noch mehr nachgefragt werden.
Die Nachfrage für die Baugebiete Hardt, Oststadt und Weststadt zeige, dass der im Entstehen begriffene Wohnraum benötigt wird, sagt Bürgerliste-Sprecher Ullrich Dombrowski. Dieser Wohnraum sei auch unter ökologischen Gründen sehr wichtig, da moderner klimaoptimierter Wohnraum oftmals unökologischen Wohnraum ablöse. Dies sei auch bei den Nebenkosten wichtig, die bei älteren Wohnobjekten deutlich höher seien als in modernen.
Die Gewinnung von Einwohnern sei seit ein paar Jahren das neue „Credo“, nachdem die Gewerbesteuereinnahmen konjunkturellen Schwankungen unterworfen waren und sind, sagt FWF-Sprecherin Karin Rauscher. Einwohnergewinnung erfordere jedoch auch die Schaffung von Kindergärten, KiTas, Schulen, Verkehr, ÖPNV etc. Die Gegenrechnung, was die Gewinnung von Einwohnern kostet, sei bisher nicht erfolgt.
„Wir halten den von der Verwaltung eingeschlagenen Weg, in der West- und Oststadt sowie auf dem Hardt nur auf extrem stark verdichtete Wohnbebauung zu setzen für falsch“, sagt FDP/FW-Sprecher Dr. Peter Vatheuer. Deshalb hätten die zwei Stadträte die „massive Bebauung des Fehrle-Areals abgelehnt“. Auch in der Kernstadt brauche es „ein vielseitiges Angebot“. Es könne nicht sein, dass sich junge Familien nur in Teilorten oder angrenzenden Gemeinden ihren Traum vom Eigenheim erfüllen können.