Schwäbisch Gmünd/Göppingen. Um den beliebten Radweg auf der Klepperletrasse muss man sich wohl keine Sorgen machen. Und eine denkbare neue Bahnverbindung zwischen Gmünd und Göppingen liegt, wenn sie überhaupt gebaut werden sollte, in recht weiter Zukunft.
Das ist ein Fazit einer Online-Diskussion, in der es um mögliche Streckenreaktivierungen rund um Göppingen ging. „Den Radweg brauchen wir natürlich weiterhin“, betonte etwa Matthias Lieb, der Landesvorsitzende des Verkehrsclubs Deutschland, und es widersprach keiner der rund 100 Teilnehmer.
Nach Boll liegen noch Schienen
Bei der Diskussionsrunde, zu der der VCD am Donnerstagabend eingeladen hatte, ging es um zwei Strecken: die Klepperletrasse zwischen Göppingen und Gmünd und die ebenfalls stillgelegte Bahn zwischen Göppingen, Bad Boll und Kirchheim.
Aus dem Gmünder Raum hatten sich die künftigen Landtagsabgeordneten Martina Häusler (Grüne) und Tim Bückner (CDU) sowie Sebastian Fritz (Fraktion Die Linke im Gemeinderat) eingeklinkt, außerdem Andreas Mooslehner, BUND-Regionalgeschäftsführer Ostwürttemberg.
Breite Initiative in Bad Boll
Es ist klar, dass man eine völlig neue Streckenführung finden muss.
Dass die Mehrzahl der Teilnehmer aus dem Raum Göppingen war, ist kein Zufall. In der Studie des Landes, die mögliche Reaktivierungsstrecken gesucht und gefunden hat, kommt Göppingen im Gegensatz zu Gmünd zweimal vor. Und zwischen Boll und Göppingen liegen – auch das ein Gegensatz zur Klepperletrasse – sogar noch die Schienen. Entsprechend groß sind Interesse und Engagement. Das zeigte etwa das Referat von Carmen Ketterl von der Initiative „gemeinsamweiterkommen“ Bad Boll. Diese Initiative wird von vielen Bürgern und Institutionen getragen. Ketterl berichtet sogar eigenen Studien ihrer Initiative zum Fahrgastpotenzial der Boller Bahn.
Darum dreht sich auch die zugrundeliegende Studie des Landes: das Fahrgastpotenzial. Das ist in etwa gleich hoch auf beiden diskutieren Strecken. „Aber auf der Hohenstaufenbahn bei höheren Kosten“, sagte Matthias Lieb vom VCD. Wegen des zu erhaltenden Radwegs sei klar, „dass man eine völlig neue Streckenführung finden muss“. Und Potenzial bedeute nicht, „dass es sich auch rechnet, dafür bräuchten wir eine Machbarkeitsstudie“. Wenn es zu einer Reaktivierung kommen sollte, wäre die Boller Bahn einfacher, günstiger und damit viel schneller wieder befahrbar. „Es gibt eine Vereinbarung aller Anliegergemeinden, die Strecke zu erhalten“, sagte Dieter Vetter vom Göppinger Förderverein „Ein neuer Zug im Kreis“.
„Das dauert schnell 20 Jahre“
Auf der Klepperletrasse ist das ganz anders, dort sind teilweise Baugebiete an der ehemaligen Strecke entstanden, es bräuchte vielfach neue Planfeststellungsverfahren. „Und wie man weiß, dauert so etwas schnell 20 Jahre“, sagte Vetter. Die Strecke nach Bad Boll hingegen „könnte man schnell wieder in Betrieb nehmen, das vereinfacht das Ganze“. Doch auch so geht es um einen Zeithorizont von Jahren. Ketterl: „Die Machbarkeitsstudie ist ja noch nicht einmal ausgeschrieben.“ Das zeigt, dass das Projekt noch am Anfang ist, es müssen viele technische und wirtschaftliche Grundsatzfragen geklärt werden. Um das zu untersuchen, hatte die Verwaltung des Landkreises Göppingen die Federführung übernommen und sogar eine neue Personalstelle geschaffen.