ÖPNV in Gmünd soll besser werden – und teurer
Was der Ostalbkreis für 2024 an Neuerungen für den Busverkehr plant – und welche Probleme das der Stadt Schwäbisch Gmünd machen könnte.
Schwäbisch Gmünd. Jede Viertelstunde ein Bus, die Linien gut vernetzt – der Nahverkehr in und um Gmünd soll 2024 besser und damit attraktiver werden. Wie das gehen soll, das hat Ingo-Benedikt Gehlhaus, der beim Ostalbkreis den Geschäftsbereich „Nachhaltige Mobilität“ leitet, nun vor Gmünder Gemeinderäten präsentiert.
Klingt nach einem Grund zur Freude – war’s aber nicht für die Stadträte. Weil eins klar ist: Den Ausbau des Nahverkehrs gibt’s nicht umsonst. „Die ÖPNV-Aufwertung wie skizziert wird viel Geld kosten“, sagt Gehlhaus. Und wer zahlt? „Stand jetzt wird dies über den Landkreis zu schultern sein“, so Gehlhaus. Was bedeuten könnte: Die Kreisumlage müsste wohl angehoben werden, also der Anteil, den jede Gemeinde zum Budget des Landkreises beitragen muss.
Mehr Geld für den Kreis?
Womit der Grund zur Freude ins Gegenteil umschlägt: „Beim Wort Kreisumlage gehen bei mir die Alarmglocken an, da müssen wir ganz vorsichtig agieren“, sagt Stadtrat Martin Bläse (CDU). Die Alarmstimmung hat rationale Gründe: Der Landkreis steuert in diesem Jahr auf ein Klinik-Defizit von 40 plus x Millionen Euro zu, das Geld dafür werden die Gemeinden aufbringen müssen – über die Kreisumlage.
Jetzt auch noch mehr für den Nahverkehr? „Daran ist im Moment nach meiner Kenntnis nicht zu denken“, sagt Oberbürgermeister Richard Arnold. Denn Schwäbisch Gmünd steht auch so schon vor einem Sparhaushalt 2024/25. „Und ein Prozent Erhöhung der Kreisumlage bedeutet für Schwäbisch Gmünd immer 1,26 Millionen Euro“, so Arnold. Die Finanzierung nennt Planer Gehlhaus eine „Herausforderung“. Auch, weil er im Bund einen „Totalausfall“ sieht nach dem Motto „es ist kein Geld mehr da, weil das, was möglich ist, ins Deutschland-Ticket geflossen ist“.
Es wird weiter geplant
Trotzdem wird weiter geplant im Ostalbkreis, im Idealfall soll im Sommer 2024 das neue Nahverkehrssystem eingeführt werden. Die Ziele und Ansatzpunkte sehen so aus: Der Plan soll nun Taktfahrplan mit Stunden-/Halbstunden- und Viertelstundentakt flächendeckend im Ostalbkreis bringen. Die optimale Verknüpfung mit der Schiene, aber auch die Vernetzung des Busverkehrs an Knotenpunkten soll Reisezeiten verkürzen und attraktiver machen. Busse und Haltestellen sollen barrierefrei sein, in verkehrsschwachen Zeiten und Zonen soll das Prinzip von Ruf-Bussen intensiviert werden. Und: Der Landkreis möchte, dass die Fahrradmitnahme in Bussen grundsätzlich möglich ist. Zudem geplant: Verbesserungen beim Tarif (übersichtlich und verständlich), bei der Fahrgastinformation – vor allem durch Digitalisierung – und beim Marketing, das für ein einheitliches Erscheinungsbild des Ostalb-Nahverkehrs sorgen soll.
Wohin mit den Bussen?
Was das für Gmünd bedeutet? Weitere Sorgen, abgesehen vom Geld. So sehen es jedenfalls manche Stadträte „Für die Innenstadt ist eine Katastrophe“, sagt Bläse. Weil keiner wisse, wohin mit den ganzen Bussen in der ohnehin engen Gmünder Innenstadt. Denn eigentlich soll es in manchen Bereichen in die andere Richtung gehen: „Wenn wir in den Schmiedgassen beim Projekt lebenswerte Altstadt vorankommen wollen, dann muss die Aufenthaltsqualität größer werden. Und wenn wir dort den Busverkehr nicht reduzieren, dann werden wir nicht vorankommen“, sagt Peter Vatheuer (FDP/FW).
„Kein Gegenwert im Nutzen“
Das sei ein Punkt, in dem sich in Gmünd, etwa durch eine andere Lenkung des Busverkehrs, ohnehin nichts getan habe in den letzten Jahren, kritisiert Andreas Benk von der söl-Fraktion. Was sich bei Nahverkehrsrouten in der Stadt umgestalten lasse, werde untersucht, versichert Franka Zanek, die Leiterin des Amts für Klimaschutz und nachhaltige Mobilität. „Dafür ist das Verkehrsmodell, das wir machen lassen, eine wichtige Grundlage. Um zu schauen, ob wir städtebaulich einen anderen Rahmen bieten können.“
Er sehe hier „viel Aktionismus“ im Spiel, findet Peter Vatheuer, der Plan und Ziel ganz grundsätzlich in Zweifel zieht: „Wird der ÖPNV jemals eine belastbare Alternative sein zum Individualverkehr?“ Die Entwicklung des Autonomen Fahrens sei schon sehr weit. Vatheuer: „Ich würde da etwas gemach machen, gerade vor dem Hintergrund der Kosten, das hat keinen Gegenwert im Nutzen.“
Copyright Gmünder Tagespost, 21.07.2023