Quo vadis, Klarenbergstraße?
Aus der Rems Zeitung (26.03.2024)
Mobilität: Seit drei Jahren laufen die Planungen zur Fahrradstraße Klarenbergstraße in Schwäbisch Gmünd. Eigentlich hätten diese und einige andere Maßnahmen schon 2023 umgesetzt werden sollen – passiert ist bislang nur wenig. Mit einer baldigen Umsetzung
ist auch weiterhin nicht zu rechnen.
SCHWÄBISCH GMÜND. Das Thema Fahrradstraßen treibt Gmünd seit Jahren um. Von Anfang an dabei war Sebastian Fritz, Gemeinderat und Mitglied der söl-Fraktion. Seine Fraktion hatte am 21. Februar eine Anfrage an die Stadtverwaltung gestellt, wie es um die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen steht. Fritz ärgert sich massiv: „Seit Jahren beschäftigt sich die interfraktionelle Radgruppe mit den Fahrradstraßen und anderen Maßnahmen.
Umgesetzt wurde bislang kaum etwas.“ Nun verbreitete sich auch noch die Aussage, die Stadtverwaltung wolle das Projekt „Fahrradstraße Klarenbergstraße“ komplett auf Eis legen.
_ Seit wann sind die Fahrradstraßen Thema in Schwäbisch Gmünd?
Bereits im Sommer 2021 gab es Informationsveranstaltungen zu der geplanten Fahrradstraße in der Klarenbergstraße. Im Radwegezielplan 2022 und in einer Gemeinderatsvorlage von März 2023 ist laut Fritz die Fahrradstraße Klarenbergstraße neben Maßnahmen zur Verbesserung des dem Altstadtrings gelistet. Außerdem sollte überprüft werden, ob neben der Klarenbergstraße die Gemeindehaus-, Wilhelm-, Leutze- und Moltkestraße sowie die Schwerzerallee als Fahrradstraßen geeignet wären.
_ Welche Maßnahmen am Altstadtring waren geplant?
„Der Altstadtring war ja ziemlich aus der Hüfte geschossen“, befindet Sebastian Fritz. „Da haben wir von der interfraktionellen Radgruppe viel Zeit investiert, um Verbesserungsvorschläge durchzugehen und mit der Verwaltung abzusprechen und zu beschließen.“ Dazu gehören:
Eine Querung an der Oberbettringer Straße zur Verbesserung
der Radachse Gemeindehausstraße-Wilhelmstraße, Prüfung einer verbesserten Querung an
der Kreuzung Rinderbacher Gasse/Königsturmstraße, Prüfung einer Vorfahrtsänderung
an der Ledergasse/Fischergasse, Vorlagerung der Haltelinien Parlerstraße/Ziegelgasse
und Untere Zeiselbergstraße, Piktogramme „Achtung Fahrradfahrer“ auf der
Sebaldstraße und Unteren Zeiselbergstraße sowie die Entfernung der Widerlager in der Schwerzerallee/Remsstraße.
_ Welche der Maßnahmen wurden umgesetzt?
Laut der Stadtverwaltung wurde am 17. November 2023 die Haltelinie an der Parlerstraße/ Ziegelgasse vorverlagert. Die Widerlager in der Schwerzerallee wurden im Zuge des Jahresbaus am 2. Mai 2023 entfernt. Außerdem habe es Verkehrsschauen 2023 in der Gemeindehausstraße
und am 5. Februar in der Wilhelm-, Leutze und Moltkestraße sowie die Schwerzerallee
gegeben. In allen Straßen außer der Schwerzerallee sei eine Fahrradstraße oder -zone möglich. Die Vorfahrtsänderung an der Ledergasse sei nicht möglich, die anderen Maßnahmen stünden noch zu Prüfung oder Umsetzung aus – ebenso die Fahrradstraßen.
_ Was kritisieren söl und Critical Mass?
Laut Vorlage sollten die beschriebenen Maßnahmen am Altstadtring, einschließlich der Fahrradstraße Klarenbergstraße, noch 2023 umgesetzt werden. „Das ist eine Farce“, befindet Critical Mass in einer Pressemitteilung. Fritz ärgert sich: „Wir können uns doch selbst nicht mehr ernst nehmen, wenn wir Maßnahmen beschließen und die dann nicht umsetzen.“ Schließlich habe der Verkehr einen erheblichen Anteil an den Emissionen, die in der Stadt entstehen. Der Radwegezielplan sei essentiell, um die vom Gemeinderat beschlossene Klimaneutralität bis 2035 zu erreichen. „Wenn wir uns da nicht ranhalten, verfehlen wir das Ziel.“
_ Warum dauert die Umsetzung der Fahrradstraße Klarenbergstraße so lange?
Die ursprüngliche Planung sei durch das Regierungspräsidium Stuttgart nicht genehmigt worden, heißt es von der Stadtverwaltung. Man habe also neu planen müssen. „Außerdem gab es ja großen Widerstand von den Anwohnern“, erinnert Rathaussprecher Markus Herrmann.
„Gegen deren Willen konnten wir das nicht umsetzen.“
_ Wird die Fahrradstraße Klarenbergstraße tatsächlich auf Eis gelegt?
Es sei eine Zumutung, dass man nach drei Jahren Planung aus der Presse erfahre, dass die Stadt das Projekt stilllegen wolle – da sind sich söl und Critical Mass einig. Rathaussprecher Herrmann kann allerdings beruhigen: „Das Projekt Fahrradstraße Klarenbergstraße ist nicht komplett vom Tisch.“ Vielmehr sei es so, dass die notwendige Umplanung Zeit gekostet habe
und man mit den neuen Plänen nun wieder in die Bürgerbeteiligung gehen müsse.
Anfang April werden die Pläne dem Ingenieurbüro vorgelegt, danach werde es im Stadtteilforum Süd zeitnah eine Bürgerinformation geben. Auch die interfraktionelle Radgruppe und der Ausschuss sollen sich mit dem Thema befassen. „Bis das durch ist, können wir an dem Projekt nicht weiter arbeiten. Das ist mit ,auf Eis legen‘ gemeint“, erläutert Herrmann. In der Zwischenzeit wolle man daran arbeiten, die Gemeindehausstraße zur Fahrradstraße zu machen. Die sei allerdings kein Ersatz für die Klarenbergstraße, betont Fritz: „Das ist weder eine Achse von der Innenstadt nach außen, noch ist es eine durchgehende Straße. Damit verändert sich gar nichts.“
In einer Fahrradstraße dürfen nur Fahrräder und E-Scooter fahren. Zugelassen werden können auch andere Fahrzeuge, etwa Autos und Motorräder. Das soll auch in der Klarenbergstraße so sein. Auto- wie Radfahrer sind dann gleichberechtigt, wobei Autofahrer auf die Radler Rücksicht nehmen müssen. Erlaubt sind maximal 30 km/h.
Copyright Rems Zeitung, 27.03.2024