Reicht der Platz fürs Hallenbad im Schießtal?
Infrastruktur : Mitte November soll eine Besichtigung des Bads in der Goethestraße klären, ob eine Sanierung vielleicht doch sinnvoll wäre. Mehrere Fraktionen des Gmünder Gemeinderats wünschen sich wegen der Platzverhältnisse auch einen Ortstermin im Freibad.
Aus der Rems Zeitung von heute:
SCHWÄBISCH GMÜND. Im Vorfeld der nächsten Diskussion im Gemeinderat stellte die RZ der Stadt, den Bäderbetrieben und den Fraktionen folgende Fragen: Wäre es vor einer Entscheidung notwendig oder hilfreich, vor Ort anhand von „Eckpfosten“ zu sehen, wie viel Platz der geplante Baukörper überhaupt einnimmt? Dies nicht zuletzt im Hinblick darauf, ob damit vielleicht der
Blickkontakt zwischen Freibad und See verstellt würde und ob für ein 50-MeterBecken überhaupt genug Platz wäre.
Haben sich die Fraktionen bereits auf eine künftige Beckengröße verständigt? Ist der geplante Standort ix oder käme auch ein Bauplatz auf der Liegewiese beim Kinderhaus am See in Frage?
Die Stadtverwaltung teilte dazu mit, dass aktuell die Antworten auf alle gestellten offenen Fragen der Mitglieder des Gemeinderats zusammengetragen und in der nächsten Sitzung dann präsentiert
werden sollen. Seitens der Bäderbetriebe bekam die RZ keine Stellungnahme dazu.
Martin Bläse (CDU) plädierte sehr dafür, sich vor Ort mit Hilfe von Plöcken oder einer ähnlichen Darstellung ein Bild davon zu machen, wie der geplante Baukörper im Raum wirkt. „Wir möchten nicht, dass dadurch das ganze Freibad zugebaut wird“, sagte er und signalisierte die Offenheit seiner Fraktion auch für eine alternative Platzierung auf dem Freibad-Areal – zum Beispiel auf der großen Liegewiese. „Ich hätte mir schon viel früher einen solchen Ortstermin im Schießtal gewünscht – auch angesichts der Frage, ob ein 50-Meter-Becken dort überhaupt reinpassen würde!“
Auf eine Beckengröße habe sich die CDU bis dato noch nicht festgelegt. In Sachen Abmangel müsse die Kalkulation des Projekts noch deutlich nachgebessert werden.
Für die Fraktionen der Grünen blieb Karl Miller bei seiner Forderung, die Möglichkeiten einer Sanierung näher unter die Lupe nehmen. Erst wenn diese Variante wirklich ausscheide, müsse man sich über die anderen Fragen Gedanken machen. Miller ist weiterhin überzeugt, dass man das Bad in der Goethestraße langfristig erhalten könne. Mit sieben Millionen Euro von der Stadt plus 2,5 Millionen Euro Zuschuss könne man viel erreichen, um die Funktionsfähigkeit sicher zu stellen. Bei einer Sanierung in Etappen – jeweils in den Sommermonaten – könne ein Ausfall des Schwimmunterrichts vermieden werden.
Für Sigrid Heusel, Sprecherin der SPD Fraktion, gilt es als gesetzt, dass man nicht saniert, sondern im Schießtal neu baut. Was die exakte Platzierung des Neubaus auf dem Bud-Spencer-Areal betrifft, zeigte sie sich offen und würde einen Ortstermin zur Klärung begrüßen. Hinsichtlich der
Beckengröße sei die Fraktion noch nicht 100-prozentig auf eine Variante fixiert. Zwar könnte man nach aktuellem Kenntnisstand dem Beschlussvorschlag der Stadt (25 Meter-Becken plus Sauna) zustimmen, sagte Heusel. Sie wünschte sich aber noch eine genauere Darstellung, wie das Schulschwimmen organisiert werden soll und wie man die Betriebskosten im Neubau so gestaltet, dass sie deutlich unter denen des bisherigen Hallenbads liegen.
Ullrich Dombrowski (Bürgerliste) geht davon aus, dass die Besichtigung des bestehenden Bads in der Goethestraße die Bestätigung liefert, eine Sanierung nicht weiter zu verfolgen. Ihm sei es ein Anliegen, dass nicht noch mehr Zeit verloren gehe, „denn für uns ist die Hallenbad Frage entscheidungsreif.“ Aus Kostengründen plädiert Dombrowski für die 25-MeterLösung. Die exakte Platzierung könne man zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch offen lassen. Wichtig sei ihm jedoch: „Das wird ein Sport- und Funktionsbad, kein Spaßbad!“ Man dürfe diesbezüglich die
Ansprüche nichts ins Uferlose schrauben.
Sebastian Fritz (söl) bezeichnete einen Ortstermin im Schießtal als eine gute Idee, denn es gebe Zweifel, ob dort der deklarierte Platz für ein 6 x 25 Meter Becken ausreicht. Die Fraktion söl sei froh darüber, dass die große Liegewiese laut Stadtverwaltung keineswegs als Standort aus dem
Rennen sei. Was den „Blickkontakt“ zwischen Freibad und See betrifft, müsse man abwägen. Grundsätzlich halte er wenig davon, dass jener Bereich, wo es für die Eltern um kurze Wege vom Liegeplatz zum Kinderbecken geht, extrem verkleinert wird. Hinsichtlich der Beckengröße „schlagen zwei Herzen in unserer Brust: Die finanzielle Lage der Stadt zum einen und der sehr gut dargelegte Wunsch nach mehr Wasserfläche.“ Eine finale Entscheidung habe die Fraktion noch nicht getroffen.
Dr. Constance Schwarzkopf-Streit räumte ein, dass die Fraktion Freie Wähler Frauen keine einheitliche Meinung zur Hallenbad-Beckengröße habe. Vor einer Entscheidung müsse dem Gemeinderat ein differenzierter Kostenvergleich vorliegen. Sie selbst favorisiert die 50-Meter-Variante mit Hubboden – und das in einer kompakten Bauweise, bei der sie die Sauna weglassen und stattdessen im Obergeschoss die Umkleideräume unterbringen würde. Zur Klärung offener Fragen sieht die Stadträtin einen Ortstermin, bei dem die aktuelle Planung mit Eckposten markiert wird, als sehr hilfreich an. „Dann wird man gleich sehen, ob sich die malerische Visualisierung dort
wirklich bauen lässt.“ Die Alternative auf der großen Liegewiese könnte sie sich prinzipiell vorstellen. „Man muss das Bad dort hin bauen, wo es genug Platz hat!“
Dr. Peter Vatheuer (FDP) sagte, dass eine Begehung mit Betrachtung der Ausmaße des Baukörpers sicherlich sinnvoll wäre. „Die vorliegenden Pläne sind doch recht grobschnitzig.“ Wie groß das Becken werden muss, stehe für ihn außer Frage. „Da wir hier über ein Bauvorhaben für die
nächsten 50 Jahre sprechen, ist ein Zuwachs der Wassernutzfläche zwingend geboten. Lediglich eine Fortschreibung des Status quo wäre zu kurz gesprungen. Für uns ist daher ein 50-Meter-Becken die richtige Entscheidung, um dem Anspruch an ein zukunftsorientiertes Bad gerecht zu
werden.“ Der Standort beim Freibad im Schießtal sei sehr sinnvoll, allein schon aufgrund der zu erwartenden Synergien, zum Beispiel bei Personal- oder Betriebskosten. Ein anderer Standort wäre daher nur dann ein Thema, wenn sich der Neubau beim Freibad nicht realisieren ließe.
Vom ÖPP-Spaß- und Wellnessbad zum kommunalen Kombi-Bad
Vorgeschichte: Das Thema Hallenbad hat in Gmünd eine längere Vorgeschichte. Im Jahr 2018 gab es ein Bürgerbegehren gegen die damaligen Pläne der Stadt, in der Nähe des Bahnhofs mit Hilfe einer öffentlich-privaten Partnerschaft (ÖPP) ein Spaß- und Sportbad mit großem Wellness-Bereich zu bauen. Befürchtet wurde von einer Bürgerinitiative, dass der private Partner Gewinne abschöpft
und die Stadt einen steigenden Abmangel ausgleichen muss. Das Regierungspräsidium legte im Hinblick auf die Verschuldung der Stadt dann sein Veto ein, so dass dieses Projekt ad acta gelegt wurde. Die Stadt werde eine Denkpause in Sachen Hallenbad einlegen, kündigte OB Arnold vor fünf Jahren an. Wobei dies keine Pause „vom Denken“ sondern „zum Denken“ sein solle. Kurz vor
den Sommerferien 2023 präsentierte nun die Stadt die Kombi-Bad-Pläne im Schießtal.
Man wolle jetzt die Zeit der knappen Haushaltsmittel nutzen, um zu planen und dann loslegen zu können, wenn wieder genug Geld für den Neubau in der Stadtkasse ist. Mit der Planung wolle man zudem, so die Stadtverwaltung, auch die Option auf einen Sonderzuschuss von 2,5 Millionen Euro aus einem Programm des Bundes erhalten.
Copyright Rems Zeitung, 03.11.2023