Sorge um Flächenverbrauch und Klima
Eine Reihe von Änderungen im gemeinsamen Flächennutzungsplan Schwäbisch Gmünd-Waldstetten entfachte gestern Abend im Bau- undUmweltausschuss des Gmünder Gemeinderats eine leidenschaftliche Grundsatzdiskussion zum Themenbereich Flächenverbrauch und Klimaschutz.
Gerhard Hackner, Leiter des Amts für Stadtentwicklung, stellte die einzelnen Ergänzungen und Änderungen zu diesem Leitplan für die mittelfristige und zukünftige Flächennutzung im Planungsraum Schwäbisch Gmünd und Waldstetten vor. Die beiden Kommunen betreiben dies aufgrund ihrer engen Nachbarschaft gemeinsam. Eine Erweiterung in Richtung Osten gibt es für das projektierte Gewerbegebiet Strutfeld bei Bargau. Hackner beschrieb, dass es sich um eine ideale Abrundung der Entwicklungsgrenze nahe der neuen Ortsumgehung handle. Dort sei unter anderem die Ansiedlung einer neuen Werkstatt der Stiftung Haus Lindenhof vorgesehen. Besonders wurde hervorgehoben, dass in diesem neuen Gewerbegebiet nun die Grünflächen (65 000 Quadratmeter) größer dimensioniert seien als die für die tatsächlich vorgesehene Überbauung (55 000 Quadratmeter). Eine Erweiterung steht auch für das Gewerbegebiet im Süden Straßdorfs an. Dort plant das Backhaus Schmid einen neuen Standort. Die umfangreichsten Änderungen im Hinblick auf den bisherigen Flächennutzungsplan bahnen sich im Bereich Oberbettringen an: Das Industriegebiet Gügling wird im Nordostsektor vergrößert, wo aktuell vor allem die Firma Weleda großzügig für ihre Zukunft am angestammten Standort Schwäbisch Gmünd investieren möchte. Eine besondere Veränderung zeichnet sich auch im Westen des Gügling ab: Dort plant die Stadt das ökologisch gestaltete Vorzeige-Quartier „Güglingstraße“, wo, wie bereits berichtet, die Themen Wohnen und Arbeiten an der Schnittstelle zwischen dem Industriegebiet und den Wohnsiedlungen in einem Mischgebiet umgesetzt werden sollen. Stadtrat Dr. Andreas Benk (Die Linke) schnitt den Vortrag von Gerhard Hackner gleich nach dem ersten Teil ab, um, wie Benk es formulierte, zu all diesen Flächennutzungs-Änderungen grundsätzliche Fragen zu stellen. Bei fast allen Projekten handle es sich um die Umwandlung von wertvollen landwirtschaftlich genutzten Flächen. „Wir können nicht so weitermachen. Unsere Flächen sind endlich. “Die Linke und die SPD hinterfragen Änderungen grundsätzlich Und Dr. Andreas Benk kritisierte, warum man denn überhaupt einen Flächennutzungsplan aufstelle, wenn dieser umgehend wieder Änderungen unterzogen werde. Baubürgermeister Julius Mihm erklärte, dass ein solcher Plan für die Betrachtung der Gesamtzusammenhänge wichtig sei und jeder Kommune die Grundlage liefere, Teile sinnvoll weiter zugestalten. „Ein Instrument mit Flexibilität“, so Mihm. Gerhard Hackner entgegnete zu Dr. Benks Bedenken: „Wir machen zwischenzeitlich unwahrscheinlich viel, um die Eingriffe auszugleichen, so Dachbegrünung und Grünflächen mit Bäumen und Mähwiesen zwischen den Gebäuden.“
Stadtrat Christof Preiß (CDU) bat die Fraktion Die Linke, bitte doch nicht bei jeder Gelegenheit die gleichen Diskussionen anzuzetteln. „Wir alle wollen das Klima schützen. Wir müssen die Stadt mit Maß und Ziel weiterentwickeln. Und hier geht es um wichtige Arbeitsplätze.“ SPD-Stadtrat Tim-Luka Schwab stellte sich auf die Seite von Dr. Benk: „Wir brauchen die Diskussion über den Flächenverbrauch!“ Stadtrat Karl-Andreas Tickert (Bündnis90/Die Grünen) und gleichzeitig auch Ortsvorsteher von Bettringen warf ein: „Mit tut das auch weh, wenn wertvolle Ackerflächen verschwinden. Mit täte das aber auch noch viel mehr weh, wenn es nicht gelingen würde den Standort einer so wertvollen Firma wie Weleda zu sichern.“ Er dankte der Stadtverwaltung zudem ausdrücklich für das Vorantreiben des ökologisch interessanten Projekts „Güglingstraße“. Stadtrat Dr, Andreas Benk blieb hartnäckig: „Solche Diskussionen werden wir Ihnen auch weiterhin nicht ersparen, denn das Thema Klima macht keine Kompromisse.“ Auch CDU-Sprecher Preiß blieb bei seiner Einschätzung: „Wir denken genauso an den Klimaschutz wie Sie, doch mich nerven Ihre immer gleichen Diskussionen.
Copyright Rems Zeitung, 12.11.2020