Sozialarbeit künftig auch an Kindertagesstätten?
Linke-Fraktion beantragt Besuch der Stadträte in einem Kindergarten. Verwaltung dafür offen.
Schwäbisch Gmünd. Die Linke-Fraktion im Gemeinderat beantragt eine Besichtigung einer Kindertagesstätte und einer Grundschule durch Stadträte des Verwaltungs- und des Sozialausschusses. Der Fokus dabei: „Kita und Schule im Spannungsfeld zwischen Sozialfürsorge, Erziehung und Bildung“. Ziel der Besichtigung solle sein, „dass wir Ausschussmitglieder einen Eindruck der aktuellen Herausforderungen und Rahmenbedingungen in der Arbeit der Erzieher und Grundschullehrer anhand von anonymisierten Fallbeispielen erhalten“, begründeten Sebastian Fritz und Alexander Relea-Linder den Antrag ihrer Fraktion. Sie knüpfen damit an einen Beschluss des Gemeinderates Ende April an, die Sozialarbeit an Gmünds Schulen auszuweiten. Schulsozialarbeit gibt es in Gmünd seit dem Jahr 2000.
Inzwischen arbeiten 15 Schulsozialarbeiter an zehn Schulen. Die Verwaltung und die Schulleitungen sehen, insbesondere nach den zwei Pandemie-Jahren, steigenden Bedarf. Fritz hatte Ende April schon gefordert, die Verwaltung solle prüfen, ob eine Präventionsarbeit wie an Schulen auch in Kitas Sinn mache, ob nicht auch dort früher mit Familien gearbeitet werden solle. Der Leiter des Amtes für Bildung und Sport, Klaus Arnholdt, hatte Ende April darauf verwiesen, dass die Verwaltung in den kommenden Monaten an allen Gmünder Schulen den Bedarf an Schulsozialarbeit ermitteln werde. Diese werde inzwischen nicht mehr als Negativmerkmal einer Schule gesehen, sondern als Qualitätsmerkmal einer guten Schule, hatten Bürgermeister Christian Baron und Arnholdt deutlich gemacht.
Auch schon vor Corona seien die Herausforderungen immer weiter angestiegen und dies bei gleichzeitigem Fachkräftemangel in vielen Bildungseinrichtungen, sagten Fritz und Relea-Linder. Gleichzeitig stiegen die Erwartungen der Eltern an die Einrichtungen und deren Betreuungsangebote. Oftmals seien auch Defizite im Elternhaus vorhanden. Um „beispielhaft einen Eindruck von den täglichen Herausforderungen an Bildungseinrichtungen im vorschulischen wie im Primarbereich zu erhalten, möchte unsere Fraktion beantragen, eine Besichtigung vorzunehmen und sich mit den Fachkräften auszutauschen“, sagten Fritz und Relea-Linder. Und: „Wir sollten als Kommune, als Landkreis und natürlich auch als Land Baden Württemberg diese Herausforderung annehmen und gemeinsam überlegen, wie eine gute Gmünder Lösung aussehen könnte.“
Die Stadt sei dafür offen, sagte Stadtsprecher Markus Herrmann am Dienstag auf GT-Anfrage. Allerdings sei noch unklar, wann, wo und wie. Priorität hätten nach wie vor Schulen. Die Verwaltung habe noch kein Gefühl für den Bedarf und werde das Thema zunächst hausintern vorbereiten.
Copyright Gmünder Tagespost, 08.06.2022 Michael Länge