Start für neues Stadtbild im Norden
Bei acht Enthaltungen gibt der Gemeinderat grünes Licht für die Planung fürs „Hofgut Becherlehen“ samt Kindertagesstätte und Naturkindergarten.
Schwäbisch Gmünd
Die Planung für ein Hofgut Becherlehen als Wohn- und Ferienhof samt einer angrenzenden Kindertagesstätte mit zwei Gruppen und einem Naturkindergarten kann losgehen. Der Gemeinderat stimmte dem Vorhaben der Gmünder Firma BLH Alt/Sriskandarajah bei acht Enthaltungen zu. Wichtig für die Fraktionen war jedoch, dass die nächtliche Kaltluftzufuhr durch das Becherlehental in die Innenstadt erhalten bleibt. Um dies zu gewährleisten, muss die Stadt ein Gutachten einholen, notfalls sollen Größe und Positionierung der Gebäude entsprechend verändert werden.
Der Leiter des Amts für Stadtentwicklung, Gerhard Hackner, informierte die Stadträte, dass diese Umgestaltung des zuletzt als Gaststätte genutzten Hofguts der Auftakt zur Neugestaltung des Bereichs um den nördlichen Stadteingang werden soll. So soll der Bereich der Firma Gatter und des B 26 für kulturelle Nutzung vorgesehen werden. Auf Höhe des Becherlehenhofs soll ein Weg von der Franz-Konrad-Straße nach Osten den Landschaftseinschnitt queren.
OB Richard Arnold unterstrich vor allem den Wert der zusätzlichen Kita-Plätze, die die Stadt weitgehend auf dem dortigen Parkplatz schaffen werde. Diese Plätze seien dringend notwendig für die Innen- und die Nordstadt. Deshalb sei die Stadt auf die Planungen der BLH aufgesprungen.
Bisher kein Schmuckstück
Die CDU-Fraktion sah die neuen städtebaulichen Pläne entlang der Mutlanger Straße positiv. Das Objekt sei verkehrlich gut erreichbar mit einer direkten Anbindung an die Bundesstraße, sagte CDU-Stadtrat Martin Bläse. Die Kita-Plätze seien dringend nötig.
Überwiegend zustimmend stehen auch die Grünen im Gemeinderat dem Vorhaben gegenüber. Bisher sei der nördliche Stadteingang kein Schmuckstück, meinte Stadträtin Barbara Bijok. Neben dem Gutachten zu den Kaltluftströmen müsse auch ein Gutachten zur Ableitung des Oberflächenwassers in diesem Bereich erstellt werden. Geprüft werden solle, ob auf den Parkplätzen dort Photovoltaik-Anlagen und Bäume zusammen möglich seien. Insgesamt erwarten die Grünen „eine klimaneutrale Bebauung mit Vorbildcharakter“.
Die SPD-Fraktion enthielt sich bei der Abstimmung, weil ihrer Ansicht nach zunächst das Gutachten über die Kaltluftströme vorliegen sollte. Das erläuterte Stadtrat Tim-Luka Schwab. Bei Bedarf sollten auch alternative Standorte für die Kita geprüft werden.
Linke-Stadtrat Andreas Benk kritisierte, dass der Gemeinderat erst im Dezember entschieden habe, welche für Bebauung vorgesehene Flächen er für den neuen Flächennutzungsplan vorschlägt – und nun schon wieder zusätzliche Bauflächen beschließt. Zudem prüfe die Verwaltung das Vorhaben nach „undurchsichtigen Maßstäben“. Ein klimaökologisches Gutachten habe Gmünd bereits. Und das spreche ganz klar gegen eine Bebauung in diesem Bereich. Baubürgermeister Julius Mihm entgegnete, dass auch Klima-Experten eine kleinere Bebauung in einer starken Kaltluftschneise für möglich hielten.
Nicht hängenlassen
Für die Bürgerliste begrüßte Ullrich Dombrowski die Pläne. Der Gemeinderat habe das Hardt, die Ost- und die Weststadt weiter entwickelt, nun dürfe er den nördlichen Stadteingang nicht hängenlassen. Es gelte, auch dort einen Akzent zu setzen, und das schnell.
Dorothea Kosin (FWF) meinte, dass ein großer Teil der Gebäude bereits stehe, nur die Kindertagesstätte komme neu hinzu. So argumentierte auch Peter Vatheuer für die FDP/FW.
Der vorhabenbezogene Bebauungsplan „Hofgut Becherlehen“ als Wohn- und Ferienhof umfasst eine Fläche von rund 14 900 Quadratmetern. Ans Straßennetz angebunden ist er durch eine direkte Straße zur Bundesstraße (Mutlanger Straße). Außerdem ist vorgesehen, eine öffentliche Wegeverbindung zur Becherlehenstraße zu schaffen. Die neue Kita dort soll zwei Gruppen umfassen, hinzu kommt ein Waldkindergarten.
Copyright Gmünder Tagespost, 30.03.2023