Streitfall Gmünder Marktplatz: Buden oder Bäume?
„Grüne Urbanität“ als Streitfall und die Frage, was Aufenthaltsqualität schafft und Besucher anlockt: mehr Bäume oder freie Fläche für Veranstaltungen?
Schwäbisch Gmünd
Ein großes Grünkonzept für insgesamt 13 Plätze oder Straßen in der Gmünder Innenstadt, das sollte Thema sein im Bau- und Umweltausschuss des Gemeinderats. Doch dann ging es vor allem um eine Frage: Wie passen Bäume auf den Marktplatz?
Die Diskussion hat eine Vorgeschichte, sie beginnt mit einer Idee für den Marktplatz: „Wir schlagen vor, in der Mittelachse Bäume zu pflanzen.“ Landschaftsarchitekt Jochen Köber hatte das im März 2022 den Stadträten als Idee präsentiert. Aus Köbers aktuellem Konzept, das er an diesem Mittwoch präsentierte, ist die zentrale Baumreihe für den Marktplatz verschwunden.
Für die Fraktionen von Grünen, SPD und der Linken ein Grund zum Bedauern: „Wir sind nicht glücklich mit dem Plan für den Marktplatz. Da gab es diese vorgeschlagene Baumreihe, die würde Aufenthaltsqualität schaffen, die Gastronomen und dem Handel hilft“, sagte etwa Tim-Luka Schwab von der SPD. Man kann das auch anders sehen, zum Beispiel wie Markus Herrmann, der Geschäftsführer der Touristik- und Marketing GmbH. Er machte die Auffassung der Verwaltungsspitze deutlich: dass der Marktplatz durchgängig als Fläche für Veranstaltungen wie Stadtfest oder Weihnachtsmarkt erhalten bleiben muss, weil diese viele Besucher in die Stadt ziehen, wie sie Handel und Gastronomie zum Leben brauchen. „Wir machen uns diese Diskussion nicht leicht, das sind schwierige Aufgaben. Aber wir können das nicht isoliert machen, heute beschließen wir urbanes Grün – und später diskutieren wir, wie wir den Handel stärken können“, sagte Herrmann.
Was alle wollen: mehr Aufenthaltsqualität und Leben in der Stadt. Wie das zu erreichen ist, bleibt umstritten. Es brauche „einen Kompromiss zwischen vielen verschiedenen Interessen“, meinte Oberbürgermeister Richard Arnold. Aber wie soll er aussehen? Jochen Köbers neuer Vorschlag ohne die Baumreihe könnte einer sein, er fand jedenfalls viele Befürworter. Köber sieht Verbesserungsbedarf am unteren Marktplatz: „Der nördliche Bereich des Platzes leidet, da müssen wir etwas tun.“ Köber schlägt eine Wasserfläche vor, außerdem eine Ruhezone für Buspassagiere, die von viel Grün gewissermaßen überdacht wird. „Das ist eine Lösung, mit der viele klarkommen“, meinte Martin Bläse von der CDU. „Man muss auch ein bisschen pragmatisch denken, dann machen wir da eben in Gottes Namen auch mal mobiles Grün, das darf man nicht ideologisch sehen.“
„Es geht nicht um Ideologie, sondern wir machen es uns Sorgen um die Aufenthaltsqualität“, meinte Sebastian Fritz von den Linken. Man müsse versuchen, „neu zu denken“. Gabriel Baum (Grüne) Baum forderte eine konkrete Untersuchung: „Wir sollten wirklich mal ein Bild schaffen davon, wie das aussieht, wenn da Bäume sind und Hütten drunter stehen. Ich bin überzeugt, dass es geht.“ OB Arnold bot an, dass Markus Herrmann dazu als Veranstaltungsmacher jederzeit für Gespräche bereit stehe.
In der nächsten Gemeinderatssitzung soll das Konzept zur Abstimmung kommen, die einzelnen Planungen für Plätze und Straßen (siehe Info) werden aber jeweils gesondert wieder zur Entscheidung anstehen. Das Konzept hat schließlich einen langen Zeithorizont: „Bis wir zum letzten Baustein kommen, werden zehn bis fünfzehn Jahre vergehen“, sagte Baubürgermeister Julius Mihm.
Das Konzept „Grüne Urbanität“
Ziel: ein Plan für eine klimagerechte Weiterentwicklung der InnenstadtOrte: „Fokusbereiche“ sind Johannisplatz, Marktplatz, Münsterplatz, Bocksgasse/Augustinerstraße, Schillerstraße, Marktgässle, Turniergraben, Baldungskreisel/Tunneleingang, Paradiesstraße, Katharinenstraße, Lorcher Straße und Kapellgasse. Geld: Finanzierung aus dem Förderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ – 1,1 Millionen Euro sind für „grüne Urbanität“.
Copyright Gmünder Tagespost, 02.02.2023