Testfahrt in der künftigen Fahrradstraße
Demo mit Aussicht auf Erfolg: Die Rad-Aktivisten der „Critical Mass“ fahren durch die Klarenbergstraße – und haben noch ein paar Ideen.
Schwäbisch Gmünd
Es sind optimistische Töne bei der Fahrrad-Demo der Gmünder „Critical Mass“. Denn deren Tour durch die Klarenbergstraße am Freitagabend wird wohl kein Aktionismus ohne Erfolg sein. Die Klarenbergstraße soll zur ersten Fahrradstraße in Gmünd werden – einer Straße also, in der Radler Priorität haben. „Es bewegt sich etwas in Gmünd – das wollen wir feiern“, sagte Critical Mass-Aktivist Timo Leister beim Start der Radler am Bahnhof.
Eine politische Kundgebung, die nur zum Loben da war, wurde es dann doch nicht. Denn die Radler-Gruppe machte am der Innenstadt zugewandten Ende der Klarenbergstraße halt, weil ihre Kritik und Ideen genau da ansetzen. „Aus unserer Sicht wäre es nicht akzeptabel, wenn die Fahrradstraße hier endet“, sagte Sebastian Fritz in einer kurzen Ansprache, in der er Verbesserungsvorschläge nannte. Und Hinweise darauf, was aus seiner Sicht und der seiner Mitstreiter im Anschluss an die Klarenbergstraße getan werden muss. Denn dort, wo diese in die Untere Zeiselbergstraße mündet, dürfe nicht „das Suchspiel von vorne beginnen, wo man möglichst sicher in die Altstadt kommt“.
„Über den breiten Sebaldplatz“
Sebastian Fritz schlug vor, den „sehr breiten Sebaldplatz“ für eine Fortführung der Radroute bis in die Innenstadt in den Blick zu nehmen. Die Grabenallee dagegen sei dagegen „wenig zielführend“. Fritz‘ Begründung: „Bereits jetzt kommt es dort immer wieder zu gefährlichen Situationen, wo Fußgänger und Radfahrer gemeinsam geführt werden.“ Dass die Klarenbergstraße schon jetzt häufig von Radfahrern genutzt wird, das konnte man gut sehen, als die Critical-Mass-Gruppe stadteinwärts radelte. Immer begegneten die Rad-Aktivisten anderen Radfahrern und kleine Radfahrergruppen.
Attraktiv auch für Schüler
Für Fritz wäre eine durchgehende Fahrradstraße am Klarenberg auch eine attraktive Verbindung für Schülerinnen und Schüler, die entweder stadteinwärts oder in die andere Richtung ins Bettringer Schulzentrum fahren wollen. Auch beim Radverkehr müsse man die Jüngsten und die Älteren besonders schützen. Fritz: „Das muss unser Anspruch sein, und daher müssen die Achsen zu Ende gedacht werden.“
Auch die Schwerzerallee im Blick
Im Verlauf der Klarenbergstraße betonte Fritz, dass es aus seiner Sicht wichtig sei, die Straße durch Poller oder Grün in der Mitte aufzulockern – „dann entfällt sie als Durchgangsstraße, und das kommt neben uns Radlern vor allen Dingen auch den Anwohnern zugute“.
Die Klarenbergstraße soll nicht die einzige Fahrradstraße in Gmünd bleiben. Die Schwerzerallee hat die Stadtverwaltung als weiteres Projekt im Auge, das hat Gmünds Mobilitätsmanagerin Anja Tamm vor einigen Wochen gegenüber der GT bekräftigt. Die Critical-Mass-Leute wollen, dass auch in der Oststadt für die Wilhelm- und die Werrenwiesenstraße „gute Lösungen“ gesucht werden.
„Die Achsen müssen zu Ende gedacht werden“ Sebastian Fritz, Rad-Aktivist
Mit der Buchstraße hatte die Radler-Bewegung in den letzten Monaten wenig Glück: Trotz ihres demonstrativen Einsatzes hatte der Gemeinderat deren Ausbau Ende März nicht beschlossen.
So funktioniert eine Fahrradstraße
Maximal 30 km/h: Fahrradstraßen sind in Deutschland dem Fahrradverkehr vorbehalten. Autos können durch ein Zusatzschild erlaubt werden, häufig ist eine Regelung nur für Anlieger oder Einbahnverkehr für Autos. Autofahrer müssen sich nach dem Tempo der Radler richten. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt für alle 30 km/h.
Nebeneinander: Zu den Vorrechten der Radler in Fahrradstraßen gehört auch, dass sie nebeneinander fahren dürfen – auch wenn ein Auto sie dadurch nicht überholen kann.
Copyright, Gmünder Tagespost 19.06.2021