Wenn der Stadt die Fachkräfte fehlen …
Mit Blick auf die Schwäbisch Gmünder Jahresrechnung für 2018 wurde moniert, dass die Überprüfung
von Baumaßnahmen durch reine Verwaltungsfachleute zu Fehlern und unnötigen Kosten führen kann.
VON GEROLD BAUER
SCHWÄBISCH GMÜND. Es stehe der Genehmigung der Gmünder Jahresrechnung 2018 nichts entgegen, so das Fazit
des städtischen Rechnungsprüfungsamts. Dieses Amt bestätigt darüber hinaus „ein hohes Maß an ordnungsgemäßer Abwicklung der Finanzvorfälle.“ Gewisse Mängel bei manchen Abrechnungen beeinträchtigen laut Rechnungsprüfungsamt das grundsätzlich positive Ergebnis der Prüfung nicht. Zumal der Schuldenabbau von
den Rechnungsprüfern ausdrücklich gewürdigt wurde. Vor dem Hintergrund, dass das Ergebnis der Jahresrechnung dank Mehreinnahmen und satten Einsparungen um mehr knapp zwölf Millionen Euro besser ausiel als man bei der Aufstellung des Haushaltsplans für 2018 erwartet hatte, hätten die Mitglieder des Verwaltungsausschusses/ Eigenbetriebsausschusses des Gemeinderats bei der Sitzung am Mittwoch im Stadtgarten das Zahlenwerk mehr oder weniger durchwinken können. Dass die Jahresrechnung das Gremium dann doch nicht ganz „ungestreift“ passierte, lag vor allem an der Kritik von Stadtrat Sebastian Fritz (Linke).
Er sei bei der Lektüre des Prüfungsberichts über folgende Passage „gestolpert“: „Im Bereich der Organisation der Stadtverwaltung musste das Rechnungsprüfungsamt wieder feststellen, dass Fachämter über ihre Fach- und Kernkompetenz bzw. Mitarbeiter über ihre beruliche Qualifikation
hinaus mit fachfremden Aufgaben betraut wurden. Die andersartig gelagerte Fachkompetenz führte dazu, dass die Aufgaben nicht fehlerfrei ausgeübt werden konnten. Diese Fehler hätten durch eine fachgerechte Verteilung bzw. Zuweisung der Aufgabe vermieden werden können und müssen.“ Was damit ganz konkret gemeint war, erläuterte der Leiter des städtischen Rechnungsprüfungsamts, Michael Schaumann, dann in der Sitzung. Er machte deutlich, dass Bauprüfungen am besten von Baufachleuten, zum Beispiel von Ingenieuren, durchgeführt werden sollten und nicht von
Verwaltungsfachwirten. Oberbürgermeister Richard Arnold konterte mit dem Argument, dass man ohne lexibel denkende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Stadtverwaltung das Tagesgeschäft nicht bewältigen könnte.
Zumal aufgrund des Mangels an Ingenieuren der Stillstand drohe, wenn nicht Verwaltungsfachleute einspringen würden. Der Oberbürgermeister unterstricht, dass man die Bedeutung langjähriger Erfahrung als Faktor nicht unterschätzen dürfe. Mancher habe vielleicht auf dem Papier nicht die erforderliche Fachqualiikation, habe sich aber über einen langen Zeitraum diese Fachkenntnisse angeeignet. Das Problem des Fachkräftemangels ganz speziell bei
den Bauingenieuren werde sich angesichts der demographischen Entwicklung in den nächsten Jahren noch verschärfen, warnte der OB. Darauf müsse man mit Flexibilität reagieren, um die Handlungsunfähigkeit durch Personalmangel zu vermeiden.
Stadtrat Baumhauer (CDU) lobte die sehr sparsame Wirtschaftsweise der Stadtverwaltung. Gabriel Baum (Grüne) verglich den Blick auf die sehr guten Zahlen aus dem Jahr 2018 damit, dass man in einem schlechten Jahr die schönen Urlaubsbilder vergangener Jahre anschaut. Sigrid Heusel kritisierte den in einigen Fällen nicht korrekten Umgang mit Haushaltsresten und nicht überplanmäßigen Ausgaben. Karin Rauscher (Freie Wähler Frauen) sprach im Vergleich mit aktuellen Haushaltsdaten von „einem Blick in eine andere Welt“ und Brigitte Abele (Bürgerliste) attestierte der
Stadtverwaltung eine gute Arbeit.
Einstimmig votierte der Ausschuss am Mittwoch dafür, dass trotz des pandemiebedingten Ausfalls von vielen Konzerten den Mitgliedsvereinen des Stadtverbands Musik und Gesang die sonst übliche Konzertförderung zuteil werden soll. Man müsse es honorieren, wenn Vereine trotz wegfallender Einnahmen den Probenbetrieb aufrechterhalten und ihre Dirigenten und Chorleiter weiter beschäftigen, begründete OB Arnold diese Förderung.
Man wolle mit dem „Gmünder Sommer“ den Vereinen 2022 vom 8. Mai bis 3. Oktober im Remspark eine Bühne bieten.
Copyright Rems Zeitung, 09.12.2021