Zur Politik stehen
Kommentar von Jürgen Widmer Rems Zeitung: Der Gemeinderat hat die Umwandlung der Klarenbergstraße in eine Fahrradstraße abgelehnt. Für die Entwicklung des Rad- und Fußgängerverkehrs ist dies ein fatales Signal.
Der öffentliche Raum ist nicht beliebig vermehrbar. Das ist eine Binsenweisheit. Heißt: Will ich dem einen Verkehrsteilnehmer mehr Platz geben, muss ich diesen dem anderen wegnehmen. Da macht die Klarenbergstraße keine Ausnahme. Also muss eine Güterabwägung stattinden. In diesem Fall: 40 Parkplätze, die Möglichkeit für motorisierten Durchgangsverkehr und eventuell geringere Kosten contra mehr Sicherheit und Komfort für Radler und Fußgänger, mehr Ruhe und bessere Luft für Anwohner und einen sicheren Schulweg für Kinder. Der Rat hat sich mehrheitlich für das erste Paket entschieden. Das ist legitim, denn so ist dies nun mal bei Abwägungen. Eine Seite kippt hinten runter.
Vielleicht lassen sich in Sachen Sicherheit noch ein paar Details verbessern, aber ein Konzept aus einem Guss ist dies nicht. Mag die Entscheidung in diesem Einzelfall noch vertretbar erscheinen, so hat sie doch für das Gesamtsystem Radwegenetz fatale Auswirkungen. Wie soll an irgendeiner Stelle in Gmünd überhaupt eine Fahrrad straße entstehen? Das Argument der wegfallenden Parkplätze dürfte überall aufkommen. Und warum soll den Anwohner beispielsweise in der Schwerzerallee nicht mit weniger Recht auf die Parkplätze pochen dürfen, als jene in der Klarenbergstraße? Das Gmünder Radwegenetz ist eine einzige Flickschusterei. Wer daran etwas ändern will, der wird nicht umhinkommen, den Autofahrern etwas zuzumuten. Zu tun, als sei dies nicht notwendig, ist gelogen.
Wenn die CDU betont, sie sei im Prinzip für eine Verbesserung für den Rad- und Fußgängerverkehr, muss sie dies mit Taten unterlegen. Und den Mut haben, auch auf Parkplätze zu verzichten. Sonst klingt es doch sehr nach dem legendären Radio Eriwan. „Im Prinzip ja, aber eigentlich machen wir weiter Verkehrspolitik für das Auto.“ Das ist legitim, aber dann sollte man auch dazu stehen.
Copyright Rems Zeitung, 06.02.2025