„Altpapiersammlungen lohnen nicht mehr“
Vereine: Die Preise für Altpapier schwanken stark. Nicht so aber die Pauschale, die die GOA den Vereinen im Ostalbkreis für ihre Altpapiersammlungen zahlt. In vielen Vereinen stößt das auf Unverständnis – schließlich sind sie auf das Geld angewiesen.
OSTALBKREIS. 35 Euro – so viel bezahlt die GOA laut dem aktuellen Vertrag pro Tonne Altpapier den Vereinen. Der Wert liegt laut dem statistischen Bundesamt im September 2022 bei 146,80 Euro, im Juli waren es sogar 238,60 Euro. „Die Diskrepanz ist schon sehr groß“, findet Sebastian Fritz, Stadtrat der Linken in Schwäbisch Gmünd.
Auch bei den Vereinen wünscht man sich, die GOA würde mehr zahlen. „Wir finanzieren uns ja aus solchen Aktionen“, sagt Thomas Knödler. Er ist Verantwortlicher für die Altpapiersammlung bei der SG Bettringen und „seit der ersten Stunde“ dabei. „Trainingslager für die Kinder und Jugendlichen, aber auch Equipment, das alle benötigen – das kaufen wir unter anderem von dem Geld, das wir bei Altpapiersammlungen einnehmen.“ Die GOA habe auch schon mehr bezahlt, erinnert er sich – um die 40 bis 50 Euro pro Tonne.
Warum der Preis für die Vereine im aktuellen Dreijahresvertrag vom 1. April 2022 so niedrig ist, obwohl die Marktpreise für Altpapier Rekordhöhen erreichen, kann Knödler nicht nachvollziehen.
Die GOA argumentiert auf Nachfrage so:
„Wir bezahlen eine marktunabhängige Grundvergütung von 35 Euro pro Tonne, zusätzlich gibt es 2,50 Euro Vespergeld pro Tonne. Diese Vergütung wird unabhängig von der Art der Sammlung (Bring- oder
Holsammlung) ausbezahlt. Der Hintergrund für die marktunabhängige Vergütung ist folgender: Die Vereine werden für die erbrachte Sammelleistung bezahlt, da sich der Aufwand der Vereine durch die
Marktpreisveränderungen des Altpapiers nicht ändert. Somit stellen wir sicher, dass die Vereine mit festen Einnahmen rechnen können. Ansonsten müsste der Sammelzuschuss bei sinkenden Erlösen – wie dies
aktuell der Fall ist – nach unten angepasst werden. Im Gegenzug proitieren die Vereine allerdings auch nicht von Marktpreissteigerungen.“ Doch selbst mit den genannten „sinkenden Erlösen“ bleibt die Gewinnmarge für die GOA recht hoch. Wie also errechnet sie die Preise, die sie den Vereinen zahlt? „Die
Höhe des Sammelzuschusses orientiert sich an den Erfassungskosten von Altpapier über die Altpapiertonnen und die Wertstoffhöfe“, erläutert Harald Wanner, Mitglied der Geschäftsleitung. „Ergänzend zu den Sammelzuschüssen fallen noch im erheblichen Umfang Kosten für die Stellung der Sammelkosten und Verwaltungskosten für die Organisation und Abrechnung der Sammlungen an.“ Das alles muss die GOA also mit einberechnen, wenn sie die Verträge aufsetzt.
Doch noch etwas erschwert den Vereinen die Altpapiersammlungen, wie auch Knödler feststellt: „Immer weniger Leute stellen noch Altpapier raus.“ Seit der Einführung der blauen Tonne für Altpapier und Kartonagen im Jahr 2008 sei es immer weniger geworden. Auch andere Vereine haben damit zu kämpfen. „Das rentiert sich wirklich nicht mehr für uns“, sagt ein Vereinsvorstand, der lieber anonym bleiben möchte. „Wenn es wenigstens noch um die 50 Euro pro Tonne wären, dann würden sicher mehr Vereine Altpapiersammlungen machen.“
Die Stadtjugendkapelle hat bereits aufgehört. Auch bei der SG Bettringen wird überlegt, ob sich der Aufwand noch lohnt. „Wir kriegen in Unterbettringen derzeit sechs bis acht Container pro Sammlung
voll und das viermal im Jahr“, sagt Knödler. „Früher waren es doppelt so viele, etwa 13 oder 14 Container.“ Handball- und Fußballabteilung sammelten immer gemeinsam, am Schluss kämen rund 600 Euro raus
– also 300 Euro für jeden. „Da bleibt wirklich nicht mehr viel hängen bei uns.“
Knödler fände einen Basisbetrag und ein marktabhängiges „Add-On“ wünschenswert. „Das wäre eventuell ein Anreiz, doch weiter Altpapier zu sammeln und würde vielen Vereinen helfen.“
Copyright Rems Zeitung, 24.10.2022 Sarah Fleischer