Bürgerschaft zweiter Klasse
Viele Menschen in Schwäbisch Gmünd bewegen sich im Alltag oft oder größtenteils ohne Auto. Die Innenstadt bietet sich dafür an, da die Wege hier relativ kurz sind. Wer sich selber eine Weile
ohne Auto im Alltag bewegt, bemerkt erst, wie viele Gmünderinnen und Gmünder es ebenso tun.
Das basale Interesse dieser Menschen – zügig und sicher mit dem Rad mobil sein – scheint für die
Stadtspitze und den CDU-Stadtverband jedoch nachrangig zu sein. Man muss den Eindruck gewinnen, wer nicht regelmäßig Auto fahre, gehöre für sie zu einer Bürgerschaft zweiter Klasse, deren Interessen bestenfalls untergeordnetes Gewicht haben. Anders kann das Statement des CDU-Stadtverbandes nicht verstanden werden. Darin begrüßt der Verband die Idee, den Hauberweg zu „ertüchtigen“. Dort aber zwängen sich Radfahrer und Fußgänger auf einem schmalen Streifen in rechtwinkligen „Kurven“ zwischen Sportplatz und Anwohnergrundstücken durch. Der fehlende Platz kann nicht herbeiertüchtigt werden, ohne den Fußballplatz zu verkleinern oder den Anwohnern die Vorgärten zu stutzen. Es ist zudem jahrelange und leidvolle Erfahrung, dass kombinierte Rad- und Fußwege nicht gut funktionieren. Fahrräder sind Fahrzeuge, sie gehören nicht auf Fußwege. Radfahrer und Fußgänger zusammen auf zu schmale Wege zu schicken, damit Autofahrende uneingeschränkt fahren und parken können, hat daher auch nichts mit dem vom
CDU-Stadtverband angeblich angestrebten „Berücksichtigen aller Interessen“ zu tun. Es ist das
offensichtliche Bevorteilen der Autofahrer gegenüber allen Bürgerinnen und Bürgern, die sich
ohne Auto durch die Stadt bewegen – oder es gerne würden.
Carsten Anders, Schwäbisch Gmünd