Keine Klage für Tempo 30
Verkehr Das sagt die Deutsche Umwelthilfe zum Thema Geschwindigkeit in der Ortsdurchfahrt Herlikofen. Stadtrat Andreas Benk bringt Freiwilligkeit ins Gespräch.
Vergangenes Jahr übergaben Claudia Schöggl und Sarah Kutscher über 100 Unterschriften an Herlikofens Ortsvorsteher Thomas Maihöfer mit der Bitte um „Tempo 30“ in der Gmünder und Brainkofer Straße. Zu laut sei der Verkehr in der Ortsdurchfahrt. Claudia Schöggl versprach sich Unterstützung durch die Deutsche Umwelthilfe (DUH). Die hat sich nun zu Wort gemeldet. Das Schreiben erreichte auch Stadtrat Prof. Dr. Andreas Benk (söl). Mit einer baldigen Tempo-30-
Zone ist aber nicht zu rechnen: „Leider gibt es keinen Anspruch auf Tempo 30 und – anders als bei
der Luftverschmutzung – auch keine verbindlichen Lärmgrenzwerte, die im Bestand eingehalten werden müssen“, schreibt Robin Kulpa, stellvertretender Bereichsleiter Verkehr & Luftreinhaltung der DUH. Man teile aber die Einschätzung Betroffener, dass unter den aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen an der genannten Straße „Tempo 30“ angeordnet werden könne. Das lasse sich sowohl mit einer Einrichtung des betreuten Wohnens und Kindereinrichtungen begründen, als auch über die Lärmkartierung, die einen Lärmpegelwert von 68,8 dBA ergeben habe. Allerdings sei der politische Wille der Stadt nötig. Kulpa: „Eine Klage der DUH kommt leider nicht in Betracht.“ Daher appelliere man an die Stadt Schwäbisch Gmünd, ihre Handlungsspielräume zu nutzen. Die Lage in Herlikofen ist nach Worten von Gerd Hägele, dem Leiter des Rechts- und Ordnungsamts, anders: Nur wenn eine Pflegeeinrichtung direkten Zugang zur Straße habe, sei das ein Grund für „Tempo 30“. Das ist nicht der Fall. Auch Schule oder Kindergarten liegen nicht an der Ortsdurchfahrt. Andreas Benk unterstützt das Anliegen der dortigen Bürgerinnen und Bürger. Er werde das Gespräch mit Betroffenen suchen, die im vergangenen Jahr dafür unterschrieben haben. Sein Vorschlag: Schilder mit der Aufschrift „Freiwillig Tempo 30“ anbringen, ganz im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten. Die Schilder dürfen nicht wie die offiziellen Verkehrszeichen aussehen, müssen auf privatem Grund stehen. Damit könne man vielleicht einen Teil der Menschen
am Steuer erreichen. Andreas Benk hat „derzeit keine Hoffnung auf eine Mehrheit im Gemeinderat für Tempo 30“. Auch der Ortschaftsrat Herlikofen habe sich ja dagegen ausgesprochen.
Nicht zu schnell Das von Befürwortern von „Tempo 30“ ebenfalls vorgebrachte Argument, in der Ortsdurchfahrt werde auch zu schnell gefahren, teilt Ortsvorsteher Thomas Maihöfer nicht. Zweiwöchige Messungen an der Ortsdurchfahrt hätten ergeben, dass 85 Prozent der Fahrzeuge mit
einem Durchschnittstempo von 42 Stundenkilometern unterwegs waren. Er spricht von wenigen Ausreißern nach oben. Bei den Messungen seien im Durchschnitt 8000 Fahrzeuge am Tag
festgestellt worden. Der Ortsvorsteher richtet ein Hauptaugenmerk auf die Verkehrssicherheit.
Drei Fußgängerampeln seien an der Ortsdurchfahrt auf der Brainkofer Straße und Gmünder Straße installiert. Man müsse auch an den Verkehrsfluss denken, so der Ortsvorsteher. Bei „Tempo 30“ wären Autos länger im Ort unterwegs, gerade in Zeiten des Berufsverkehrs hätten es Verkehrsteilnehmer aus den Seitenstraßen dann schwerer, einbiegen zu können.
Die Deutsche Umwelthilfe sieht die Lage anders und möchte Änderungen: „Da die Situation, dass es keinen Anspruch auf „Tempo 30“ gibt, äußerst unbefriedigend ist, setzen wir uns auf Bundesebene und in Europa für eine Änderung der gesetzlichen Vorgaben ein“, betont Kulpa.
Copyright Gmünder Tagespost, 10.04.2024