Demo für mehr Bäume und Schatten in der Gmünder Innenstadt
Warum sich zwölf Initiativen und rund 150 Bürgerinnen und Bürger an der Baumpflanzaktion der Omas for Future auf dem oberen Marktplatz beteiligt haben.
„Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns den Schatten klaut“, machte einer von zwei Demonstrationszügen am Samstag mit einer Abwandlung der Fridays-for-future-Parole auf sich aufmerksam. Zuvor hatten sich bereits rund 40 Radfahrer vom Bahnhof aus in Bewegung gesetzt, um eine Runde um die Innenstadt zu drehen, auf einem stabilen Anhänger – einem „long vehicle bike transport“ – zwei Bäume mit sich führend. Das Ziel beider Züge zu Fuß und mit dem Rad: der obere Marktplatz.
Gegen 12 Uhr trafen beide Gruppen vor dem Rathaus ein, ausgestattet mit Schaufeln, Gießkannen, Handschuhen und Arbeitsschürzen mit dem Aufdruck „Jetzt aber grün“. Und genau darum ging es bei der Pflanzaktion, zu der die Gruppe Omas for Future (OFF) aufgerufen hatte: Mehr Bäume in der Innenstadt, insbesondere auf dem Marktplatz und dem Johannisplatz, wo die Stadtverwaltung sie bisher noch nicht vorsieht.
Getragen war die Demo mit Pflanzaktion von vielen weiteren Gruppierungen: der Gmünder Klimainitiative, dem BUND und dem Nabu, den Parteien die Grünen und die Linke, Fridays for future, dem Weltladen und dem Unverpacktladen, dem Café Paletti, dem Stadtjugendring sowie Animal Rights Watch; einige Gemeinderäte aus der SPD-Fraktion packten ebenfalls tatkräftig mit an. Sogar zwei Abgesandte von Extinction Rebellion München, Aniele Kradija und Dirk Scherberger, unterstützten fahnenschwingend die Forderungen.
Rund 150 Klimabewegte waren schließlich auf dem Marktplatz versammelt und wurden von Regina Wiedemann von den OFF begrüßt. „Wir sollten uns um diese Welt kümmern“, so war der Umweltschutz und die Bewahrung der Schöpfung bei der ganzen Veranstaltung allgegenwärtig: Die Erde nicht plündern, sondern mit Respekt behandeln und vor allem für die nachfolgenden Generationen bewahren, brachte es Wiedemann auf den Punkt.
Konkreter wurde Andreas Mooslehner vom BUND, der einen Schubkarren erklomm und eine glühende Rede hielt: „Wir sind hier, weil wir mehr Wachstum fordern“, stieg er mit einem etwas ungewohnten Vokabular ein, konkretisierte aber sofort: grünes Wachstum. Er adressierte seine Forderung nicht nur an die Stadtverwaltung, sondern auch an Privatleute, Gewerbetreibende und Industriebetriebe. Die vergangenen dreißig Jahre habe man viele Fehler gemacht, doch jetzt müsse man die Stadt klimawandelfest machen.
Den Marktplatz nannte er den heißesten Platz von Gmünd, jetzt müsse man entschieden handeln, „damit man es weiterhin hier aushalten kann“. Er erinnerte an zwanzig Hitzetage mit mehr als 30 Grad im vergangenen Jahr. 2075 werde man mit 45 Hitzetagen rechnen müssen. Er forderte auch mehr Baumschutz von der Stadt, zu viele Bäume gingen nach zehn, zwanzig oder dreißig Jahren wieder ein – „wir brauchen Bäume, die alt werden.“
Visionär knüpfte Wolfram Betz, OFF-Opa, an das zuvor Gesagte an: 2050 hat sich Gmünd zu einer nachhaltigen klimaneutralen Hochburg gemausert, weil OB Richard Arnold endlich die Zeichen der Zeit erkannt hat und sich „mit ganzer Kraft dem Schutz der Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder einsetzt“. Einige der Stationen auf dem Weg dorthin: 2024 werden Bäume auf dem Marktplatz gepflanzt, 2029 ist die Innenstadt fast autofrei, 2033 ist die Klimaneutralität erreicht. Es gibt Aufforstungsmaßnahmen, blühende Wiesen, gemeinschaftliche Biogärten, Bürgerenergie und Gemeinwohlökonomie. So seine Vorstellung.
Für die Baumpflanzung übten die Klimaaktivisten am Samstag schon mal, indem sie symbolisch vier Bäume pflanzten. Katrin Sabath-Härlin, Nyckelharpa, und Richard Buchner, Gitarre, machten die passende Tanzmusik dazu, nach demMotto, mit guter Laune geht man die Dinge, die getan werden müssen, leichter an.
Copyright Gmünder Tagespost, 18.03.2023