Die Not reicht bis in die Mittelschicht

Wie der Wohnungsnotfallhilfe-Fonds der Hospitalstiftung nach acht Jahren zum wichtigen Instrument wird. Stadt ruft zu Spenden auf. Lions-Club spendet Energiegutscheine.

Wohngeld – eine Hilfe für Bedürftige? Schon, aber „der Anspruch auf Wohngeld reicht inzwischen bis weit in die Mittelschicht hinein“, sagt Gmünds Sozialbürgermeister Christian Baron im Gespräch mit der Gmünder Tagespost. Die Verwaltung habe inzwischen das Personal in der dafür zuständigen Abteilung fast verdoppelt. Und sie rechnet damit, dass in den nächsten Tagen auch eine bisher eher im Verborgenen bestehende Hilfemöglichkeit enorme Bedeutung gewinnen wird: der Wohnungsnotfallhilfe-Fonds.

2015 hat der Gemeinderat die Einrichtung dieses Fonds beschlossen und ihn bei der Hospitalstiftung angesiedelt – jener Stiftung, die schon seit Jahrhunderten Gmünder Bürgern in Notfällen hilft. Der Fonds passt thematisch gut zu der Stiftung: Er soll Bürgern in Notlagen durch die Vergabe von Zuschüssen oder Darlehen helfen, Wohnungslosigkeit zu vermeiden oder eine Wohnung zu bekommen. Zuschüsse, sagt Sozialamtsleiter Hans-Peter Reuter, werden dabei einmalig bei akuten Notlagen vergeben. Wer dauerhaft oder längerfristig in Geldnot sei, für den müsse Unterstützung durch das durchaus breite Netz staatlicher Hilfen geprüft werden, ergänzt Christian Baron.

Die Hilfen aus dem Fonds waren bislang nicht sehr häufig nötig. Rund 60 Fälle seien seit Gründung des Fonds abgewickelt worden, im letzten Jahr fast gar keine, so Reuter.

Nun aber rechnet die Stadtverwaltung mit deutlich mehr Notfällen. Zum einen, sagt Baron, seien Mietpreise teilweise an die Inflation gekoppelt – und die steigt derzeit drastisch an. Vor allem aber verschicken die Gmünder Stadtwerke derzeit ihre Jahresabrechnungen und damit auch die Höhe der neuen Abschlagszahlungen. Diese Forderungen dürften viele Menschen an ihre wirtschaftlichen Grenzen bringen. Bei Alleinerziehenden oder Rentnern sei das Geld ohnehin oft knapp, weiß der Erste Bürgermeister. Wenn dann noch zum Beispiel die Waschmaschine kaputtgeht, könne dies knapp kalkulierte Budgets zusammenbrechen lassen.

Voraussetzung für die Gewährung einer Unterstützung aus dem Wohnungsnotfallhilfefonds sind:

Geringes Einkommen beziehungsweise Mittellosigkeit;

keine anderweitige Hilfe, zum Beispiel über gesetzliche Maßnahmen.

Christian Baron ruft Menschen in solchen Situationen ausdrücklich dazu auf, sich um die Hilfen zu bemühen: „Da braucht keiner eine Scheu zu haben.“ Oft würden Fälle auch von den Stadtwerken gemeldet, wenn die merken, dass der Kunde mit den Abschlagszahlungen Probleme hat.

Die Stadt rechnet mit deutlich mehr Notfällen. Deshalb rufen sie und alle Fraktionen des Gemeinderats Bürger, die es sich leisten können, dazu auf, ihre 300 Euro Energiepauschale oder einen frei wählbaren Betrag an den Wohnungsnotfallhilfe-Fonds der Hospitalstiftung zu spenden. Spenden können auf das Konto der Hospitalstiftung bei der Kreissparkasse Ostalb überwiesen werden: IBAN: DE75614500500440000141; SWIFT-BIC: OASPDE6A, mit dem Verwendungszweck „Energiespende“.

Der Lions Club Schwäbisch Gmünd – Aalen – Ellwangen spendete am Dienstag Energiegutscheine im Wert von 3000 Euro an die Hospitalstiftung. Er möchte so denjenigen helfen, die knapp aus der staatlichen Unterstützung fallen, aber trotzdem dringend Hilfe benötigen, sagten Lions-Präsident Wolfgang Leidig und Lions-Sekretär Olaf Hepfer bei der Übergabe.

Hilfesuchende können sich direkt bei der Wohnungsnotfallhilfe der Stadtverwaltung am Bahnhofsplatz 8 (Telefon 07171/603-5040) melden. Die Stelle sitzt räumlich sehr nahe am Job-Center (Bahnhofsplatz 1), wo über staatliche Hilfen informiert wird. Die Kontaktdaten und Informationen zu den beiden Stellen sind auch auf den Internetseiten der Stadt und des Ostalbkreises zu finden.

Energiegutscheine im Wert von 20, 30 oder 50 Euro kann jeder und jede im Kundenzentrum der Stadtwerke (Bürgerstraße 5 in Gmünd) kaufen und jemandem schenken, der damit seine Energierechnung bei den Stadtwerken senken kann.

Copyright Gmünder Tagespost, 15.03.2023