Doch noch kein „Ja“ zum Hallenbad-Neubau?
Artikel aus der Rems Zeitung: Infrastruktur: Es zeichnet sich die Möglichkeit ab, dass die Fraktionen des Gmünder Gemeinderats auch beim neuen Termin kein grünes Licht für die Idee der Stadtverwaltung geben werden, einen Hallenbad-Neubau zu planen. Ein Kombi-Bad im Schießtal fänden eigentlich zwar viele gut. Das Problem besteht aber darin, dass noch Antworten vermisst werden.
SCHWÄBISCH GMÜND. Das Thema „Hallenbad“ steht diese Woche erneut auf der kommunalpolitischen Agenda in Gmünd. Am Mittwoch, 18. Oktober, befassen sich der Verwaltungsausschuss/Eigenbetriebsausschuss/Klima-, Umwelt-, Energie- und Bauausschuss sowie der Betriebsausschuss für Stadtentwässerung in einer Vorberatung damit. Die Entscheidung soll – so
sieht es der bereits einmal aktualisierte Zeitplan der Stadtverwaltung vor – am Mittwoch, 25. Oktober, im Gemeinderat fallen. Zur Abstimmung steht jener Beschlussvorschlag (siehe Info-Block), den
die Bäderbetriebe und die Stadtverwaltung schon seit rund drei Monaten favorisieren. Ob dieser Beschluss bis Ende Oktober aber tatsächlich gefasst wird, darf aktuell zumindest angezweifelt werden. Bei zahlreichen Mitgliedern des Gemeinderats sind nämlich laut eigenem Bekunden noch zentrale Fragen unbeantwortet. Solange diese eingeforderten Informationen nicht auf dem Tisch liegen, dominiert die Tendenz , die Entscheidung ein weiteres Mal (so wie bereits im September) zu vertagen. Die Rede war diesbezüglich im Vorfeld von „Schnellschüssen“, die man angesichts der Tragweite und der Kosten dieses Projekts vermeiden wolle.
Stadtrat Martin Bläse als Sprecher der CDU-Fraktion zum Beispiel bedauerte, dass die von der Stadt eingeforderten zusätzlichen Informationen seit der letzten Vertagung immer noch nicht vorliegen. Seine Fraktion sei in der Zwischenzeit freilich nicht untätig gewesen, sondern habe die Zeit für informative Gespräche genutzt – auch mit dem Gmünder Schwimmverein. Dabei habe sich bei mehreren Mitgliedern
der Fraktion, nicht zuletzt bei ihm selbst, ein gewisser Sinneswandel im Hinblick auf die Frage ergeben, ob das Becken im Neubau 25 oder 50 Meter lang sein sollte. Die vom Schwimmverein vorgeschlagene Variante, durch eine integrierte Lösung (nur ein einziges Becken, aber mit unterschiedlichen Wassertiefen und Temperaturzonen; unter anderem mit Hilfe variabler Trennwände und einem Hubboden) zu sparen, klinge überzeugend. Zumal bei genauer Betrachtung die Mehrkosten von dann 2,5 Millionen Euro auf Jahrzehnte hinaus gut angelegtes Geld seien. „Prinzipiell sind wir da sehr offen“, sagte Bläse, räumte aber ein, dass alles von der Finanzierbarkeit abhänge. „Stand heute geht bei uns der Trend eher in Richtung 50 Meter-Bahn.“ Keineswegs „gesetzt“ ist laut Bläse für die Christdemokraten der Bau einer neuen Sauna. Wenn es finanziell zu knapp werde, dann könnte er sich auch vorstellen, zuerst mal nur das Bad zu bauen und eine spätere Erweiterung um eine Sauna schon einzuplanen.
Gabriel Baum (Grüne) bedauerte im Gespräch mit der Rems-Zeitung, dass ein Besichtigungstermin des alten Hallenbads aufgrund des ungünstigen Termins am Freitagvormittag leider geplatzt sei. Die Grünen hatten nämlich die sehr hohen Sanierungskosten in Zweifel gezogen und wollten dazu konkrete Auskunft vor Ort haben. „Wir haben uns deshalb auch noch nicht festgelegt, ob die Sanierung tatsächlich ad acta gelegt werden soll“, sagte Baum. Wenn diese Entscheidung gefallen sei, dann sei die Schießtalvariante durchaus akzeptabel. Auch Baum dachte im Vorfeld der Sitzung laut darüber nach, ob man die Sauna wirklich gleich bauen sollte oder vielleicht als nachträgliche Erweiterung vorsehen könnte. „Geld spielt die entscheidende Rolle“, sagte der Fraktionssprecher der Grünen im Gmünder Gemeinderat.
Ähnlich äußerte sich Sebastian Fritz namens der Fraktion söl. Auch diese Fraktion hat in den letzten Wochen weitere Gespräche geführt und zeigt sich skeptisch, ob die Zeit schon reif für eine endgültige Entscheidung ist. „Wenn uns die Verwaltung am morgigen Mittwoch nicht mit weiteren Informationen überrascht, können wir nicht zustimmen!“, bedauerte Fritz. Bei einer so fundamentalen Entscheidung könne es bei so vielen offenen Fragen kein „Durchwinken“ eines Beschlussvorschlags der Stadt geben.
Das Thema Sanierung sei für seine Fraktion dann vom Tisch, wenn klar sei, dass damit eine eineinhalb- oder zweijährige Schließung verbunden wäre. „Wir haben während der Corona-Pandemie gesehen, wohin das führt. Das können wir uns im Hinblick auf das Schwimmenlernen von Kindern nicht erneut leisten!“ Vieles spreche, so Fritz, für ein Kombibad, aber es stelle sich die Frage, welche Ausstattung nötig ist. „Aber wir sind ja noch gar nicht soweit, über Details zu diskutieren!“
Dr. Uwe Beck monierte namens der SPD ebenfalls, dass es den geforderten Ortstermin im alten Hallenbad nicht mehr vor der Ausschusssitzung geben wird. Man wollte bei dieser Gelegenheit, am Besten direkt im Gespräch mit dem Büro Fritz-Plan erfahren, warum eine Sanierung so teuer ist. Wenn sich dabei bestätigt hätte, dass die Sanierung tatsächlich keine wirkliche Alternative ist, dann hätte die SPD wohl den Beschlussvorschlag der Stadtverwaltung mitgetragen. Zumal es nach Becks Einschätzung ja wohl eher ein Teilabriss als eine reine Sanierung wäre. Grundsätzlich plädiert Dr. Beck aber dafür, dass man vor einer so wichtigen Entscheidung alle offenen Fragen geklärt haben sollte. „Es wäre daher vielleicht besser, lieber nochmals zu vertagen, als eine Abstimmung übers Knie zu brechen.“ Dass eine 50-Meter-Bahn in der vom Schwimmverein vorgeschlagenen Alternative kostengünstig zu haben ist, sieht Beck mit Skepsis. Dazu müsse man vor allen die Betriebskosten vergleichen sowie den Platz- und Personalbedarf abwägen. Den kompletten Raum zwischen Freibad und See zu verbauen, hält Beck für wenig attraktiv; Sauna und eine Gastronomie allerdings schon.
Dreh- und Angelpunkt, warum die Stadt die Planung so schnell wie möglich in trockene Tücher bringen möchte, ist ein in Aussicht gestellter Zuschuss von 2,5 Millionen Euro. Dieser wurde ursprünglich für
eine Sanierung zugesagt, könnte aber auf einen Neubau übertragen werden, sofern dieser deutlich günstiger als eine Sanierung wäre. Angesichts aktuell kalkulierter Sanierungskosten von gut 27 Millionen
Euro gehen die Bäderbetriebe davon aus, mit der Kombi-Bad-Variante im Schießtal finanziell besser zu fahren – nicht zuletzt aufgrund der Synergieeffekte im Hinblick auf die Technik, das Personal und die Besucherzahlen beim wetterunabhängigen Ganzjahresbetrieb. Was ein Neubau in Euro und Cent tatsächlich kosten würde und wie sich die Betriebskosten dann entwickeln, vermochte Peter Ernst als Chef der Stadtwerke und Bäderbetriebe allerdings derzeit noch nicht verlässlich zu beziffern. Denn bisher
gibt es nicht viel mehr als eine Entwurfskizze, wie so ein Neubau aussehen könnte, sowie Kostenschätzungen auf der Basis von Erfahrungswerten. Konkrete Zahlen, so wurde in den bisherigen Beratungen immer wieder betont, können erst dann vorgelegt werden, wenn eine der zur Diskussion stehenden Varianten durchgeplant sei. Angesichts der Planungskosten, die sich allein bei einer einzigen Variante auf mehr als 250 000 Euro belaufen, wurde bisher immer seitens der Stadt gefordert, sich auf eine einzige Variante festzulegen und damit die Chance auf den 2,5-Millionen-Zuschuss zu wahren.
Copyright Rems Zeitung, 17.10.2023