Flächenverbrauch gefällt nicht jedem
Vor allem ein Bebauungsplan sorgte beiden Vorberatungen im Bau- und Umweltausschuss für Diskussionen: Der Bebauungsplan „Gügling Nord IV“. Ausführungen gab es von Gerhard Hackner, Leiter des Amts fürStadtentwicklung. Auch in den Ortschaftsräten Bettringen und Hussenhofen war der Entwurf, über den der Gemeinderat kommende Woche beschließen wird, bereits mehrmals ein Thema. Hackner kam nochmals auf die Eckpunkte zusprechen und machte darauf aufmerksam, wie wichtig die Erweiterung des Gewerbegebiets für die Stärkung des Wirtschaftsstandorts Schwäbisch Gmünd ist. Mit verschiedenen Maßnahmen wie Fassadenbegrünungen werde der Bebau-ungsplan der Ökologie gerecht, so der Leiter des Amts für Stadtentwicklung. Die meisten Stadträte äußerten sich positiv. Georg Zimmermann (CDU) etwa nannte die Erweiterung auf dem Gügling einen Glücksfall für die Stadt und die Region. Der Bebauungsplan sei absolut notwendig, um zu erreichen, dass Firmen am hiesigen Standort bleiben. Was dem Stadtrat in den bisherigen Überlegungen zu kurz kommt, ist das Thema Verkehr;„man muss die Menschen in den Teilorten vor Verkehr schützen“. Auch den Lärm, der in Richtung Norden abstrahlt, sprach er an, verbunden mit der Überlegung, einen Wall zur Begrünung zu errichten. Gerhard Hackner verwies hier auf das geplante Rückhaltebecken für Oberflächenwasser und die in diesem Bereich vorgesehenen Bäume bzw. Hecken. Prof. Dr. Andreas Benk (Linke) kritisierte das Vorhaben insgesamt und meinte: „Der Flächenverbrauch geht ungezügelt weiter.“ Es gebe immer mehr Autos bei mehr Lärm und weniger Lebensqualität. Der Weg sei eine Sackgasse, die letztlich Arbeitsplätze koste. Weiter verwies Benk auf die Stellungnahmen des Landratsamtes und sagte: „Ich stehe dem Bebauungsplan kritisch gegenüber.“ Unter anderem äußert sich der Geschäftsbe-reich Landwirtschaft des Ostalbkreises in einer dem Gemeinderat vorliegenden Vorlage wie folgt: „Gegen die extern geplanten Eingriffsausgleichsmaßnahmen (Anlage von Lerchenfenster) bestehen Bedenken, da die geplanten Eingriffsausgleichsmaßnahmen mitten in landwirtschaftlichen Schlägen realisiert werden sollen.“ Äußerst kritisch wird der Bebauungsplan auch seitens des Geschäftsbereiches Naturschutz gesehen. In der Stel-lungnahme heißt es unter anderem: „Das Plangebiet umfasst eine Fläche von insgesamt 16,6 Hektar. Eine Bebauung mit gewerblichen Bauten führt in dieser exponierten Lage zu erheblichsten Eingriffen in Natur und Landschaft. Wie bereits zur Flächennutzungsplanung ausgeführt, verstärkt der Bebauungsplan die Riegelwirkung des Gewerbegebiets Gügling mit seiner enormen Fernwirkung nochmals erheblich.“Die ökologische Ausgleichsmaßnahme hinzukriegen sei kein Pappenstiel, so Gerhard Hackner an Andreas Benk gerichtet. Ein Ökopunkte-Konto werde geführt, unter anderem werde durch die Gründächer versucht, Ökopunkte zu bekommen. Dr. Peter Vatheuer (FDP) richtete an Benk die Frage, wie sich dieser eine wettbewerbsfähige Privatwirtschaft vorstelle. Es sei, so Vatheuer, wichtig, Unternehmen langfristig an Gmünd zu binden. „Gerade weil wir wettbewerbsfähig bleiben möchten, müssen wir ökologische Kriterien viel stärker in Betracht ziehen wie wir es früher gemacht haben“, so Karl Miller (Grüne). Man sei auf dem Weg, zu einem ökologischen Gesamtkonzept zu kommen, so der Stadtrat, der sich dafür bedankte, dass begrünte Dächer und PV-Dächer in dem Entwurf nun eine Rolle spielen. Hinsichtlich des von Weleda geplanten Gebäudes äußerte er keine Bedenken. Tim-Luka Schwab (SPD) bat, die PV-Anlagen verpflichtend für die Firmen zu machen. OB Arnold erklärte, dass er es vorziehe, persönlich mit den Unternehmen zu sprechen. Der Erweiterung auf dem Gügling steht auch Christoph Preiß (CDU) positiv ge-genüber. „Ich fühle mich verpflichtet, Arbeitsplätze zu schaffen“, meinte er. Es seien Firmen, die man halten müsse. Er habe nur die Bedenken des Landratsamtes zitiert, erklärte Benk den Stadträten. Wirtschaft und Ökologie seien untrennbar miteinander verbunden. Oberbürgermeister Richard Arnold wünschte sich von Stadtrat Benk eine konkrete Antwort, ob er dafür oder dagegen sei, dass Weleda das Projekt auf dem Gügling realisiere. „Ein einfaches Ja oder Nein gibt es nicht“, meinte Benk. Wenig bis gar keine Diskussionen gab es bei den anderen Bebauungsplänen.Thema war unter anderem die Erweiterung des Gebiets Neugärten auf Gemarkung Herlikofen, die am Dienstagabend bereits im Ortschaftsrat Zustimmung bekommen hatte.
Rems Zeitung, 24.09.2020