Eine „besorgniserregende Entwicklung“ sieht die Fraktion Die Linke im Gmünder Gemeinderat bei der Zahl der Verkehrsunfälle, an denen Radfahrer beteiligt sind. Dabei seien insbesondere die gemeinsamen Geh- und Radwege problematisch, sagt Linke-Sprecher Sebastian Fritz. Allein im September habe es drei entsprechende Meldungen gegeben. Die Linke-Stadträte haben deshalb eine Anfrage an die Stadtverwaltung gerichtet. Sie wollen von der Verwaltung wissen, was sie tue, „um die Gefahrensituation, insbesondere durch abbiegende Autofahrer, zu vermindern“. Die Stadtverwaltung wird den Antrag in einer der nächsten Gemeinderatssitzungen auf die Tagesordnung setzen.
Andere Fraktionen im Gemeinderat bewerten die Situation für Radfahrer in Gmünd ähnlich, manche fordern sogar ein Gesamtkonzept. Der CDU-Fraktion geht es zunächst um eine „Analyse des Unfallgeschehens“. „Wenn es besondere Gefahren für Radfahrer gibt, so sind diese zu beseitigen“, sagt Fraktionssprecher Alfred Baumhauer. Radfahrer gehörten zu den „schwächeren Verkehrsteilnehmern, die in Unfällen einem besonderen Risiko unterliegen, auch ohne Fehlverhalten“. Wertvoll sei in dieser Diskussion die „professionelle Einschätzung der Polizei“. Nach deren Beurteilung könnten konkrete Maßnahmen geprüft werden. Dies unterstütze die CDU-Fraktion.
Mehr Räder, mehr Unfälle
Dass es vermehrt Unfälle mit einer Beteiligung von Radfahrern gibt, bestätigt Polizeisprecher Bernd Merkle nicht. Deren Zahl ist nach Aussagen Merkles allenfalls so gewachsen, wie die Zahl an Rad- oder Pedelec-Fahrern in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Seit Corona boome deren Verkauf erst recht. Dazu komme, sagt Merkle, dass Leute, die jahrelang nicht mehr mit dem Rad gefahren sind, jetzt auf die „sehr schnellen und sehr agilen“ Pedelecs sitzen, die bis zu 25 Kilometer in der Stunde bringen. Dementsprechend seien Radwegeplanung und Radschnellwege in jeder Stadt Thema.
„Es ist geboten, mehr für einen sicheren Radverkehr und ein besseres Miteinander von Fuß-, Rad- und Kfz-Verkehr zu tun“, sagt auch Grünen-Fraktionssprecher Gabriel Baum. Das gehe in Gmünd „nicht konsequent und schnell genug“. Deshalb sollten geplante Projekte auch umgesetzt werden. Die Grünen warteten „seit drei Jahren auf die Einrichtung eines Radwegs nach Mutlangen und Wetzgau“. Auch die Sanierung der westlichen Buchstraße komme dem Sicherheitsbedürfnis der Radfahrer sehr entgegen. Dies sei aber kein reines Radprojekt. Hier werde vielmehr die „marode Hauptschlagader eines Stadtteils“ operiert. Deshalb befürworteten die Grünen diese Maßnahme, notfalls auch mit einem Kredit.
Ein Konzept, nicht nur Flickschusterei.
Ein „umfassendes Radwegekonzept“ müsse auf den Weg gebracht werden, wenn Gmünd als fahrradfreundliche Stadt wahrgenommen werden wolle, sagt SPD-Sprecherin Sigrid Heusel. Dieses Konzept müsse die Bedürfnisse von Alltagsradlern, Fußgängern und Autofahrern im Blick haben. Fahrradstraßen seien vor zwei Jahren schon Thema gewesen, passiert sei nichts. Es dauere viel zu lange, bis beschlossene Maßnahmen umgesetzt würden. Die Piktogramme in der Weißensteiner Straße, die zeigen, dass Radler auf der Straße fahren dürfen, hätten viel zu lange gefehlt. Die SPD-Fraktion hält den Umbau der Buchstraße für „dringend erforderlich“.
„Da muss unbedingt etwas gemacht werden“, sagt auch Ullrich Dombrowski, Sprecher der Fraktion Bürgerliste, zur Situation der Radfahrer. Dabei seien ein paar Piktogramme „ein Provisorium“. In Gmünd müsse man konsequent Radwege ausweisen. Dombrowski nennt die Schwerzerallee als Beispiel. Er kann sich dort eine „breite Fahrspur für Radfahrer in beide Richtungen“ vorstellen. Auch müsse man die Situation in der Bocksgasse überlegen. Ob es Sinn mache, dass Radler durch Fußgänger fahren. Oder ob es nicht eher eine Markierung für Radler geben müsse. „Unsere Vorgänger haben es geschafft, die Bocksgasse zur Fußgängerzone zu machen“, sagt Dombrowski. Die Stadträte heute schafften es nicht einmal mehr, die Rinderbachergasse bis zur Rosenstraße von Autos zu befreien. Dombrowski fordert „ein überzeugendes Konzept, nicht nur eine Flickschusterei“.
Bericht vor Barons Start
Kennzeichnungsbedarf sieht Karin Rauscher, Sprecherin der Freien Wähler Frauen (FWF), nicht nur in der Weißensteiner Straße, sondern auch in der Goethe- und der Buchstraße. Rauscher hätte gerne vor dem Start des neuen Bürgermeisters einen „Zwischenbericht über den aktuellen Stand“ bei der Situation für Radfahrer. Dazu gehöre dann auch eine Unfallstatistik und der Umbau der Buchstraße.
Perfekt sei Gmünd noch nicht, doch in den vergangenen Jahren habe sich in Sachen Radwegeinfrastruktur in Gmünd viel getan, sagt Dr. Peter Vatheuer (FDP / FW). Weitere Verbesserungen seien im Interesse der Radfahrer wünschenswert, stünden aber unter einem „strikten Finanzierungsvorbehalt“.
Was die Stadtverwaltung zum Linke-Antrag sagt
In Gmünd gebe es nachweislich keine Unfallhäufungsstellen, an denen Radfahrer und Fußgänger in besonderem Maße durch abbiegende Autofahrer betroffen seien. So antwortet Oberbürgermeister Richard Arnold in einem Schreiben der Fraktion Die Linke auf ihre Anfrage zu den Geh- und Radwegen. Arnold beruft sich dabei auf die Unfallstatistik der Polizei. Die Verwaltung sehe deshalb keinen Handlungsbedarf, sagt der OB. mil