Mehr als 200 Bürger aus Alfdorf, Schwäbisch Gmünd und benachbarten Orten aus dem Rems-Murr-Kreis setzten am Samstag in Alfdorf ein Zeichen gegen rechten Terror und Rassismus. Der Grund: Eine Woche vor dem Massaker in Hanau, wurde eine faschistische Terrorgruppe namens „Gruppe S“ aufgedeckt. Diese hortete Waffen und plante Anschläge auf Moscheen – und eben jene Gruppierung gründete und traf sich im Rems-Murr-Kreis, „eben genau hier in Alfdorf“, sagte Tim Neumann vom Bündnis „Zusammen gegen Rechts – Rems-Murr“ in seiner Rede auf dem Marktplatz.
Und Neumann legte nach: „Blutrünstige Faschisten in unseren Kleinstädten? Was komisch klingt, ist leider nichts Neues, denn wenn auch keiner der Akteure aus dem Rems-Murr Kreis stammte, sind Nazis im Rems-Murr Kreis nichts Neues, ganz im Gegenteil.“
Im Rems-Murr-Kreis tummeln sich laut Tim Neumann seit Jahrzehnten verschiedenste „Rechte“. Es gab Strukturen der mittlerweile verbotenen Naziorganisation „Combat 18“ sowie eine bizarre Gruppe des rassistischen Ku-Klux-Klans. Außerdem gebe es die „Altnazis“ der Pseudo-Gewerkschaft Zentrum Automobil um Oliver Hilburger.
„Aber was sagen eigentlich die staatlichen Behörden zu den rechten Vorfällen im Rems-Murr-Kreis? Die Polizei und andere staatliche Behörden feiern die Zerschlagung der Nazigruppe als Erfolg im Kampf gegen rechts. Der Staat und seine Behörden wollen sich durch diese Interpretation schmücken“, so Neumann weiter.
Die Realität sehe oft aber anders aus. „Erst wenn eine Gruppe wirklich gefährlich wird, werden Behörden aktiv – und auch dann oft halbherzig und schludrig. Das zeigt einmal mehr, wie wenig wir uns beim Kampf gegen rechts auf den Staat verlassen können“, sagt Tim Neumann. Und weiter: „Wer nicht in einer Gesellschaft leben möchte, die in einer Spirale aus Gewalt, Terror und Hass versinkt, sondern in einer Gesellschaft der Solidarität und Achtung untereinander, muss gegen rechte Politik als Ganzes aufstehen – auch wenn er von ihr noch nicht betroffen ist.“
Wir wollen ein klares Zeichen setzen.
Die Kundgebung auf dem Marktplatz verlief derweil friedlich, Einsatzleiter Daniel Hinderer von der Polizei hatte bereits im Vorfeld keine Angst: „Uns ist keine Gegendemonstration bekannt und die Kundgebungen in den vergangenen Jahren von ‘Zusammen gegen Rechts – Rems-Murr’ verliefen ruhig.“
Alfdorfs Hauptamtsleiter Wolfgang Fauth ergänzte: „Wir hatten so eine Kundgebung in Alfdorf noch nicht, zumindest nicht in den letzten 30 Jahren. Aber es verlief alles friedlich.“ Für den stellvertretenden Alfdorfer Bürgermeister Klaus Hinderer ist es wichtig, dass Alfdorf und die Umgebung nun ein Zeichen gegen rechten Terror gesetzt hätten.
Auch Sebastian Fritz, Stadtrat in Schwäbisch Gmünd und Fraktionsvorsitzender der Linken, war vor Ort und sagte: „Wir wollen ein klares Zeichen setzen. Die Masse an Menschen heute zeigt, dass die Zivilgesellschaft dieses Thema, gegen rechten Terror, sehr ernst nimmt. Aus Gmünder Sicht und kommunalpolitischer Sicht ist es wichtig, dass Parteien wie die AfD keinen Weg in ein Gremium finden. Da müssen alle demokratischen Parteien zusammenhalten.“
Auch einige Mitglieder des Alfdorfer Gemeinderats waren auf dem Marktplatz, unter anderem Sascha Kühne, Andrea Kolckmann, Anja Saur, Michael Lauber und Kai Strobel.
Peter Yay-Müller von der IG Metall Schwäbisch Gmünd ist fassungslos, dass in einem Land wie Deutschland, mit dieser Geschichte, „es noch im Jahr 2020 Nährboden für rechten Terror und Rassismus gibt.“ Der Nährboden hierfür sei die AfD, die am kommenden Dienstag um 19 Uhr im Schwäbisch Gmünder Stadtgarten eine Bürgerveranstaltung veranstaltet. „Wir werden bereits um 18.30 Uhr vor Ort sein, unter dem Motto ‚Stoppt die AfD’“, so Peter Yay-Müller.