Gmünder Rad-Aktivisten fordern: „Parkplätze zu opfern ist elementar“
Die Radler der „Critical Mass“ lassen nicht locker: Sie fordern die Klarenbergstraße als Gmünds erste Fahrradstraße – und noch mehr.
Schwäbisch Gmünd. Kevin Kärcher wohnt in der Klarenbergstraße, er fährt oft Fahrrad – und ist dafür, dass seine Straße zu Gmünds erster Fahrradstraße wird.
Er wolle mal das Gegenargument anderer Anwohner widerlegen, die der Meinung seien: „Es geht ja so.“ Die darum also nichts verändern wollen am Zustand der Klarenbergstraße. Dann erzählt der Mitradler der freitäglichen Critical-Mass-Runde, was ihm neulich in seiner Straße passiert sei: „Ich wurde von einem Autofahrer auf dem Gehweg überholt – keine besonders sichere Situation.“
„Wird für alle sicherer“
Durch die Umwandlung in eine Fahrradstraße werde es dort für alle sicherer, davon ist Kärcher überzeugt. „Die Straße würde für alle Anwohner ruhiger werden“, sagt er. Für Radfahrer sei die Klarenbergstraße prädestiniert, weil sie jetzt schon viel genutzt werde. So sieht das auch Andreas Mooslehner, der Regionalgeschäftsführer des BUND. Die Klarenbergstraße sei ganz zentral für die Verbindung von der Innenstadt zum Schulzentrum im Strümpfelbach mit über 1000 Schülerinnen und Schülern. Darum sei der Blick auf die Klarenbergstraße allein zu wenig: „Wir haben einen kleinen großen Masterplan: die ganze Achse von der Innenstadt bis zu den Schulen.“ Die gelte es komplett in den Blick zu nehmen und radfreundlich zu gestalten. Denn: „Es geht um die Sicherheit der jüngsten und schwächsten Verkehrsteilnehmer.“ Darum hoffe er auch „auf Verständnis und Einsicht der Anwohner“. Zum Beispiel beim Punkt, dass wohl Parkplätze wegfallen müssen: „Für den Begegnungsverkehr oder den Fall, dass Autotüren geöffnet werden, braucht es einfach eine gewisse Mindestbreite. Es ist ein Gebot der Vernunft und eine Frage der Sicherheit.“ Eine Straße sei vor allem für den fließenden Verkehr da, „der stehende Verkehr muss sich unterordnen“.
Für Flächenumverteilung
Timo Leister, einer der Sprecher der Gruppe, erinnerte an das Leitbild der „Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen“, zu deren Mitgliedern die Stadt Schwäbisch Gmünd zähle. Darin stehe unter anderem: „Die bereits erreichte Aufmerksamkeit für das Fahrrad wird für mutige Maßnahmen bei der Infrastruktur und für die Flächenumverteilung eingesetzt.“
„Der Stadt fehlte der Mut“
Eben daran scheine es in Gmünd zu scheitern: „Von Beginn an fehlte der Stadt der Mut, tatsächlich für die Mobilitätswende einzustehen. Sie versprach für die Fahrradstraße den Minimalkonsens, bei dem keinem etwas genommen würde. Vor allem keine Parkplätze. Mutig war das nicht und auch nicht umsetzbar.“ Diesen Mut brauche es nun. Mut, Parkplätze zu opfern. „Wir halten genau das sogar für elementar – immerhin soll die Stärkung des Radverkehrs doch zu weniger Autos und weniger Autoverkehr führen.“
Copyright Gmünder Tagespost, 21.10.2023