Karriere oder Rad?
Stadt möchte mit langfristigem Konzept Mitarbeiter gewinnen.
Schwäbisch Gmünd. Bessere Karriereperspektiven? Oder ein Zuschuss zum Fitnessstudio-Beitrag? Die Stadtverwaltung muss Wege suchen, um Mitarbeiter zu halten – eventuell auch übers Rentenalter hinaus – und neue zu gewinnen. Denn bis zum Jahr 2030 werden voraussichtlich rund 540 Beschäftigte die Stadtverwaltung verlassen. Das sind rund 40 Prozent der gesamten Belegschaft. Dabei ist noch nicht einberechnet, dass die Stadt unter Umständen neue Aufgaben übernimmt und damit noch mehr Personal braucht. Diese Zahlen stellte Roland Fischer-Dahl von der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt) am Mittwoch dem Verwaltungsausschuss des Gemeinderats- vor. Diese Stelle, die von fast 2500 Kommunen und Institutionen getragen wird, hat zusammen mit der Gmünder Stadtverwaltung eine umfangreiche Analyse der städtischen Personalsituation erstellt: die „zukunftsfeste Personalplanung 2030“. Fischer-Dahl stellte fest, dass die Gmünder Stadtverwaltung einen hohen Anteil von Mitarbeiterinnen und einen noch vergleichsweise niedrigen Anteil an freien Stellen hat. Ein klarer Pluspunkt seien auch umfangreiche Angebote zur Fort- und Weiterbildung in Gmünd. Trotzdem: Allein mit der Ausbildung sei der Personalverlust bis 2030 nicht zu decken. Hinzu komme, dass es immer schwieriger werde, Leitungsstellen zu besetzen.
Später in Rente?
Um dem Trend entgegenzuwirken, schlug Roland Fischer-Dahl unter anderem vor:
die Ausbildung zu intensivieren;
den Eintritt in Rente oder Pension hinauszuzögern;
den möglichen Anteil mobiler Arbeit im Homeoffice zu erhöhen;
die Möglichkeit einer Betriebs-Kita zu prüfen und
städtische Gebäude zu sanieren, um attraktivere Arbeitsplätze bieten zu können.
CDU-Stadtrat Christian Krieg lobte die Konzeption für ein Projekt, das über Jahre laufen müsse. Aspekte wie das Nebeneinander von Arbeit und Freizeit (Work-Life-Balance) müssten eine größere Rolle spielen. Zu fragen sei auch, wofür die Stadt als Arbeitgeber für die Mitarbeiter stehe. Da gab Oberbürgermeister Richard Arnold eine klare Antwort: „Unsere Marke ist nicht der Profit“, das Vertrauen und die Gemeinschaft stünden im Vordergrund.
Möglichst halten
Auch Grüne-Sprecher Gabriel Baum lobte die Ergebnisse. Zu einer großen Herausforderung werde sicher auch die Digitalisierung. Auf Baums Nachfrage sagte Hauptamtsleiter Helmut Ott, dass die Stadt bereits einen hohen Anteil an Mitarbeitern mit Migrationshintergrund habe.
Angesichts dieser Aussichten müsse die Stadtverwaltung alles tun, um Personal zu halten, meinte SPD-Stadtrat Uwe Beck. Dazu könnten Dinge wie Fortbildung, Karriereperspektiven oder auch eine Mobilitätszulage beitragen, eine Kita wäre seiner Ansicht nach sehr wichtig.
Die Fraktion „sozial.ökologisch.links“ (söl) hatte den Bericht angefordert. Auch ihr Sprecher Sebastian Fritz plädierte für eine Betriebs-Kita und attraktivere Arbeitsplätze. Zudem sollten mehr flexible Arbeitszeitmodelle geboten werden. Dazu meinte Personalratsmitglied Claudia Kohler, dass die Stadt bereits jede mögliche Form flexibler Arbeit anbiete.
Brigitte Abele, Stadträtin der Bürgerliste, meinte, bei den sogenannten weichen Standortfaktoren könne die Verwaltung noch punkten. Helmut Ott merkte dazu an, dass die Stadt bereits zinslose Darlehen zur Anschaffung eines Fahrrads anbiete. Ludwig Majohr (FDP/FW) regte an, benachteiligte Gruppen stärker zu integrieren.
Copyright Gmünder Tagespost, 15.06.2023