Klare Absage: Kein Tempo 30 auf den Durchfahrtsstraßen in Gmünd

Gemeinderat beschließt den Lärmaktionsplan. söl-Fraktion will eine deutliche Temporeduzierung. Was sagen die Anwohner?
Schwäbisch Gmünd. Die von der Gemeinderatsfraktion söl geforderte großflächige Einführung von Tempo 30 auch auf Durchfahrtsstraßen in Schwäbisch Gmünd und den Stadtteilen wird nicht kommen. Mit großer Mehrheit lehnt der Rat diesen Vorschlag ab. Prof. Dr. Andreas Benk (söl) nennt in Zusammenhang mit der Beratung über den Lärmaktionsplan eine zu hohe Lärmbelastung der Anwohner. Er bezieht sich auf berechnete Lärmwerten der Landesanstalt für Umwelt. Mehrere Straßen sollen über 70 dB (A) laut sein.
„30 als effektiver Lärmschutz“
„Tempo 30 wäre ein Einstieg in einen effektiven Lärmschutz“, sagt der Stadtrat und vertritt die Ansicht, dass bei einer Verringerung von 50 auf 40 km/h kein spürbarer Effekt eintrete. Die Stadt schlägt Tempo 40 zum Beispiel für die Eutighofer Straße, Goethestraße und Königsturmstraße vor. Auch in der Südstadt sei das denkbar, sagt Erster Bürgermeister Christian Baron. Etwa in der Weißensteiner Straße und der Rechbergstraße.
Was ist Bürgerwillen?
Es gebe einen Bürgerwillen für Tempo 30, so Andreas Benk. In Herlikofen hätten rund 100 zum Teil Betroffene Unterschriften dafür geleistet. Allerdings, sagt Christian Baron, habe sich der demokratisch gewählte Ortschaftsrat eindeutig gegen Tempo 30 ausgesprochen. Außerdem sei der Bürgerwille bei 100 Unterschriften von 3300 Einwohnern nicht sehr erkennbar. Ortsvorsteher Thomas Maihöfer ist vom Antrag der söl-Fraktion überrascht. Er spricht von drei Ortschaftsräten, die an der Durchfahrtsstraße wohnen, die kein Problem mit Tempo 50 hätten. Und er berichtet aus mehreren Tempomessungen, nach denen 85 Prozent der Autos mit rund 40 km/h unterwegs sind.
Fabian Wolf (CDU) ist davon überzeugt, dass der Lärm vor allem von Lastwagen und Anhängern kommt, wenn Schlaglöcher und wackelnde Schachtdeckel überfahren werden.
Sanierung zu teuer
Ein guter Lärmschutz ist derzeit nicht finanzierbar: Dafür müssten vor allem Straßenbeläge saniert werden. Das verursache aber oft Kosten in sechsstelliger Höhe, so Christian Baron. Schon gewöhnlicher Asphalt reduziere den Lärm um 2 dB (A), hoch lärmreduzierender Asphalt bringe sogar 5 dB (A). Auch Lärmschutzwände könnten helfen, innerhalb von Ortschaften stehe dafür in der Regel kein Platz zur Verfügung. Allerdings könnten die den Lärm um bis zu 20 dB (A) verringern. Im übrigen sei es Sache des Ordnungsamts, ein (anderes) Tempolimit festzulegen.
„Leute vor Ort fragen“
Die Tempofrage lässt Maren Zengerle (SPD) offen. Bauliche Maßnahmen, also neue Fahrbahnbeläge, wären wünschenswert. Das meint auch Gabriel Baum (Grüne). So lasse sich das Fahrgeräusch gut reduzieren. Allerdings habe die Stadt derzeit nicht das nötige Geld dafür. Deshalb sei eine Verbesserung der Situation eher durch Tempo 30 zu erreichen. Er schlägt vor, den Lärmaktionsplan noch einmal auf die Tagesordnung zu nehmen.
Stadträtin Constance Schwarzkopf-Streit (Bürgerliste) hält nichts davon. „Fragen Sie die Leute vor Ort und entscheiden Sie nicht über die Köpfe hinweg“, betont sie. Im übrigen seien zu diesem Thema auch im Ortschaftsrat Bettringen viele Bürgerinnen und Bürger zu Wort gekommen.
Der von der Stadtverwaltung vorgelegte Lärmaktionsplan wurde vom Rat mit großer Mehrheit beschlossen.
Copyright Gmünder Tagespost, 08.08.2025