Messer-Tatort Innenstadt: Braucht Gmünd mehr Streetworker?
Diskussion um mobile Jugendarbeit in Gmünd. Stadt sieht Handlungsbedarf bei der Gewaltprävention. Im Vergleich mit Nachbarstädten steht Gmünd nicht gut da.
Schwäbisch Gmünd. Die Stadt Gmünd investiert in die mobile Jugendarbeit nur etwa halb so viel wie vergleichbare Städte in der Umgebung. In Gmünd gibt es eine Streetworkerin; Aalen und Schorndorf dagegen beschäftigen jeweils zwei Vollzeitkräfte in der mobilen Jugendarbeit. Die Stadt Stuttgart, mit rund 600.000 Einwohner zehnmal so groß wie Gmünd, beschäftigt rund 100 Sozialarbeiter in der Jugendarbeit auf der Straße.
Ein Streetworker für eine Stadt mit mehr als 60.000 Einwohnern – „das erscheint uns als viel zu wenig“, argumentiert die söl-Fraktion des Gemeinderats, die einen Bericht der Stadtverwaltung zur Lage der mobilen Jugendarbeit in Gmünd beantragt hatte.
Keine Bewerber für Jugendarbeit mit Flüchtlingen
Einen Versuch, zumindest mit einer befristeten Stelle die mobile Jugendarbeit aufzustocken, hat die Stadt im vergangenen Jahr unternommen. Über das Förderprogramm „jung.männlich.geflüchtet“ hätte ein Streetworker zur Betreuung von geflüchteten Männer zwischen 14 und 25 Jahren für zwei Jahre finanziert werden können. Doch die befristete Stelle konnte trotz mehrfacher Ausschreibung nicht besetzt werden. „Mitarbeiter können sich hier wegen des Fachkräftemangels inzwischen die Stellen aussuchen“, so die Einschätzung der Stadtverwaltung.
Messerangriff als schlechtes Zeichen
Ob ein Streetworker für Gmünd ausreicht, stellt die Verwaltung selbst in Frage: „Entwicklungen der vergangenen Wochen und die Daten der polizeilichen Kriminalstatistik machen eine Überprüfung des Schwerpunktes mobile Jugendarbeit notwendig.“ Erst vor einem Monat war am Rande des Stadtfests ein 18-jähriger Syrer von einem 17 Jahre alten Landsmann mit einem Messer schwer verletzt worden. Die Innenstadt ist ein Brennpunkt für solche Taten, wie vergleichbare Fälle in den vergangenen Jahren zeigen. „Gewaltprävention und Antisemitismusprävention“, das seien die Bereiche, die nun bei der mobilen Jugendarbeit in Gmünd im Vordergrund stehen müssen, so der Standpunkt der Stadtverwaltung. Ob und wie man mehr Personal für die Jugendarbeit einstellen kann, das werde „derzeit geprüft“.
Copyright Gmünder Tagespost, 11.07.2024