Politik des Gehörtwerdens im zweiten Anlauf
Von wegen, man könne in dieser Gesellschaft nichts mehr bewegen. Weil die Oberen eh machen, was sie wollen. Die Geschichte der Bäume auf dem Marktplatz und dem Johannisplatz spricht eine andere Sprache. Wir erinnern uns: Gmünds Gemeinderat hat im Februar das Konzept „Grüne Urbanität“ beschlossen. Dieses sah viele Bäume vor, nicht aber auf Johannis- und Marktplatz.
Die Stadträte folgten mehrheitlich der Stadtverwaltung, die auf Johannis- und Marktplatz der Staufersaga, des Weihnachtsmarktes und des Stadtfestes wegen keine Bäume setzen wollte. Baubürgermeister Julius Mihm sprach dereinst sogar davon, dass man keinen „Wald auf dem Marktplatz“ wolle. Die Stadtspitze und die Mehrheit der Stadträte hatten ihre Rechnung ohne die Bürger gemacht. Zu kaum einem Thema hatten sich in den zurückliegenden Monaten in der GT so viele Leser zu Wort gemeldet. Mit großer Mehrheit für Bäume. Zwölf Initiativen und 150 Bürger starteten im März eine symbolische Aktion. Mit Schubkarren, Schaufeln und Bäumen auf dem Marktplatz. Nicht zuletzt halfen Online-Petition und Kartenaktion des Ehepaares Stütz zur Gmünder ART. Nun die Wende: Fünf Bäume auf dem Johannisplatz, zwölf in der Bocksgasse, Bäume nördlich des Münsters und Bäume in den Schmiedgassen – darüber will Oberbürgermeister Richard Arnold im Oktober mit den Stadträten diskutieren. Dies ist eine Politik des Gehörtwerdens im zweiten Anlauf. Die ansonsten so oft so kreative Stadtspitze hatte sich bei Bäumen auf Gmünds wichtigsten Plätzen zu schnell auf ein Nein festgelegt. Gut, dass sie sich nun besonnen hat.
Copyright Gmünder Tagespost, 16.09.2023