Prof. Benk und Landwirt Weber fordern Rücksicht auf Belange der Bauern
Bezüglich der Fortschreibung des gemeinsamen Flächennutzungsplans für Gmünd und Waldstetten wurde die Erschließung von Gewerbe- und Wohnbaulächen in Bargau, auf dem Gügling und in Großdeinbach von der Verwaltungsgemeinschaft befürwortet. Vorgestellt wurde eine neue Vorgehensweise, um die Nutzung von Flächen zu bewerten
VON GEROLD BAUER
SCHWÄBISCH GMÜND/WALDSTETTEN. In Sachen Flächennutzungsplan macht die Stadt Schwäbisch Gmünd mit der
Gemeinde Waldstetten gemeinsame Sache. Und zwar im Rahmen einer Verwaltungsgemeinschaft, die am Dienstag im Stadtgarten tagte und dabei hauptsächlich die Änderung des Flächennutzungsplans in drei Stadtteilen im Visier hatte.
Wenn Grundstücke laut diesem Plan bisher zum Beispiel der Landwirtschaft vorbehalten sind, dann kann eine Kommune nicht einfach hergehen und daraus ein Industrie- oder Wohngebiet machen. Dies ist nämlich nur dann möglich und legal, wenn sich nach sorgfältiger Abwägung und unter Beteiligung der Behörden sowie der Naturschutzverbände etc. eine solche Umwandlung als akzeptabel herausgestellt hat und der Flächennutzungsplan
dann entsprechend abgeändert wird.
Wie sich während der Diskussion am Dienstag zeigte, hat der damit verbundene Flächenverbrauch nicht nur ökologische Auswirkungen, sondern auch ökonomische. Denn es kommen in solchen Abwägungsverfahren ab und zu die Belange der Bauern zu kurz, obwohl in aller Regel die Neubaugebiete ja am Ortsrand auf der so genannten „Grünen Wiese“ oder auf Ackerland erschlossen werden. Auf dieses Manko machten Prof. Dr. Andreas Benk (LINKE) und Landwirt Michael Weber (CDU) unisono aufmerksam. „Es fehlt in unseren Beratungen im Gmünder Gemeinderat oft die Stimme der Landwirtschaft“, bedauerte der Gmünder Gemeinderat Benk; und der Waldstetter Gemeinderat Weber bedankte sich ausdrücklich dafür, dass Benk diese Position vertritt. Beide Redner machten darauf aufmerksam, dass alle Tag für Tag und völlig selbstverständlich landwirtschaftliche Produkte konsumieren; um jene herzustellen, brauchen Bauern jedoch Ackerlächen und Grünland.
Benks Anregung, immer dann, wenn eine neue Erschließungsmaßnahme zu Lasten von landwirtschaftlichen Flächen gehe, andernorts auf eine eigentlich geplante Erschließung zu verzichten, griff der Waldstetter Bürgermeister Michael
Rembold auf. „Wir haben in Waldstetten quasi auf Vorrat schon vor 20 oder 30 Jahren Flächen als Baugebiete deklariert, aber diese bisher nicht angetastet.“ Davon sollte die Gemeinde Waldstetten einen Teil zurücknehmen, um ein Zeichen zu setzen, sagte Rembold. Zwar werde in Waldstetten zirka alle fünf Jahre ein Neubaugebiet am
Ortsrand erschlossen, die Priorität liege aber seit längerer Zeit auf einer verdichteten Bebauung im Innenbereich sowie auf der Schließung von Baulücken, um den Ortskern zu stärken.
Gerhard Hackner, Leiter des Amts für Stadtplanung und Stadtentwicklung der Stadt Gmünd, stellte die neue Vorgehensweise bei der Fortschreibung des Flächennutzungsplans vor. Bei jeder Fläche werde nun das Thema Nachhaltigkeit in Betracht gezogen – untergliedert in die Themen Ökologie, Ökonomie, Soziale Aspekte
(Arbeitsplätze), Mobilität und Siedlungsstruktur. Oberbürgermeister Richard Arnold stimmte Prof. Benk zu, dass man als weiteres Kriterium in diesen Katalog die Auswirkungen auf die Landwirtschaft aufnehmen sollte.
Beschlossen wurden in der Sitzung drei Änderungen des Flächennutzungsplans. In Bargau wird durch ein 1,2 Hektar große Erschließung im Bereich Strutfeld Platz für den Bau einer Werkstatt der Stiftung Haus Lindenhof beschlossen. Auf dem Gügling geht es bei der Änderung um die Schaffung von Bauland für die Erweiterung der Firmen Weleda, Bosch und Leicht auf knapp fünf Hektar. Verwiesen wurde ausdrücklich darauf, dass diese Baugrundstücke durch
eine Randbegrünung eine ökologische Komponente erhalten sollen. Als Besonderheit verwende Weleda
Lehm aus dem Baugrund als Baumaterial. Bezüglich der Fa. Leicht unterstrich Bürgermeister Rembold, dass dieses Erweiterungspotenzial wichtig sei, um das Unternehmen in Waldstetten zu halten. Durch Versickerungslächen für Regenwasser sollen auch im Baugebiet „Waldau Wasen“ ökologische Aspekte berücksichtigt werden. Geplant seien dort 37 Wohneinheiten – ein Teil davon in Mehrfamilienhäusern und als bezahlbarer Wohnraum.
Copyright Rems Zeitung, 24.11.2021