Radsymbole fürs Sorgenkind kommen Zum Auftakt der Aktion Stadtradeln beschreibt Bürgermeister Julius Mihm konkrete Maßnahmen und bedauert Boykott der Linken
Das große Radfahr-Sorgenkind Weißensteiner Straße wird noch in diesem Herbst zumindest provisorisch sicherer gestaltet. Das kündigte Baubürgermeister Julius Mihm gestern anlässlich des Starts der Aktion Stadtradeln an. Er warb auch dafür, das Fahrrad verstärkt als Alltags-Verkehrsmittel zu betrachten und es auch im Winterhalbjahr als klimafreundliches und gesundes Mobilitätsinstrument zu nutzen.
SCHWÄBISCH GMÜND (hs). Seit gestern geht es, wie bereits mehrfach angekündigt, beim sogenannten Stadtradeln landesweit und auch im Raum Schwäbisch Gmünd um nachhaltige Mobilität, Bewe- gung, Klimaschutz und Teamgeist. Im Rahmen der Kampagne „RadKULTUR“ fördert das Land die Teilnahme an der Aktion. Das Ziel: In Teams drei Wochen lang möglichst viel Fahrrad fahren und Kilometer sammeln – egal ob auf dem Weg zur Arbeit, zur Schule, zum Einkaufen oder in der Freizeit.
Zum gemeinsamen Startschuss fanden sich gestern Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeinsam mit Baubürgermeister Julius Mihm (Gmünd) und Bürgermeister Michael Rembold (Waldstetten) auf dem Marktplatz der Stauferstadt ein. Auch in anderen Städten und Gemeinden des Ostalbkreises hieß es „Auf die Räder, fertig, los!“
Zunächst war die kommunale Verkehrspolitik Gesprächstthema. Bürgermeister Julius Mihm bedauerte: „Ich finde es schade, dass die Linke diesmal das Stadtradeln boykottieren.“ Die ansonsten radbegeisterten Parteimitglieder begründen ihr Fernbleiben beim Stadtradeln als Zeichen des Protestes gegen unzureichende Bemühungen der Stadtverwaltung beim Ausbau der Fahrradinfra- struktur. Die kommunale Verkehrspolitik, so der Vorwurf weiter, orientiere sich immer noch viel zu einseitig am Auto.
Bürgermeister Mihm hält dagegen, dass es durchaus viele Schritte in Richtung fahrradfreundliches Gmünd gebe. Die Linke, so sagt er, habe im Gemeinderat berechtigte Forderungen gestellt, die nicht ignoriert, sondern umgesetzt werden. Als Beispiel nennt Mihm die Nach- besserungen bei der Sanierung der Remsbrücke zwischen Oststadt und Hussenhofen. Auch beim oft beschriebenen Sorgenkind Weißensteiner Straße, auf der die Radler schon seit Monaten auf eine gleichberechtigte Rolle neben den Autofahrern pochen, tue sich was. Noch in diesem Herbst, so die gestrige Ankündigung des Baubürgermeisters, werde im Vorgriff zu einer grundlegenden Umgestaltung zunächst provisorisch deutlich sichtbare Fahrradsymbole auf die Fahrbahnen aufgebracht. Dadurch solle erreicht werden, dass motorisierte Verkehrsteilnehmer erkennen, dass die Nutzungpflicht der kombinierten Geh- und Radwege aufgehoben ist und die Biker guten Gewissens und mit allen Rechten und Pflichten auf der Straße fahren dürfen. Baubürgermeister Julius Mihm, der selbst Alltags- und Berufsradler ist, nahm die Gelegenheit auch wahr, um für das Umsteigen vom Auto auf den Drahtesel zu werben. Dieses Umdenken in der Verkehrspolitik sei eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Mihm sieht im Verkehrsmittel Fahrrad beziehungsweise E-Bike einen „vielfachen Mehrwert“. Das Radfahren fördere die Gesundheit und wirke gegen den Stress. Sein Tipp, wie er dies auch im eigenen Verwandten- und Bekanntenkreis höre: „Das Fahrrad nicht wie gewohnt jetzt im Herbst einmotten, sondern auch mal im Winterhalbjahr ausprobieren!“ Mit entsprechend angebotener Bekleidung und Ausrüstung sei das überhaupt kein Problem mehr.
Bürgermeister Michael Rembold spürt in seiner Gemeinde, dass aktuell die Fahrradfreundlichkeit mit und im bürgerschaftlichen Geist eine Blüte erlebe. Die Corona-Krise hinterlasse in diesem Fall einen positiven Effekt.
Ähnlich motiviert und optimistisch äußerte sich gestern beim Stadtradel-Auftakt auch Thomas Schneider, Vorsitzender des Vereins Nachhaltige Zukunft Waldstetten. Er würdigte, dass es im Bestreben seines Vereins in Waldstetten keinerlei politische Rangeleien gebe.
Auffallend: Entsprechend stark und auch interfraktionell war die Gemeinde Waldstetten auf dem Marktplatz vertreten, während Bürgermeister Julius Mihm der einzige Vertreter aus dem Gmünder Rathaus war, als sich die Stadtradler gleichfalls zu einer „Critical Mass“ aufmachten, um ein verkehrspolitisches Zeichen zu setzen.
Copyright, Rems Zeitung, 08.09.2020