Stellenabbau bei Bosch: Hilft Aspen Gmünd aus der Krise?
Nach den Bosch-Plänen zum Jobabbau: Was können Gemeinderat und Stadt jetzt tun? Welche Folgen hat das für Gmünd?
Schwäbisch Gmünd. Richard Arnold stellt immer wieder dieselbe Frage: „Warum jetzt?“ Der Oberbürgermeister kann nicht verstehen, weshalb Bosch vier Wochen vor Weihnachten erklärt, zwischen 2027 und 2030 am Standort Schwäbisch Gmünd 1300 weitere Stellen abbauen zu wollen. Arnold ärgert sich über die „Hauruck-Aktion“ des Unternehmens vom vergangenen Freitag und möchte Antworten. Möglichst schnell.
OB: „Es war alles in geordneten Bahnen“
Richard Arnold sagt, dass er das von Bosch nicht kenne. Bislang sei der Automobilzulieferer ein „sehr prozessorientiertes Unternehmen“ gewesen. Der OB erinnert an 2017 und 2018, als „wir die Krise gemeinsam hinbekommen haben“. Es war die Zeit, in der der Stabilitätspakt geschlossen wurde, bis zum Jahr 2026 das Personal in Gmünd sozialverträglich von 3600 auf 2850 Beschäftigte zu reduzieren. „Diese Zukunftssicherung hat gegriffen, es war alles in geordneten Bahnen, weil die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hart gearbeitet haben“, sagt der OB.
Was Gmünds Oberbürgermeister nicht versteht
Weil sich an diesem Vorhaben bis 2026 jetzt nichts ändere, ist es Arnold ein Rätsel, warum Bosch seine Beschäftigten Ende 2024 erneut vor vollendete Tatsachen stellt. „Ich sehe diese Dringlichkeit nicht“, sagt Arnold. „Wenn Bosch damit Klarheit schaffen wollte, dann müsste jetzt die Stimmung besser sein.“ Das jedoch bezweifelt der OB. Stattdessen hat er die Sorge, dass durch „die Hauruck-Aktion viel auf der Strecke bleibt“. Arnold befürchtet, dass jetzt neue Ideen und Innovationen ausbleiben. Das beschäftigt den Oberbürgermeister deshalb so sehr, weil „unsere Region sehr von der Industrieproduktion abhängig ist. Schwäbisch Gmünd sogar mit über 50 Prozent“.
Gabriel Baum: „Eine Schreckensnachricht“
Die Gefühlslage in den Fraktionen des Gemeinderats ähneln sich. „Eine Schreckensnachricht“, sagt etwa Gabriel Baum, einer der Fraktionsvorsitzenden der Grünen. Alfred Baumhauer, der CDU-Fraktionschef sieht ebenso wie Dr. Peter Vatheuer (FDP) Gmünd auf vielen Ebenen getroffen, bei Gewerbesteuer, Einkommenssteuer, Konsumausgaben. „Für Schwäbisch Gmünd ist das angesichts der Finanzsituation der Stadt besonders gravierend, das verschärft die Situation“, sagt Vatheuer.
Was kann Schwäbisch Gmünd jetzt tun?
Was kann die Stadtpolitik nun ausrichten? „Wir müssen tatsächlich um jeden Arbeitsplatz kämpfen“, betont Baumhauer, Brigitte Abele von der Bürgerliste sagt es genauso. Die Stadt könne zunächst im Rahmen ihrer Möglichkeiten so viele attraktive Bedingungen schaffen wie möglich, sagt Baumhauer. „Und wir müssen versuchen, nicht nur Arbeitsplätze in der Produktion zu hier halten, sondern auch Forschung und Entwicklung. Wir bräuchten ein neues Technologiefeld hier.“
Technologiepark Aspen bei Bargau immer wichtiger
Der geplante Technologiepark Aspen bei Bargau sei nun umso wichtiger, das betonen viele der Fraktionsvertreter. „Aspen kann ein Pfund sein, mit dem man wuchern kann. Je schneller es entwickelt wird, desto besser“, sagt Andreas Wörner von der AfD. Sigrid Heusel (SPD) warnt allerdings vor zu hohen Erwartungen. In der aktuellen Situation sei es geboten, die Bemühungen um Aspen zu intensivieren und den Bebauungsplan weiter voranzubringen. „Aber es ist nicht ganz einfach, das haben wir in der Vergangenheit ja gemerkt.“
Müssen Bund und EU helfen?
Alfred Baumhauer fügt hinzu: „Muss man bei Aspen klar sagen: Es wird nicht funktionieren, wenn keine öffentlichen Mittel kommen aus dem Bund und der EU. Denn unsere Rahmenbedingungen sind einfach schwierig.“ Auch für Brigitte Abele ist ein Kämpfen um Fördermittel nun eine zentrale Aufgabe: „Dazu muss man Kräfte bündeln, es müssten alle an einem Strang ziehen: Land, Bund und Stadt.“
Die Zukunft verschlafen?
Sebastian Fritz von der söl-Fraktion rückt beim Thema Fördergelder auch mögliche leer stehende Hallen bei Bosch in den Blick, „um diese wieder mit der Produktion von zukunftsfähigen Produkten zu belegen“. Was die Zukunftsfähigkeit angeht, sieht Fritz, ein klares Versäumnis der deutschen Autoindustrie als wichtige Ursache für den Schlag, der Gmünd nun trifft. „Die Bosch-Beschäftigten müssen ausbaden, was Konzernführungen verschlafen haben.“ In China etwa sei jedes zweite Auto ein E-Auto. „Wenn wir in Deutschland keine Produkte von morgen haben, dann wird es schwierig. Das sollte uns alle eine Lehre sein.“ Das „Festhalten an alten Technologien“ sei falsch, betont auch Gabriel Baum von den Grünen. „Die Zukunft für den Industriestandort Schwäbisch Gmünd kann nur in nachhaltigen Technologien liegen.“
Kritik gibt es aber auch am Unternehmen Bosch. Besonders daran, dass der Fahrplan für die Arbeitsplätze bis 2026 nun quasi überholt sei: „Für uns als SPD ist es wichtig, dass man Absprachen auch einhält“, so Sigrid Heusel. Sebastian Fritz meint: „Wir sind fassungslos, wie das angeblich soziale Unternehmen Bosch agiert.“