Wasserfontänen für den Marktplatz? Große Pläne fürs Gmünder Stadtzentrum
Viele Ideen für einen „Marktplatz der Möglichkeiten“: Gemeinderäte beraten über ein Konzept, das unter anderem mögliche Baumstandorte für Gmünds zentralen Platz zeigt.
Schwäbisch Gmünd. Aus der quadratischen Konstruktion aus Stahl-Glas, unter der heute die Buspassagiere warten, könnte in Zukunft ein kleiner Wald auf dem Unteren Marktplatz werden: Wie dort ein „Baubotanisches Projekt“ mit mehr als zehn Bäumen aussehen könnte, das hat ein Fachplaner im Bauausschuss des Gemeinderats vorgestellt.
Zur präsentierten „Vision für einen Marktplatz der Möglichkeiten“, wie es Oberbürgermeister Richard Arnold formulierte, gehört auch die Idee, ein Feld aus Wasserfontänen zu bauen und weitere Bäume auf dem Marktplatz zu pflanzen.
Beispiele der Baubotanik aus Nagold, Ludwigsburg oder London
Jakob Rauscher vom Büro OLA („Office for Living Architecture“) aus Stuttgart zeigte zunächst, was Baubotanik bedeutet: dass Bäume mit einer architektonischen Struktur, etwa Stahlkonstruktionen, verwachsen und mit ihrem Größer werden nach und nach eine sehr stabile Einheit bilden. „Das Ziel ist, dass die Bäume langfristig das Tragwerk sind“, sagte Rauscher und zeigt Beispielbilder aus Nagold, Ludwigsburg („Grünes Zimmer“) oder die „Serpentine Gallery“ in London.
Keine Verlagerung möglich: Busse bleiben auf dem Marktplatz
Wenn eine solche Baum-Stahl-Kombination am Marktplatz statt des bisherigen Bushäuschens entstehen soll, ist der Platz begrenzt: Buswendekreise, bestehende Lichtmasten und Leitungen im Untergrund müssten berücksichtigt werden. Eine andere Lösung für den Busverkehr, der derzeit um den Wartebereich herum verläuft, hält die Stadtverwaltung nicht für denkbar. Für eine Verlagerung der Busse gebe es wegen des „hohen Verkehrsaufkommens in der Remsstraße“ derzeit keine Möglichkeit.
Zwei Baumarten sieht Jakob Rauscher dort als geeignet an: „Platanen, die mediterranes Flair schaffen oder auch Hainbuchen.“ Durch die Überlagerung von Baumkrone und Dach werde auf jeden Fall Aufenthaltsqualität geschaffen, mit Schatten, Verdunstungskühlung und Belüftung, weil Wind durchstreichen kann.
Aus den Fraktionen kamen viele positive Stimmen zu dieser Idee: „Wir versprechen uns davon eine Aufwertung, es sieht aktuell auf dem Unteren Marktplatz nicht so schön aus“, meinte etwa Tim-Luka Schwab (SPD).
Kritik gab es von Stadträten zum Ablauf der Planung: Warum nicht gleich bei der ersten Planung vor einem Jahr so konkret, die Frage stellte Martin Bläse (CDU): „Wir hatten den Auftrag erteilt zur Planung, und die sollte auch Standorte beinhalten.“ Dass die jetzt auf dem Marktplatz konkret werden, „darüber sind wir froh“.
Statt teurer Wasserfontänen lieber mehr Bäume?
Zur Idee des Wasserfontänenfelds gab es konträre Meinungen. „In den Partnerstädten sieht man, wie gut so etwas angenommen wird“, meinte etwa Karin Rauscher (FWF). Andere Stadträte sprachen sich dafür aus, das Geld lieber in Bäume zu investieren. Zum Vergleich: Ein solches Feld auf dem Stuttgarter Marktplatz hat etwa eine Million Euro gekostet. In Zwickau ist ein kleineres „Wasserlichtspiel“ für 205.000 Euro entstanden. „Wir sollten schauen, dass die Prioritäten auf den Bäumen liegen“, meinte etwa Andreas Benk (söl).
Geld reicht bisher nur zur Planung
Weitere Baumstandorte in der Mittelachse des Platzes und am Rand des Oberen Marktplatzes präsentierte Zeno Bouillon, Leiter des Garten- und Friedhofsamts – etwas, was die Stadtspitze vor einem Jahr noch ausgeschlossen hatte. Begründung damals: Dort würden Bäume Veranstaltungen wie dem Weihnachtsmarkt im Weg stehen. Nun sieht es OB Arnold so: „Wir haben den Ball aufgenommen und versucht auszuloten, was es für Möglichkeiten gibt.“ Dazu sei es nötig gewesen, „alle Interessen aufzuwiegen“, etwa von Handel, Anwohnern, der Gastronomie und Marktbetreibern. Im vergangenen Jahr hatten sich immer wieder Bürger in Initiativen, Aktionen und Leserbriefen für mehr Bäume auf dem Marktplatz starkgemacht.
Was die vorgestellten „Möglichkeiten“ kosten, sollten sie Realität werden, dazu gebe es noch keine Zahlen, so Zeno Bouillon. Gelder, die bisher dafür im Haushalt bereitgestellt sind – 200.000 Euro für die Baum-Haltestelle, 50.000 Euro für die Wasserfontänen – reichen im Wesentlichen nur zur Planung. „Für die Umsetzung sind keine Mittel etatisiert. Aber es gibt gute, attraktive Förderprogramme. Nur damit wäre es möglich, die Pläne umzusetzen.“
1,1 Millionen Euro für die „Grüne Urbanität“
Das Konzept „Grüne Urbanität“ ist ein Plan für die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre: An insgesamt 13 verschiedenen Orten in der Innenstadt sieht das im Februar 2023 beschlossene Konzept neue Begrünung vor. Der finanzielle Grundstock stammt aus den 3,3 Millionen Euro, die Gmünd durch das Programm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ bekommt. Davon sind 1,1 Millionen Euro für die „Grüne Urbanität“ vorgesehen.
Copyright Gmünder Tagespost, 21.03.2024