Wohnen im Salvatorpark: Nur was für Betuchte
Stadtentwicklung: Der Investor verpflichtet sich zu einem höheren Energiestandard, schafft aber keinen bezahlbaren Wohnraum. Immerhin eine Fraktion im Gmünder Gemeinderat findet das „inakzeptabel“.
SCHWÄBISCH GMÜND. KfW 40 – das soll bis 2025 der gesetzliche Energiestandard für Neubauten in Deutschland sein. Einfach gesagt: Der Primärenergiebedarf eines Efizienz-40-Hauses liegt bei 40 Prozent eines Neubaus. Das Projekt „Wohnen im Salvatorpark“ soll ebenfalls Effizienzstandard 40 erfüllen. Jedenfalls verpflichtet sich die Achte Schorndorfer Immobilien GmbH & Co. KG mit Geschäftsführer Gerald Feig dazu. Investor und Stadt haben das in einem sogenannten Durchführungsvertrag vereinbart.
Dass der Investor einen höheren Energiestandard einhalten will, finden alle Fraktionen im Gmünder Gemeinderat gut. Sogar die Grünen. Freilich vermissen sie „präzisere“ Vorgaben, etwa zur Fotovoltaik. Außerdem erinnerte Barbara Bijok an die „eigene Messlatte“ – Passivhausstandard. Und: Vor der endgültigen Entscheidung brauche es noch ein Klimagutachten, das die Auswirkungen des Baukörpers auf die Frischluftzufuhr untersuche.
Ulrich Dombrowski (Bürgerliste) war „fassungslos, dass Genehmigungsverfahren verzögert werden, indem immer wieder neue Bedenken vorgeschoben werden“.
Andere Investoren wären längst abgesprungen, meinte Peter Vatheuer (FDP/FW). Constanze Schwarzkopf-Streit (Freie Wähler Frauen) fand es gut, dass Feig immer noch dabei sei.
Sebastian Fritz schloss sich den Grünen an. „Völlig unzufrieden“ zeigte sich der Linken-Stadtrat aber mit der Vereinbarung über bezahlbaren Wohnraum. Den müssen seit einem Gemeinderatsbeschluss vom 16. Dezember 2020 alle Bauträger schaffen. Doch fürs Wohnen im Salvatorpark gilt das nicht. Der Investor kauft sich frei – mit 114 000 Euro. Fritz hält es für „inakzeptabel“, dass der Gemeinderat von seinem Beschluss abweichen soll, ohne über die Details gesprochen zu haben. Laut Gemeinderatsbeschluss müsste der Investor vier der geplanten 25 neuen Wohnungen 33 Prozent unterhalb der ortsüblichen Vergleichsmiete vermieten. Bei 12 Euro pro Quadratmeter ergeben sich jene 114 000 Euro als Ablöse. Fritz ärgert sich: Seit Dezember 2020 sei auf dem freien Markt nicht eine Wohnung in diesem Segment gebaut worden. Das stimmt so aber
wohl nicht. Auf Nachfrage der Rems-Zeitung nennt Rathaussprecher Markus Herrmann zwei Beispiele, bei denen bezahlbarer Wohnraum geschaffen wurde und wird – nämlich in den Hoffnungshäusern und aktuell in den Fehrle-Gärten. Fritz verwies auch auf das Beispiel Aalen. Die Stadt hat 2017 eine Quote zur Schaffung von gefördertem Wohnungsbau eingeführt. Sie gilt bei Verkäufen städtischer Bauplätze und bei städtebaulichen Verträgen mit Investoren. Als Quote für
den geförderten Wohnungsbau wurden 25 Prozent der neu zu schaffenden Wohneinheiten und 20 Prozent der Wohnflächen beschlossen. Im Oktober wurden im Aalener Gemeinderat diese Zahlen bekannt gegeben: Rund 155 neue geförderte Wohnungen mit 10 740 Quadratmeter Wohnfläche sind entstanden oder entstehen derzeit. Weitere Projekte seien in der Bauplanungsphase, aber noch nicht in der Antragsphase für den Zuschuss zum Aalener Modell. Übrigens: Zum 1. November hat Aalen die Quote zur Schaffung von gefördertem Wohnungsbau auf 30 Prozent der neuen Wohneinheiten erhöht.
Copyright Rems Zeitung, 23.12.2022 Alexander Gässler