Den Schülern mehr Zeit geben
Die Zustimmung des Gemeinderatesam 9. Juni scheint nur noch eine Formsache zu sein. Bei der abermaligen Vorstellung der Resolution an das Kultusministerium im Verwaltungsausschuss/Eigenbetriebsausschuss gab es seitens der Gmünder Stadträte große Zustimmung, wenngleich es manchen an Detailliertheit fehlte. Konkret soll mit der Resolution mehr Zeit und Flexibilisierung zugunsten der Schüler gefordert werden. Die Resolutionsoll, so heißt es in der Vorlage, „einen möglichen Weg hin zur Verlängerung des kommenden Schuljahres aufzeigen, um den Schülern die Möglichkeit zu bieten,Versäumtes auch tatsächlich nachzuholen“.Die Erfahrung zeige, dass die Corona-Krise an den Schulen die gleichen schlimmen Auswirkungen habe wie in anderen Bereichen, führte Bürgermeister Christian Baron in das Thema ein. Die Debatte zum Resolutionsentwurf habe gezeigt, dass das Problem noch vielschichtiger sei als in der Vorlage dargestellt. Ganz bewusst sind in der Resolution keine konkreten Lösungen und Ideen aufgeführt. Wenn man sich auf die Kernaussagen konzentriere, dann bekomme das Ganze mehr Gewicht, erklärte Baron hierzu. Und nannte folgende Kernbotschaft: „Die Schulen brauchen deutlich mehr Zeit, mehr Flexibilität und Vertrauen.“Von Veit Botsch, Geschäftsführender Schulleiter der Gmünder Gymnasien, gab es Ausführungen zur aktuellen Situation. Die Schüler seien seit über 150 Tagen nicht mehr an der Schule gewesen, die Folgen seien ganz unterschiedlich. Botsch: „Es gibt Schüler, die gelernt ha-ben, mit der Situation zurechtzukommen. Aber es gibt auch welche, die den Anschluss verloren haben.“ Man müsse ersteinmal feststellen, wo es Lücken gebe. Dass die Resolution sehr allgemein gehalten ist befürwortet der Schulleiter des Hans-Baldung-Gymnasiums. „Die Schulen sind so verschieden, dass man schulspezifisch Probleme angehen muss. “Botsch machte auch deutlich, dass das nur über Lernbrücken nicht funktionieren wird. „Die Bedarfe an den Schulen sind sehr unterschiedlich“, sagte auch Adelheid Singer-Luschka, die in Vertretung von Daniela Maschka-Dengler (Ge-schäftsführende Schulleiterin der Gmünder Grund-, Haupt- und Realschulen) am Mittwoch an der Hybridsitzung teilnahm. Sie unterstrich ebenfalls die Wichtigkeit der Kernthemen Zeit, Flexibilität und Vertrauen. Es brauche Zeit, um zu schauen, was das einzelne Kind benötige. Und es brauche Ressourcen; „die haben wir anden Schulen nur bedingt“. Den Schülern fehlten nicht nur Deutsch, Mathe, Englisch, es fehlten ihnen auch Erfahrungen und Gemeinschaft, so die Schulleiterin der Adalbert-Stifter-Realschule.„Wir werden die Resolution am 9. Juni so einbringen in den Gemeinderat und dann so schnell wie möglich an das Kultusministerium schicken“, so Oberbürgermeister Richard Arnold zum weiteren Vorgehen. Stadtrat Thomas Krieg (Grüne) störte sich an dem Halbsatz der Resolution „nicht in Form von hohen Geldsummen“. Man dürfe, so findet er, nicht von vorneherein sagen, dass das Ganze kein Geld koste. Sebastian Fritz zeigte sich überrascht. „Ich bin davon ausgegangen, dass wir über konkrete Maßnahmen sprechen.“ Die Resolution bleibe sehr oberflächlich, es seien keine konkreten Forderungen damit verbunden. Dennoch signalisierte er für seine Fraktion, die Linke, Zustimmung. Die Möglichkeit, später individuell nachzusteuern, sei gut. Er nannte außerdem einen konkreten Vorschlag: Die Studenten der Pädagogischen Hochschule seien auch gebeutelt wegen Corona. Es wäre gut, wenn man erwirken könne, dass diese zum Praxissemester an die Schulen gehen können und das ganze auch vergütet bekommen. Hierzu erklärte Bürgermeister Baron, dass seitens der Stadt bereits etwas in Planung sei und hierfür Mittel aus dem Bildungs- undTeilhabepaket entnommen werden. Uwe Beck (SPD) machte den Vorschlag, dass zu der Flexibilität auch eine Entschleunigung des Lehrplanes hinzukommen müsse. Auch Karin Rauscher (Freie Wähler Frauen) fehlt es „ein bisschen an Strategien für Lösungen“. Der Personaleinsatz sei zudem mit mehr Geld verbunden, findet sie. Rauscher erkundigte sich nachdem angedachten Zeitplan. Baron sprach von einer langfristigen Aufgabe und kündigte an, dass man sich vermutlich nach den Sommerferien „ans Aufräumen“ mache.Unabhängig von der Resolution informierte Veit Botsch darüber, dass man vom Ministerium fordere, dass das Abitur 2022 dieselben Bedingungen habe wie das diesjährige Abitur, also eine größere Auswahl an Aufgaben und mehr Zeit.
Copyright, Rems Zeitung 14.05.2021