Keine Mehrheit für die Fahrradstraße: So viel verschwendete Arbeit
Redakteur Bernd Müller schreibt in seinem Kommentar über den Streit beim Thema Fahrradstraße und stellt eine zentrale Frage.
Unterschriften, Leserbriefe, Fürsprecher, Gegner: Der Plan, die Klarenbergstraße zur Fahrradstraße zu machen, scheint im Moment Streitthema Nummer eins in der Stadt. Wie konnte das passieren, wo sich doch alle einig waren: Die Wege für den Radverkehr in der Stadt sollen besser werden, so hat es der Gemeinderat vor drei Jahren einstimmig beschlossen.
40 Parkplätze betroffen
Allgemein ist einfach, der Einzelfall offenbar nicht: Im Zentrum des Streits steht die Erkenntnis, dass mehr Platz für die einen in der Regel nur geht, wenn andere weniger haben. Im Klartext: 40 Parkplätze müssten weichen. Das ist die zentrale Frage in dieser Straße geworden, sie gilt an vielen Stellen der Stadtplanung. Kann man Autofahrern etwas wegnehmen, was jeder in deren Situation schätzen würde: dass man vor dem Haus parken kann? Ein Recht darauf hat keiner, es muss nicht zwingend so sein: Rund um den Marktplatz wohnen viele Menschen, die ihr Auto ein Stück weit entfernt in einer Tiefgarage parken.
Ist es das wert?
Vor 50 Jahren gab es zig Parkplätze auf dem Marktplatz, mit der Fußgängerzone wurden sie abgeschafft. Bei der Fahrradstraße stellt sich die Frage: Ist es das wert? Es gibt nachvollziehbare Argumente auf beiden Seiten: Eine Radstraße wäre sicherer und einladender als die jetzige Tempo-30-Zone – in der sich aber auch jetzt schon abseits des großen Verkehrs ganz gut radeln lässt. Immerhin gibt es einen Minimalkonsens: Die Einmündung der Klarenbergstraße stadteinwärts muss sicherer werden, nicht nur für Radfahrer, sondern für alle. Eine schmerzhafte Frage bliebe: Wozu die vielen teuren Arbeitsstunden von Planern, die nun in der Tonne landen könnten?
Copyright Gmünder Tagespost, 30.01.2025