„Sparen, koste es, was es wolle“
Klinikdebatte Das Bündnis Klinikerhalt ärgert sich über „unausgegorene Sparpläne“.
Schwäbisch Gmünd. Große Irritation, viel Unverständnis und zu viele offene Fragen habe es bei den Mitgliedern des Bündnisses Klinikerhalt über den Plan des Landrates zur Reduzierung des
Defizits bei den Ostalbkliniken gegeben, schreibt das Bündnis in einer Pressemitteilung.
Der Landrat will am 23. Juli im Kreistag darüber abstimmen, wie das 60-Millionen-Defizit abgebaut werden kann. Die Versammlung sei sich einig gewesen, dass dies nur sinnvoll sei,
wenn detailliert offengelegt wird, wodurch das Defizit entstanden ist und wie sich die geplanten Vorhaben finanziell rechnen sollen. Klare Rechnung gefordert Es sei keine Lösung, einzelne Abteilungen hin- und herzuschieben und dafür Investitionsgelder auszugeben. Es müsse eine klare
Rechnung auf den Tisch, die beweist, welche Einsparungen dann möglich sind. Für das Bündnis sei die Verlegung der Urologie von Ellwangen nach Mutlangen ein Schildbürgerstreich. Hochwertige und gut funktionierende Abteilungen an einen anderen Ort zu packen, sei mit gesundem Menschenverstand nicht zu verstehen. Dies sei aber notwendig, weil in Ellwangen die Chirurgie aufgelöst wird.
„Es ist zum Beispiel auch ein Unding, die funktionierende und bestens ausgestattete Kinderklinik von Mutlangen nach Aalen zu verlegen“, meint der Fraktionsvorsitzende von söl im Gmünder
Gemeinderat, Sebastian Fritz. Dazu müsse die Ostalbklinik in Aalen neue Strukturen schaffen, die in Mutlangen bereits vorhanden sind. Außerdem sei die Erreichbarkeit ein Riesenproblem. Zudem stelle sich die Frage, ob das Personal diesen Schritt mitgeht oder sich anders orientiert. Falls nicht, müssten wieder viele teure Honorarkräfte von extern beschäftigt werden. Petition gegen Verlegung
Erst vor kurzem hätten sich in einer Petition über 100.000 Bürgerinnen und Bürger gegen eine
Verlegung ausgesprochen. Die Mitglieder des Bündnisses Klinikerhalt können laut eigener Aussage nicht nachvollziehen, warum gut aufgestellte Bereiche verlegt und dafür am anderen Standort neue Strukturen aufgebaut werden müssen. Wo sei da der Spareffekt? „Eine Verwaltung, die viel Zeit
und viele Fachleute zur Vorbereitung hatte, kann vom neu gewählten, ehrenamtlichen Kreistag nicht verlangen, dass er innerhalb von gut zwei Wochen alles absegnet“, meint Bündnissprecher Jo Frühwirth, „Der Kreistag darf sich das nicht gefallen lassen und muss die Beschlussfassung verschieben.“
Dieser Forderung schloss sich die Versammlung an. Im Ostalbkreis fehle bisher eine umfassende Diskussion, welche Gesundheitsversorgung sich die Bürger in der Fläche wünschen. „Man kann nur vermuten, dass hinter all diesem schnellen Entscheidungsdruck eine Strategie steckt“, meinte ein Anwesender. „Es wird jetzt investiert und am Ende ist für den Bau der Zentralklinik kein Geld mehr da. Dann wird die Ostalbklinik Aalen halt zum Regionalversorger umfunktioniert.“ Für Gmünd und den Rettungsdienst wäre das eine Katastrophe, so das Bündnis.
Copyright Gmünder Tagespost, 06.07.2024